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Wild, Achilles

Erster und legendärer „Meister von Deutschland“ im Rudern.

Achilles Wild
Achilles Wild
Fotografie von Adolf Schwalbach.
Bildquelle: Institut für Stadtgeschichte, Ffm. (Sign. S1/541, Nr. 1, Bl. 20).
© entfällt. Diese Abbildung ist gemeinfrei.
Achilles Wild (Porträt)
Achilles Wild
Porträtfotografie von Adolf Schwalbach.
Bildquelle: Institut für Stadtgeschichte, Ffm. (Sign. S1/541, Nr. 1, Bl. 1).
© entfällt. Diese Abbildung ist gemeinfrei.
Wild, Achilles. Kaufmann. Metzgermeister. Rudersportler. Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.* 29.10.1854 Ffm., Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.† 6.4.1917 Ffm.
Siebtes Kind des Handelsmanns Simon Moritz W. und dessen Ehefrau Maria Theresia, geb. Röder. Verheiratet (seit 1889) mit Magdalena Sibylla, gen. Helene, W., geb. Grünewald, verw. Fränznick (1840-1919).
Schon als Schüler und später während einer kaufmännischen Ausbildung widmete sich W. in seiner Freizeit dem Turnen. Bei dem Turnfest auf dem Feldberg im Taunus 1877 belegte er einen ersten Platz. Nachdem er die Schule 1870 kurz vor dem Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges mit dem Zeugnis der Reife verlassen hatte, konnte er als 16-Jähriger nicht ins Heer aufgenommen werden; er trat daher in das freiwillige Sanitätskorps ein und war während des Krieges in Lazaretten in Saarbrücken und Ffm. eingesetzt. Für seine Dienste wurde er 1871 mit der Kriegsdenkmünze für Nichtkombattanten ausgezeichnet. Neben dem Turnen begann W. 1872, mit Freunden zu rudern. Auf seine Bewerbung hin wurde er mit Schreiben vom 16.4.1874 als Mitglied in die seit 1869 bestehende Ffter Rudergesellschaft „Germania“ aufgenommen, zu deren Gründungsmitgliedern sein Cousin, der Kaufmann Adolf Maximilian W. (1854-1907), gehörte. Sogleich wurde W. in den Kader integriert und war an den aufsehenerregenden Erfolgen der Rudergesellschaft 1874 in Rotterdam und Amsterdam sowie 1875 in Hamburg beteiligt. Bei der jährlich zu Ehren des Kaisers veranstalteten Regatta auf der Lahn bei Bad Ems siegte am 6.7.1877 der „Germania“-Vierer mit Steuermann, besetzt mit Meixner, Bautze, Ludwig, Elz und W. und bekam den Preis von Wilhelm I. persönlich überreicht. Am 1.10.1877 trat W. in der 1. Kompanie des 1. Hessischen Regiments Nr. 81 in Ffm. seinen einjährig-freiwilligen Militärdienst an. Er wurde später noch zweimal zum Dienst mit der Waffe einberufen und gehörte in dieser Zeit als Vize-Feldwebel dem Reserve-Landwehr-Bataillon Frankfurt a. M. Nr. 80 an.
In den 1880er Jahren wurde W. zu einem der erfolgreichsten und populärsten Rudersportler in Deutschland. „Bei einer Körpergröße von 1,81 Meter und einem Wettkampfgewicht von rund 80 Kilogramm galt Wild als Naturtalent, der als Autodidakt sowohl im Einer als auch im Vierer und Achter an den Start ging. Der um 1880 gebildete ‚Germania‘-Vierer mit Lang, Wild, Söllner und Waltz dominierte fast ein Jahrzehnt nach Belieben die Hauptregatten in Berlin, Ems, Frankfurt am Main, Hamburg, Mainz, Mannheim und Wien.“ (Bauer: Ffter Rudergesellschaft Germania 1994, S. 23.) Auch international erlangte die Ffter Rudergesellschaft „Germania“ große Bekanntheit und konnte bei der schon damals legendären Henley-Regatta auf der Themse in England 1880 in einem Achter mit der Besetzung de Neufville, Waltz, Lang, W., Söllner, Scherlenzky, Meixner, Pflüger und Steuermann Cronau nach zwischenzeitlicher Führung einen guten zweiten Platz belegen. Am 13.8.1882 wurde in Ffm. die erste deutsche Meisterschaft im Rudern ausgetragen. Es fanden Regatten für Zweier-, Vierer- und Achter-Konkurrenzen statt. Der Titel „Meister von Deutschland“ wurde allerdings nur im Skiff (Einer) vergeben. Um 15.30 Uhr starteten auf einer 2.500 Meter langen Strecke auf dem Main die Skuller Jean Bungert aus Mannheim, Heinrich Hintermann aus Wien, Philipp Klein aus Offenbach sowie W. und Adolf Meixner für die Ffter Rudergesellschaft „Germania“ vor tausenden Zuschauern, die sich auf dem Festplatz an der Gerbermühle versammelt hatten. W. konnte das Rennen mit 30 Sekunden Vorsprung auf den Zweitplatzierten Hintermann für sich entscheiden. Für den zukünftigen Meister hatten die Mitglieder der „Germania“ einen Brillantstern mit zwei von Smaragdkränzen umrandeten goldenen Rudern als Ehrenzeichen gestiftet. Nachdem W. zwischen 1884 und 1886 den Titel „Meister von Deutschland“ dreimal in Folge errungen und darüber hinaus der „Germania“ im Jahr 1886 zu insgesamt zehn Siegen verholfen hatte, ging der Brillantstern in sein Eigentum über. Auch 1887 und 1888 wurde W. zum „Meister von Deutschland“ und damit zu einer Legende des deutschen Rudersports. Mit dem sechsten Meistertitel 1888 beendete er seine Karriere als Skuller und startete bis 1896 nur noch im Riemenboot. Insgesamt errang W. in 22 Jahren 105 Siege (bei 37 Niederlagen) und zählt damit bis heute zu den erfolgreichsten deutschen Ruderern aller Zeiten. Nach seiner aktiven Zeit als Ruderer war er noch in der Nachwuchsarbeit der „Germania“ tätig. In seinem Testament vom 21.1.1917 legte W. fest, dass seine Ruderpreise und Medaillons durch seine Erben nicht veräußert werden sollten, „sondern später der Fftr. Rudergesellschaft ‚Germania‘ mit der Bestimmung übergeben werden, dass dieselben immer gut im Stande erhalten bleiben & einstens der Stadt Frankfurt a/M. mit einer Widmung von mir [W.] übergeben werden“.
Ein Porträt W.s (von Heinrich Michaelis, 1883) im Vereinshaus der Ffter Rudergesellschaft „Germania“ erinnert an die großen Erfolge des Athleten für den Verein und den deutschen Rudersport. Zum 25. Vereinsjubiläum ließ die Rudergesellschaft 1894 eine Erinnerungsmedaille prägen, die auf dem Avers das Porträt von W. und den Schriftzug „Unser Achill!“ zeigt.
Grabstätte auf dem Ffter Hauptfriedhof (Gewann A 194). Das von dem Bildhauer Richard Petraschke geschaffene Grabmal (mit bronzenem Porträtmedaillon, 1918) widmete die Ffter Rudergesellschaft „Germania” ihrem „Altmeister”.

