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Kutt, Johann Jakob

Früher Ffter Vertreter des Kommunismus.

Kutt, Johann(es) Jakob. Gärtner. Publizist. * 10.4.1821 (Ffm.-)Bonames, † 24.11.1881 Ffm.
Ausbildung zum Gärtner in Ffm. (bis 1837), dann als Gärtnergeselle auf Wanderschaft. Tätig in Brüssel, Barmen, Wiesbaden und Weilburg. Aufenthalte in der Schweiz. K. fühlte sich zum „Kind Gottes“ (Gottmenschen) berufen. Sein Programm stellte er in der Schrift „Das politische Reich Gottes“ (Rheinfelden im Kanton Aarau, 6. und 7.11.1848; Neuausgabe Ffm., März/April 1849) vor, die ihn als einen frühen Vertreter des Kommunismus ausweist. Im November 1848 kehrte K. nach Ffm. zurück und kündigte in einer Anzeige in der Zweiten Beilage der Ffter Journals vom 28.11.1848 an, dass seine Grundsätze „Das politische Reich Gottes“ in 34 Paragraphen an der Spitze einer Einzeichnungsliste im Lokal des Evangelischen Vereins in der Paulskirche aufgelegt seien. Der Sekretär des Evangelischen Vereins, Dr. Fresenius, bestritt sofort, dass er sich zu dieser Unterschriftenaktion hergegeben habe. K. habe keinerlei Verbindungen zum Evangelischen Verein. Am 20.12.1848 zog K. mit einem blanken Dolch in jeder Hand über die Zeil, kniete auf einem freien Platz nieder und predigte. Es gab einen Volksauflauf. Auf Verordnung des Polizeiamts wurde K. daraufhin vorübergehend in die Irrenanstalt gebracht. Er erklärte, er habe nur erproben wollen, ob das öffentliche Waffentragen, das seit dem Septemberaufstand in Ffm. verboten war, nun wieder erlaubt sei.
Nach seiner Entlassung aus dem Irrenhaus lebte K. zumeist in Bornheim, wo er in Predigten und Aufrufen an die Bevölkerung seine kommunistisch-religiöse Lehre vertrat. 1849 stellte er seine Ideen in den Schriften „Fluch dem Mammon! Vernichtung dem Geldsystem!“, „Der moralische Mensch! oder das Naturgesetz als die Vollkommenheit der Welt“ und „Theokratie oder Auflösung aller jetzigen Staaten und Kirchen“ dar. Nachdem sein Verleger August Stritt im Juli 1849 verhaftet worden war, stellte K. seine publizistische Tätigkeit vorübergehend ein. Erst anlässlich des Friedenskongresses in London am 22.7.1851 verfasste er eine neue Schrift mit dem Titel „Das Ende der alten und Anfang der neuen Welt! Oder die Arche des neuen Testaments hat nach 1800jähriger Sündflut Land gefunden!“.
Seine Anhänger hatte K. inzwischen in dem „Verein der Kinder Gottes“ zusammengeschlossen. Am 18.11.1850 ersteigerten die „Kinder Gottes“ in Bornheim zwei Grundstücke als „gemeinschaftliches Gut Aller“ aus dem Ertrag einer Geldsammlung. Die Stadt weigerte sich, das Grundstück auf „Die Kinder Gottes des freien Fft.“ einzutragen, da diese Vereinigung keine juristische Person sei. K. führte deshalb einen langwierigen Streit mit der Stadt, wie er auch für die Armen und Schwachen gegen die Gütergemeinde kämpfte. Schließlich wurde eine Gefängnisstrafe gegen ihn verhängt, zu der er sich aus dem Bett holen ließ. Daraufhin kam er erneut für einige Zeit in die Irrenanstalt (1853).
Um 1853/54 entstand sein Hauptwerk „Wissenschaftliche Abhandlung über allgemeine Mißernten, insbesondere über Entstehung und Abhilfe der Kartoffelkrankheit“, in dem er sich ausdrücklich auf den französischen Sozialisten Etienne Cabet bezieht. 1856 erschien dann „Die Theokratie, das Heil der Welt! Eine Erlösung von allen Geldsünden; ein Mittel, alle Menschen reich und glücklich zu machen!“, worin er weiterhin auf der Abschaffung des Geldes als dem wichtigsten Schritt auf dem Weg zum Heil beharrte. 1857 wurde K. entmündigt. Seit 1860 gab er als Kopf der „Kinder Gottes“ in Bornheim das Wochenblatt „Sieg der Wahrheit. Religiöse Blätter der Philadelphia“ heraus. Der Verein „Philadelphia“ (von K. übersetzt mit „Bruderliebe“) hatte sich um 1856/57 aus den Kreisen der „Kinder Gottes“ gegründet (erloschen um 1875). 1862 wurde K. nach einem gewalttätigen Ausbruch während des Abendmahls wiederum für kurze Zeit in die Irrenanstalt gebracht. Im selben Jahr erschien seine letzte Schrift „Liebe und Wahrheit. Erstes und letztes Wort an alle Völker“. Für das Deutsche Schützenfest in diesem Jahr auf der Bornheimer Heide schlug er vor, dort Küche und Festsaal massiv in Stein zu erbauen und später der Gemeinde Bornheim als Volksküche für Minderbemittelte zu überlassen. Seine Anregung wurde nicht berücksichtigt.
Auf die in den 1860er Jahren erstarkende Arbeiterbewegung hatte K. keinen Einfluss mehr, da er zunehmend der Geistesgestörtheit anheimfiel. Am 1.4.1863 trug er mit seinen Genossen sargförmige gläserne Behälter, darin die Heilige Schrift und seine eigenen Werke, durch die Straßen der Stadt zum Friedhof. Er wurde daraufhin in die Irrenanstalt eingewiesen, wo er den Rest seines Lebens zubrachte. Den behandelnden Ärzten, zu denen Heinrich Hoffmann gehörte, erklärte K., er habe seine ganze Angelegenheit durch diese Prozession begraben wollen. Bei aller Verwirrtheit und Schwärmerei ist K. dennoch als der Vorkämpfer des Kommunismus in Ffm. anzusehen, der das Proletariat auf dessen Situation aufmerksam machte und dadurch politisch aufrüttelte. K.s Wirksamkeit aber blieb auf Bornheim und Ffm. beschränkt.

