Besuch des Gymnasiums Schulpforta. Studium der Theologie, Geschichte und Rechte in Marburg und Berlin, zuletzt bei dem für ihn wichtigen Julius Kaftan (1848-1926). 1892/93 Vikar und Mitarbeiter bei
Martin Rades Zeitschrift „Christliche Welt“. Seit 1893 Pfarrer, zunächst in Hirschberg/Schlesien, ab 1895 in der Ffter Deutsch-reformierten Gemeinde. F. wurde in Marburg 1906 für seine Untersuchung „Die Entstehung der preußischen Landeskirche. Ein Beitrag zur Geschichte der Kirchenbildung im deutschen Protestantismus“ (2 Bände, 1905/07) zum D. theol. promoviert, habilitierte sich 1907 für Kirchengeschichte an der Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften in Ffm. und wurde somit 1914 Privatdozent an der neuen Universität Ffm., an der er ab 1915 als ordentlicher Honorarprofessor für Religions- und Kirchengeschichte lehrte. Sein Schwerpunkt lag bis zur Pensionierung 1935 in seinem Pfarramt. Von 1905 bis 1925 gehörte er zudem als Konsistorialrat der Leitung der Ffter Landeskirche an.
F. vertrat eine liberale, am Neukantianismus orientierte protestantische Theologie, die er mit der Entwicklung der modernen Naturwissenschaften und der veränderten sozialen Welt der Industriegesellschaft zu vereinbaren suchte. Er arbeitete kirchengeschichtlich, theologisch-dogmatisch und kirchenpolitisch. In den damaligen Auseinandersetzungen um die Wissenschaftsfreiheit der Theologie vertrat er eine liberale Linie, die ihn auch zu Kritik an sozialen Zuständen, an Zerfallserscheinungen der modernen Gesellschaft, aber auch an Politik und Kirchenpolitik führte. Gleichwohl blieb er einem „verinnerlichten Protestantismus“ mit einer an der sozialen Frage orientierten Kapitalismuskritik verbunden. Diese Position wurde später von Karl Barth (1886-1968) und
Paul Tillich als ungenügende Abkehr von der protestantischen Tradition vor 1918 abgelehnt. F. näherte sich aber Barth seit Mitte der Zwanzigerjahre an. 1933 schloss er sich der Bekennenden Kirche an.
Veröffentlichungen (in Auswahl): „Die Möglichkeit des Christentums in der modernen Welt“ (1898), „Lebensideale“ (1901), „Das Ziel des Wollens“ (22 Predigten, Ffm. 1902), „Das Evangelium in der Großstadt. Predigten über sittliche Fragen und Aufgaben der Menschen von heute“ (1909), „Die Verfassung der evangelischen Kirche in Deutschland“ (1910), „Die christliche Religion im Urteil ihrer Gegner“ (1916), „Sozialer Kapitalismus“ (1924), „Kirche und Schule in der Weimarer Verfassung“ (1925), „Rudolph Sohms Kritik des Kirchenrechts. Zur 100. Wiederkehr seines Geburtstages am 29. Oktober 1841 untersucht“ (von „Teylers Godgeleerd Genootschap“ bekrönte Preisschrift, Haarlem 1942). Zahlreiche weitere Predigtsammlungen, Vorträge, Lexikonartikel und Gelegenheitsschriften (verzeichnet bei Stoodt, 1990).
„Lebenserinnerungen“ (nach der Handschrift von 1943 hg. v. F.s Enkel Erich Schulz-Du Bois, 1996).
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