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Marcel De Capitani.
Artikel in: Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 560, verfasst von: Birgit Weyel.

Lexika: Erche, Bettina: Der Ffter Hauptfriedhof. Hg. v. Ffter Denkmalforum, den Freunden Fft.s [u.] der Müller-Klein-Rogge-Stiftung. Supplementband zur Denkmaltopographie Stadt Ffm. Hg. v. Denkmalamt der Stadt Ffm. in Zusammenarb. m. d. Landesamt für Denkmalpflege in Hessen. Ffm. [Copyright 1999]. (Beiträge zum Denkmalschutz in Ffm., Bd. 11; / Teil der Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland).Denkmaltop. Hauptfriedhof, S. 147. | Richel, Arthur: Katalog der Abteilung Fft. [der Ffter Stadtbibliothek]. Bd. 2: Literatur zur Familien- und Personengeschichte. Ffm. 1929.Richel, S. 642. | Schrotzenberger, Robert: Francofurtensia. Aufzeichnungen zur Geschichte von Ffm. 2., vermehrte u. verbesserte Aufl. Ffm. 1884.Schrotzenberger, S. 274.
Literatur:
                        
Bauer, Thomas: 125 Jahre Ffter Rudergesellschaft Germania 1869 e. V. Ffm. 1994.Bauer: Ffter Rudergesellschaft Germania 1994.
Quellen: Der Wink für Haus und Werk in Bild und Wort. [Untertitel ab Februar/März 1928: Das Magazin der Hausfrau.] Hg.: Ffter Gasgesellschaft, Ffter Kohlen- und Koks-GmbH, Vereinigte Installationsgeschäfte Ffter Gasgesellschaft und Karl Winterstein GmbH. 36 Nummern. Ffm. 1925-28.Der Wink, Nr. 26, Okt. 1927, S. 11f. (mit Porträtfoto). | Ffter Nachrichten. Ffm. 1855-1934. [Zunächst als Nachrichtenbeilage des Intelligenzblatts, dann ab 1910 als Zeitung unter dem Titel „Ffter Nachrichten und Intelligenzblatt“ erschienen.]Zur Enthüllung des Gedenksteins für Achilles Wild auf dem Ffter Hauptfriedhof, 27.10.1918: FN, Nr. 297, 26.10.1918, Morgen-Ausgabe, Beiblatt, S. 5; Nr. 300, 29.10.1918, Morgen-Ausgabe, Beiblatt, S. 5. | ISG, Kirchen- bzw. Standesbücher: Heiratsbücher, Ffm., 1533-1848 bzw. 1849-1939.Eintrag der Heirat mit Magdalena Sibylla Fränznick, geb. Grünewald, Ffm., 24.4.1889: ISG, Kirchen- bzw. Standesbücher: Heiratsbuch, Bestand STA 11/155: Standesamt Ffm. I, Heiratsurkunde 1889/I/482 (Bd. 2, Bl. 133). | ISG, Kirchen- bzw. Standesbücher: Toten-/Sterbebücher (Beerdigungs- bzw. Sterbebücher), Ffm., 1565-1850 bzw. 1851-1989.Sterbeurkunde der Ehefrau Magdalena Sibylla Wild, geb. Grünewald, gest. am 11.11.1919: ISG, Kirchen- bzw. Standesbücher: Toten-/Sterbebuch, Bestand STA 12/571: Standesamt Ffm. I, Sterbeurkunde 1919/I/1553 (Bd. 3, S. 357). | ISG, Bestand Nachlässe (S1).Familiennachlass Wild: ISG, S1/541. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/4.097. | Frdl. Mitteilungen an d. Verf.Mitteilungen von Kirsten Schwartzkopff, Chronistin der Ffter Rudergesellschaft „Germania“, per E-Mails vom 17.10.2023 u. 18.10.2023.
Internet: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, Hg.: Wikimedia Foundation Inc., San Francisco/Kalifornien (USA). https://de.wikipedia.org/wiki/Achilles_WildWikipedia, 10.8.2023.

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Empfohlene Zitierweise: Capitani, Marcel De: Wild, Achilles. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/1740

Stand des Artikels: 26.10.2023
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 09.2023.