Zweites Kind von Hinrich
Adolf Lüring (1828-1896), einem Prediger der Bischöflichen Methodistenkirche in Deutschland, und dessen Ehefrau Katharina Elisabeth, geb. Riehmer. Verheiratet (seit 1893) mit Violet Marie L., geb. Beins (1876-1949), die in Singapur geboren war. Sieben Kinder: Stella Violet (* 1893 Singapur), Adolf Le Lacheur (* 1894 Singapur), Carl Emil (* 1895 Friedrichsdorf), die Zwillinge Olga Marie und Otto Hugo (* 1897 Singapur), Erna Frieda [* 1901 Ipoh (Malaysia)], Clara Elizabeth [* 1903 Ipoh (Malaysia)].
Schulbesuch in Bremen, Straßburg, Pforzheim und Schaffhausen. Seit 1883 Studium der Sprach- und Altertumswissenschaft sowie Literaturgeschichte an der Universität Zürich. Seit 1884 Studium der Theologie und orientalischen Sprachen an der Universität Straßburg. Dort 1887 Promotion mit der Arbeit „Die über die medicinischen Kenntnisse der alten Aegypter berichtenden Papyri verglichen mit den medicinischen Schriften griechischer und römischer Autoren“ (im Druck 1888). Tätigkeit am Verlagshaus der Methodisten in Bremen und anschließend als Prediger in Kiel. Seit 1889 Einsatz als Missionar in Singapur, auf Borneo und in Malaysia. 1903 brachte L. im Auftrag der Regierung von Perak etwa 450 Siedler, wohl vorwiegend Methodisten, von Foochow in China nach Sitiawan in Malaysia; damit wurde er zum „Kolonisator“ (Karl Heinz Voigt). Ab März 1905 Vortragsreise nach Europa und in die USA. Von 1907 bis 1909 Superintendent und Leiter eines englisch-chinesischen Gymnasiums in Penang. Im August 1909 folgte L. einem Ruf an die Martins-Missions-Anstalt, das Predigerseminar der Bischöflichen Methodistenkirche in Ffm., wo er Dogmatik und alte Sprachen lehrte. Zeitweise (lt. Adr. 1920) leitete er als stellvertretender Direktor das Predigerseminar, das seinen Sitz zunächst im Röderbergweg 88-92 im Ostend, ab 1914 in der Ginnheimer Landstraße 174-180 in Ginnheim hatte. Während seiner Ffter Zeit nahm L. an der Weltmissionskonferenz 1910 in Edinburgh, als Übersetzer am Weltsonntagsschulkongress 1913 in Zürich sowie als Delegierter an der weltweiten Generalkonferenz seiner Kirche 1912, 1920 und 1924 in den USA teil. 1933 ging er als theologischer Lehrer am Predigerseminar in den Ruhestand.
L. befasste sich mit vielen Sprachen und Dialekten, u. a. mit Latein, Altgriechisch, klassischem Arabisch, Gotisch, Altbulgarisch, Sanskrit, Hebräisch, Altpersisch, Koptisch, Englisch, Malaiisch, Sakai und chinesischen Dialekten in Malaysia (Kantonesisch, Hakka, Hokkien, Foochow), und er las Hieroglyphen. Seine kritische Abschrift des „Kitab Bustan as-Salatin“ von Syeikh Nur ad-Din ar-Raniri (UB Ffm., Sign. M 84/LI Ml/A 26,1 [Buch 7]) zeugt von einer Breite wie Tiefe seines wissenschaftlichen Interesses und dem Spürsinn für Wesentliches, indem er 1897 diese Art Fürstenspiegel aus dem 17. Jahrhundert auf Malaiisch in arabischer Jawi-Schrift kopierte.
Mitbegründer (mit
Ludwig Harald Schütz, 1911) und zeitweise Vorsitzender des Ffter Vereins für orientalische Sprachen. Mitglied im Vorstand des 1917 gegründeten „Wissenschaftlichen Instituts für die Kultur und Wirtschaft des modernen Orients“ (kurz: „Orient-Institut“) in Ffm., an dessen Ausbau er entscheidend beteiligt war. Mitglied im „Straits Branch of the Royal Asiatic Society“ (1896-1917), in der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft (seit 1920) und im Ffter Verein für Geographie und Statistik.
Verfasser von Aufsätzen und autobiographischen Schriften, u. a. „Wundersame Wege. Erlebnisse aus der Missionsarbeit im Fernen Osten“ (1922), „Anakota, der Kopfjäger“ (1928) und „Bei den Kopfjägern auf Borneo und andere Erlebnisse im fernen Osten“ (1936).
L.s Sammlung seltener Lithographie-Drucke des 19. Jahrhunderts in malaiischer Sprache (heute in der UB Ffm., Bibliothek Sprach- und Kulturwissenschaften) „ist einzigartig und von unschätzbarer Bedeutung für die Erforschung der Ursprünge der modernen malaiischen Literatur“ (Holger Warnk).
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Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 476,
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