Klumker, Christian Jasper. Prof. Dr. phil. Sozialarbeiter und Sozialwissenschaftler. * 22.12.1868 Insel Juist, † 19.7.1942 (Hannoversch Münden-)Oberode.
Seit 1896 leitete K. die Abteilung Armenpflege am Institut für Gemeinwohl in Ffm. Von
Wilhelm Merton berufen, war er seit 1899 Geschäftsführer der „Centrale für private Fürsorge“. Er sichtete alle in Ffm. bestehenden Einrichtungen der privaten Fürsorge (vgl. K.s Handbuch „Die private Fürsorge in Ffm.“, 1901) und koordinierte die Arbeit dieser Institutionen. Besonders konzentrierte K. sich auf die Hilfe für uneheliche Kinder. Er bekämpfte die rechtliche Diskriminierung illegitimer Kinder und versuchte auf Vortragsreisen und Kongressen, die Vorurteile gegen uneheliche Kinder abzubauen. In der „Centrale für private Fürsorge“ schuf K. den „Verein Kinderschutz“. Er selbst übernahm zahlreiche Vormundschaften, entwickelte das Prinzip der Sammel- sowie der Berufsvormundschaft und gründete 1906 das „Archiv deutscher Berufsvormünder“. Ein weiterer Schwerpunkt von K.s Arbeit war die Jugendgerichtshilfe. Er setzte sich für die reichsgesetzliche Regelung der gesamten Jugendfürsorge ein. Vorkämpfer für die Einrichtung von Jugendämtern. Mitbegründer des ersten deutschen Jugendgerichts in Ffm. (1908). Initiator der Gründung der „Arbeitslehrkolonie und Beobachtungsanstalt Steinmühle“ für verhaltensauffällige Jugendliche in Ober-Erlenbach (1908). Beteiligt an der Vorbereitung des Reichsjugendwohlfahrtsgesetzes (1922).
K. engagierte sich besonders für die akademische Ausbildung für Mitarbeitende im Fürsorgewesen („Sozialarbeiter“). Seit der Errichtung der Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften 1901 hatte er dort einen Lehrauftrag und begründete ein Seminar zur praktischen Ausbildung von Mitarbeitenden der Fürsorge. In der „Centrale für private Fürsorge“ richtete er ab 1903 ebenfalls Ausbildungskurse für Mitarbeitende ein. K., der durch das Zusammenwirken von Forschung und Praxis neue Methoden in der Fürsorge entwickelte, widmete sich seit 1911 hauptamtlich der Dozentur für soziale Fürsorge an der Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften. Seit 1914 Extraordinarius für Fürsorgewesen und Sozialpädagogik an der neuen Universität. K. gründete und leitete dort das Forschungsinstitut für Fürsorgewesen und Sozialpädagogik, das erste Institut dieser Art an einer deutschen Universität. Seit 1920 ordentlicher Professor für Fürsorgewesen und Sozialpädagogik. Nach 1933 wandte sich K. offen gegen die Nationalsozialisten und rief nach der Vertreibung der jüdischen Hochschullehrer zur Schließung der Ffter Universität auf. 1934 emeritiert.
Zahlreiche Fachveröffentlichungen, darunter die Schrift „Fürsorgewesen. Eine Einführung in das Verständnis der Armut und der Armenpflege“ (1918), die die wissenschaftlichen Grundlagen für die heutige Sozialarbeit schuf.
Artikel aus: Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 403,
verfasst von: Sabine Hock.
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Lexika:
Bergmann, E. (Hg.): Ffter Gelehrten-Handbuch. Ffm. [1930].Bergmann: Ffter Gelehrten-Hdb. 1930, S. 88. |
Neue Deutsche Biographie. Hg. v. d. Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bisher 27 Bde. (bis Wettiner). Berlin 1953-2020.Franz Lerner in: NDB 12 (1980), S. 144f.
Literatur:
Eckhardt, Dieter/Eckhardt, Hanna: Ich bin radical bis auf die Knochen. Meta Quarck-Hammerschlag. Eine Biographie (...). [Ffm. 2016.]Eckhardt/Eckhardt: Meta Quarck-Hammerschlag 2016.
Quellen:
ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/4.818.
GND: 119132990 (
Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise:
Hock, Sabine: Klumker, Christian Jasper. Artikel aus der Frankfurter Biographie (1994/96) in: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/2930
Stand des Artikels: 27.6.1990