Jüngster Sohn eines Tischlermeisters. Verheiratet (seit 1877) mit Anna Christina
Margaretha J., geb. Hettler (1856-1924), Tochter eines wohlhabenden Ffter Schneidermeisters und Schwester eines Turnfreunds von J.
Von 1857 bis 1861 Lehre bei Schneidermeister Franz Hinrich Fischer in Hamburg. Seit 1861 Wanderschaft als Schneidergeselle durch Deutschland (u. a. in München, dort Besuch von Vorträgen des Arbeiterbildungsvereins und Nebentätigkeit als Ankleider am Hoftheater), die Schweiz (u. a. in Bern), Österreich mit Böhmen, Frankreich (u. a. in Lyon und Marseille) und Italien sowie schließlich in Paris (1866-67, dort Unterricht im Zuschneiden bei Professor de la Bié) und London (1867-68). Seit 1868 Anstellung als Zuschneider bei der bedeutenden Herrenschneiderei Stammwitz in London. Als Mitglied der „Metropolitan Foreman Tailors’ Society“ hielt J. in London Vorträge über französische Zuschneidekunst, gab einen privaten Kurs im Zuschneiden nach französischer wie englischer Art und erstellte für seine Schüler ein eigenes Lehrbuch im Zuschneiden aller Sorten von Herren- und Damenkleidung. Im Mai 1871 kam er von London nach Ffm., das er bei zwei kurzen Aufenthalten auf der Durchreise während seiner Wanderjahre kennengelernt hatte (1861/63), und begann als Zuschneider bei
Carl August Christian Volkert, einem der führenden Ffter Herrenschneider, damals Zeil 69 (neu: 127) nahe der Hauptwache. Dessen Geschäft übernahm J. zum 1.1.1879 in eigener Leitung. Nachdem er auf der Allgemeinen Deutsche Patent- und Musterschutz-Ausstellung in Ffm. 1881 mit einer Goldenen Medaille ausgezeichnet worden war, führte er die Schneiderei unter seinem Namen („J. C. Jureit“) weiter. Bald erwarb er ein Geschäftshaus, am Roßmarkt 12, das er unter kompletter Neugestaltung der Fassade von dem Architekten
Heinrich Schmidt umbauen ließ, um den Betrieb mit der Werkstätte zum 1.2.1884 dorthin zu verlegen. Die Firma stieg rasch zu einer der führenden Maßschneidereien Deutschlands auf und genoss zeitweise internationalen Ruf. Ursprünglich nur „Herrenkleidermacher“, firmierte J. seit 1886 offiziell auch als Damenschneider. Rückblickend, in seinen Erinnerungen von 1907, habe er in den 1880er Jahren seine „besten geschäftlichen Erfolge“ gehabt (Jureit: Das 50jährige Handwerks-Jubiläum von J. C. Jureit-Ffm. 1907, S. 19). Zu solchen Hochzeiten waren 12-14 Zuschneider und über 200 Schneider in der Werkstätte tätig, und es wurden mehr als 12.000 Kleidungsstücke pro Jahr ausgeliefert. Schon früh besaß J., möglicherweise auch infolge seiner vorteilhaften Verheiratung, in Ffm. mehrere Immobilien, u. a. ein Wohnhaus mit Garten für sich und seine Familie (ab 1884 Friedberger Landstraße 43, dann seit 1898 Eschenheimer Anlage 11) und ein Mietshaus am Scheffeleck. Zum Gewinn und zur Pflege seiner Kundschaft unternahm er regelmäßige Geschäftsreisen in die deutschen Großstädte. Auf ausgedehnten privaten Auslandsreisen im Winter, in denen er nur in den ersten Hotels am Platz abstieg, ließ er sich für die Mode der nächsten Saison inspirieren; die Sommerwochen verbrachte er am Meer, zunächst in Belgien oder England, später meist auf Sylt. J. war schließlich Hoflieferant von 15 Fürsten, Königen und Kaisern, zuletzt auch der deutschen Kaiserin Auguste Viktoria (1858-1921), die ihm den Hoflieferantentitel 1906 in Homburg verlieh. Bis zum Ersten Weltkrieg blieb die Firma „J. C. Jureit“, in die der Senior 1913 seinen Sohn Heinrich Wilhelm, gen.
Willi, J. (1883-1934) als Teilhaber aufgenommen hatte, das größte Maßgeschäft für Damen- und Herrenschneiderei in Ffm. Als sein Erfolgsrezept formulierte J. selbst einmal: „Ich hatte stets den Mut, für gute Arbeit
gute Bezahlung und
baldige Bezahlung zu verlangen.“ (Jureit: Das 50jährige Handwerks-Jubiläum von J. C. Jureit-Ffm. 1907, S. 22.)
