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Dirmstein, Hans

Dirmstein (auch: Dirnsteyn), Hans. Goldschmied. Miniaturmaler. * 1435 Ffm., † September 1494 Ffm.
Aus alteingesessener patrizischer Goldschmiedsfamilie.
Arbeitete seit 1459 in der Werkstatt seines Vaters, des Goldschmieds Peter D. (erw. 1423-1475). Um 1460 heiratete D. Guda von Rumpenheim (1441-1488), die als Mitgift das Haus Großer Laubenberg auf dem Samstagsberg mit in die Ehe brachte. Dort lebte D. bis zu seinem Tod 1494. Seine Werkstatt hatte er im Hinterhaus des Großen Laubenbergs, dem Haus Rosenbaum am Rapunzelgäßchen, das er, selbst vermögend, zur Mitgift seiner Frau dazu gekauft hatte. 1464 verließ ihn seine Frau und zog wieder zu ihren Eltern. Der Rat der Stadt musste eingeschaltet werden, der dann erst den Streit schlichten und die Rückkehr der Frau Guda bewirken konnte. Es wird vermutet, dass die erste der „D.-Handschriften“ anlässlich der Versöhnung mit seiner Frau entstanden ist. Seit 1483 Geselle auf Frauenstein. D. wurde 1494 von der Bruderschaft der Abenteurer von St. Nicolai, der er angehörte, im Barfüßerkloster zu Grabe getragen.
D. gilt als einer der vielseitigsten Künstler im mittelalterlichen Ffm. Von seinen Goldschmiedearbeiten ist nur ein Werk erhalten: das silbergetriebene Kopfreliquiar des heiligen Petrus in der Stiftskirche von Aschaffenburg (1473), eine der kunstvollsten Arbeiten der gotischen Plastik. Als Architekt und Bauornamentiker war D. bei der Errichtung des reichverzierten Portalvorbaus für die Römerfassade (1483; entfernt am Ende des 18. Jahrhunderts) tätig. Unter seiner Leitung waren viele andere Künstler daran beteiligt.
In den Ratsakten wird D. als Maler bezeichnet. Seine Kunstfertigkeit als solcher stellte er in den nach ihm benannten „D.-Handschriften“ („Die sieben weisen Meister“, 1471, und „Salomon und Morolf“, 1479) unter Beweis. Die Handschriften enthalten eine Bearbeitung der Sagenstoffe in Versen, illustriert mit insgesamt 85 kolorierten Federzeichnungen, die ein anschauliches Bild mittelalterlichen Lebens vermitteln. Die Annahme von Walther Karl Zülch, dass D. den Prosa-Stoff selbst in Verse gesetzt habe, lässt sich jedoch nicht halten. Wohin die Handschriften, die ursprünglich für den Hausgebrauch in D.s eigener Bibliothek gedacht waren, nach dessen Tod gelangten, ist nicht geklärt. 1790 tauchten sie in einem Hamburger Antiquariat auf, wo sie der Shakespeare-Übersetzer Johann Joachim Eschenburg erwarb. Als „Eschenburg-Handschriften“ gingen sie in die Philologie ein. Obwohl D. sich als Urheber selbst nennt, brachte man den Namen nicht mit dem Ffter Goldschmied in Verbindung, sondern hielt ihn für einen mönchischen Schreiber. Nach Eschenburgs Tod (1820) wurden die Handschriften versteigert und waren lange verschollen. Der Kunsthistoriker Walther Karl Zülch entdeckte sie 1929 im Verlagshaus Vieweg in Braunschweig wieder, von wo sie auf Umwegen über Berliner Eigentümer 1937 in den Besitz der Ffter Stadtbibliothek gelangten.

Artikel aus: Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 160, verfasst von: Sabine Hock.
Dieser Artikel wurde noch nicht abschließend für das Frankfurter Personenlexikon überarbeitet.
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Lexika: Neue Deutsche Biographie. Hg. v. d. Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bisher 27 Bde. (bis Wettiner). Berlin 1953-2020.Robert Diehl in: NDB 3 (1957), S. 741. | Thieme, Ulrich/Becker, Felix: Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. 37 Bde. Leipzig 1907-50.Thieme/Becker 9 (1913), S. 328 (unter Dirmsteyn). | Zülch, Walther Karl: Ffter Künstler 1223-1700. Ffm. 1935, unveränderter Nachdr. 1967.Zülch, S. 172-177.
Literatur:
                        
Friedrich, Markus/Müller, Monika E. (Hg.): Zacharias Conrad von Uffenbach. Büchersammler und Polyhistor in der Gelehrtenkultur um 1700. Berlin/Boston 2020. (Wissenskulturen und ihre Praktiken 4).Fürbeth, Frank: Privater Buchbesitz in Fft. vom Spätmittelalter bis zu Zacharias Conrad von Uffenbach. In: Friedrich/Müller (Hg.): Zacharias Conrad von Uffenbach 2020, S. 93-123, hier S. 96f., 104.
Quellen: ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/1.976.

GND: 135666325 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
© 2024 Frankfurter Bürgerstiftung und bei dem Autor/den Autoren
Empfohlene Zitierweise: Hock, Sabine: Dirmstein, Hans. Artikel aus der Frankfurter Biographie (1994/96) in: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/2023

Stand des Artikels: 27.11.1987