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Fuld, Harry

Gründer des Fuldkonzerns.

Fuld, Harry Herz Salomon. Jugoslawischer Konsul. Kaufmann und Fabrikant. Kunstsammler. * 3.2.1879 Ffm., † 26.1.1932 Zürich.
F. wollte in die Antiquitätenhandlung seines Großvaters, die Firma „J. & S. Goldschmidt“, eintreten, doch versagte ihm die Familie die Teilhaberschaft daran. Nach Abschluss der Realschule absolvierte er eine Lehre im Bankhaus J. A. Schwarzschild Söhne, dann Volontariate in bedeutenden Firmen in London, Paris und Brüssel. In Brüssel lernte F. das amerikanische Vermietungsgeschäft für Haustelefonanlagen kennen. 1899 machte er sich in dieser Branche unter der Firma „Deutsche Privat-Telephon-Gesellschaft“ in Ffm. selbstständig. Mit jugendlichem Elan und außergewöhnlichem Organisationstalent setzte er das bisher in Deutschland unbekannte System der Vermietung von Haustelefonanlagen in betriebsfertigem Zustand auch hier durch, und innerhalb weniger Jahre konnte er von Ffm. aus ein Netz von Filialen seines Unternehmens in Deutschland aufbauen. Daneben begann F. mit der Entwicklung und Fabrikation von Telefonapparaten. Diese Aufgabe übertrug er dem Elektrotechniker Carl Lehner, der bald Teilhaber der Firma wurde. Die von Lehner gebauten Telefonapparate wurden schon 1900 von der Reichspost zum Anschluss an das amtliche Telefonnetz zugelassen. Um 1925 war aus der Firma ein großer Vermietungskonzern geworden, der einen wesentlichen Teil der privaten Fernsprechanlagen in Deutschland und Europa gebaut hatte und unterhielt. Zugleich befasste sich F. mit der Herstellung elektrischer Uhren und entwickelte darin ein eigenes System, das die dafür gegründete „Elektrozeit-AG“ noch 1918 erfolgreich vertrieb. F. schloss dem Unternehmen weitere Tochtergesellschaften für andere Aufgaben der Schwachstromtechnik (Signal- und Alarmanlagen, Warenverkaufsautomaten, Freistempler, Fotowaagen etc.) an, deren Aufsichtsräten er angehörte. So entstand ein Schwachstromkonzern mit über 100 Gesellschaften und einem ausgedehnten Filialnetz, an dessen Spitze die 1928 aus Ffter Stammhaus und Fabrikationsbetrieb gebildete „H. Fuld & Co. Telephon- und Telegraphenwerke AG“ stand. Der F.konzern, ungewöhnlich in seiner technischen und kaufmännischen Entwicklung sowie stark geprägt durch die Persönlichkeit seines Gründers, war um 1930 in seiner Branche führend und hatte Weltruf. F. selbst war zu dieser Zeit nur noch formell Aufsichtsratsvorsitzender des Konzerns und war nach Berlin übergesiedelt, um von dort aus das Börsengeschäft besser im Griff zu haben.
In F.s bedeutender Kunstsammlung befand sich u. a. das Gemälde „Le Mur Rose“ von Matisse, das von F.s Sohn Peter Harry F. (1921-1962) bei seiner Emigration aus Deutschland 1937 zurückgelassen werden musste, dann in die Privatsammlung eines SS-Offiziers gelangte und – nach der Restitution an die rechtmäßigen Erben 2008 – mit großzügiger Unterstützung von Sponsoren 2010 für das Jüdische Museum Ffm. angekauft werden konnte.
Das von F. gegründete Unternehmen firmierte seit 1935 unter „Telefonbau und Normalzeit AG“, seit 1937 unter „Telefonbau und Normalzeit Lehner & Co. KG“ („T & N“) in Ffm. und gehörte jahrzehntelang, zuletzt als „Telenorma“, zu den bedeutendsten Ffter Firmen.
Harry-F.-Straße im Gallusviertel.

Artikel aus: Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 232f., verfasst von: Sabine Hock.
Dieser Artikel wurde noch nicht abschließend für das Frankfurter Personenlexikon überarbeitet.
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Lexika: Neue Deutsche Biographie. Hg. v. d. Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bisher 27 Bde. (bis Wettiner). Berlin 1953-2020.Franz Lerner in: NDB 5 (1961), S. 725f. | Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft. 2 Bde. Berlin 1930/31.Reichshdb. 1930/31, S. 507f.
Literatur:
                        
Museum Giersch (Hg.): Expressionismus im Rhein-Main-Gebiet. Künstler – Händler – Sammler. Katalogred.: Christoph Otterbeck, Birgit Sander, Manfred Großkinsky, Sophia Dietrich. Ffm./Petersberg 2011.Kat. Expressionismus im Rhein-Main-Gebiet 2011, bes. S. 253, 396f. | Lerner, Franz (Hg.): Das tätige Fft. im Wirtschaftsleben dreier Jahrhunderte (1648-1955), zugleich ein Handbuch der Altffter Firmen. Ffm. 1955.Lerner: Das tätige Fft. 1955, S. 335-339. | Wenzel, Mirjam/Kößling, Sabine/Backhaus, Fritz (Hg.): Jüdisches Fft. Von der Aufklärung bis zur Gegenwart. Katalog zur Dauerausstellung des Jüdischen Museums Fft. München 2020.Wenzel/Kößling/Backhaus (Hg.): Jüd. Fft. 2020, S. 107; vgl. auch S. 143.
Quellen: ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/12.706. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S3 (mit Kleinschriften, bes. Zeitungsausschnitten, zur Ortsgeschichte).ISG, S3/1.954 (Telenorma GmbH: bis 1969).

GND: 136471404 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise: Hock, Sabine: Fuld, Harry. Artikel aus der Frankfurter Biographie (1994/96) in: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/2322

Stand des Artikels: 27.5.1988