J. trug maßgeblich zur Entwicklung von Form und Silhouette des Herrensakkos bei (u. a durch die nach ihm benannte „J.’sche Falte“ am Rücken). Eine besondere Spezialität seines Hauses war dementsprechend die Sakkofassonverarbeitung. Die Damen der besseren Ffter Gesellschaft wie des deutschen Adels ließen bei J. bevorzugt ihre Reitkleider anfertigen.
Seit etwa 1874/75 Mitglied der Ffter Gewerbekasse. Mitglied im Vorstand der Schneider-Zwangsinnung, zeitweise (um 1905) als Beisitzer, dann (etwa 1906-20) als Kassierer. Mitglied im Aufsichtsrat der Einkaufs- und Kredit-Genossenschaft der Schneidermeister von Fft. und Umgegend (nachweislich um 1905/06).
Förderer des Schneiderhandwerks, insbesondere der Ausbildungsmöglichkeiten und des Sozialwesens in diesem Beruf, wofür er regelmäßig größere Summen stiftete. Zu seinem 25. Jubiläum in Ffm. 1896 richtete J. einen Unterstützungsfonds für Arbeiter in Krankheit, Witwen älterer Arbeiter und Jubilare seines Schneidereibetriebs mit einem Kapital von 25.000 Mark ein. Anlässlich seines Goldenen Handwerkerjubiläums 1907 spendete er insgesamt 200.000 Mark für wohltätige Zwecke, wovon 100.000 Mark den Arbeitern und 20.000 Mark den Zuschneidern, Kaufleuten und Beamten in seiner Firma zugutekamen; außerdem erhielten u. a. die Schneiderinnung und der Arbeitgeberverband des Schneidergewerbes je 10.000 Mark (als „J.-Stiftung“ zur Förderung des Nachwuchses), und es wurden Arme in seinem Heimatort und in Ffm., eine Witwenkasse und Vereine (u. a. der „Verein für Ferienwanderungen“) mit großzügigen Zuwendungen bedacht. Auch gab J. einmal 50.000 Mark für die Gründung eines Heims für die Handwerkerjugend. 1912 spendete er 20.000 Mark für die Errichtung der Ffter Universität. Spätestens im folgenden Jahr stiftete J. 10.000 Mark für ein Schneider-Innungs-Haus, das die Schneider-Zwangsinnung (seit 1999: Maßschneider-Innung Rhein-Main) daraufhin in der Bleichstraße 38a erwerben konnte (1914; dort eine von der Innung gestiftete Erinnerungstafel für J., 1914). Im Schneider-Innungs-Haus betrieb J. während des Ersten Weltkriegs ein Privatlazarett (etwa 1916-18).
Mitglied in der Gemeindevertretung der St. Petersgemeinde (etwa 1901-04), zeitweise (um 1901/02) als Rechnungsrat. Mitglied im Schulvorstand der Peters-Mittelschule (1910-23).
Zu seinem Goldenen Handwerkerjubiläum 1907 veröffentlichte J. eine Broschüre mit Erinnerungen an seinen Berufsweg.
Ehrenmitglied der Ffter Schneider-Innung.
Bronzene Porträtbüste im Besitz der Maßschneider-Innung Rhein-Main. Reliefbüste (um 1904) von J. als „Schneider“ unter den Vertretern des Handwerks an der Nordfassade vom Südbau des Neuen Rathauses in der Bethmannstraße.
Grabstätte auf dem Ffter Hauptfriedhof (Gewann A 220).
Nach J.s Tod 1927 setzte der Sohn Willi J., ausgebildeter Kaufmann, als Alleininhaber die Firma „J. C. Jureit“ in Ffm. fort. Dessen Witwe Else Maria Antonie, gen.
Maja, J., geb. Koßmann (1884-1961), führte das Unternehmen als Damen- und Herrenschneiderei seit 1934 weiter, eigentlich, um es für ihren Sohn
Jürgen Johann Wilfried J. (1919-?) zu erhalten, der jedoch im Zweiten Weltkrieg fiel. Das angestammte Geschäftshaus am Roßmarkt 12 wurde bei den Luftangriffen auf Ffm. 1944 zerstört und 1950/51 wiederaufgebaut. Bis zum Verkauf an die bisher in der Firma angestellten Zuschneider Jakob Lebherz und Josef Buchner 1971/73 blieb das auch in der Nachkriegszeit weiterhin renommierte Geschäft „J. C. Jureit“ in Familienbesitz.
J.passage am Roßmarkt. Wohl wenige Monate vor J.s Tod wurde ein Saal im am 13.2.1927 eingeweihten Handwerkerhaus in der Braubachstraße nach ihm benannt („J.saal“, um 1926/27).
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Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 381,
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