Artikel aus: Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 434f., verfasst von: Sabine Hock.
Dieser Artikel wurde noch nicht abschließend für das Frankfurter Personenlexikon überarbeitet.
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Literatur:
                        
Beier, Gerhard: Arbeiterbewegung in Hessen. Zur Geschichte der hessischen Arbeiterbewegung durch 150 Jahre (1834-1984). Ffm. 1984. (Die Hessen-Bibliothek im Insel Verlag).Beier: Arbeiterbewegung 1984, S. 476f. | Schutt, Carla/Schutt, Heinz (Hg.): Das Bornheim-Buch. Redaktion: Adam Seide. Ffm. 1986.Quarck, Max: Ein Bornheimer Rebell: Johannes Jakob Kutt. In: Schutt/Schutt (Hg.): Bornheim-Buch 1986, S. 72-88.
Quellen: ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/245; darin u. a.: Krankenakten. | Volksstimme. Sozialdemokratisches Organ für Südwestdeutschland. Ffm. 1890-1933. Fortgesetzt als Mitteilungsblatt der SPD Hessen./Organ der SPD, Bezirk Hessen Süd./Wochenschrift für Politik, Kultur und Wirtschaft. Ffm. 1946-54. [Dann fortgesetzt unter dem Titel: Hessische Zeitung. Ffm. 1954-56.]Quarck, Max: Ein Ffter Vorläufer des Kommunismus. (Johann Jakob Kutt). Zur 80jährigen Erinnerung an das tolle Jahr 1848. 4 Teile (mit leichten Titelvarianten). In: Volksstimme, Ffm., Teil I: Nr. 41, 3. Beilage, 17.2.1928; Teil II: Nr. 43, Beilage, 22.2.1928; Teil IV: Nr. 51, 3. Beilage, 29.2.1928.

GND: 140229345 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise: Hock, Sabine: Kutt, Johann Jakob. Artikel aus der Frankfurter Biographie (1994/96) in: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/3010

Stand des Artikels: 14.8.1990