Die Familie von L. stammte aus Ostgalizien, damals Teil Österreich-Ungarns. Sohn des Lebensmittelhändlers Josua (auch: Schaye) L. und dessen Ehefrau Klara (auch: Chaya), geb. Weissberg. Zwei seiner Brüder, Jakob und Leo L., wurden 1942 im Getto Lodz ermordet.
Verheiratet (seit 1923) mit Ruth (auch: Feige) L., geb. Rosenbaum (1897-1960). Zwei Töchter und zwei Söhne.
1897 Übersiedlung ins Deutsche Reich nach Düsseldorf, wo L. die Schule besuchte. Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Heidelberg. Freiwilliger Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg und Verwundung in Westflandern. 1917 Ernennung zum Offiziersstellvertreter. Fortsetzung des Studiums in Ffm. und Berlin. 1921/22 Assessorexamen. Niederlassung als Rechtsanwalt in Düsseldorf, ab 1929 in Köln. 1933 Flucht in das britische Exil nach London. 1937 Rabbinerexamen am „Jews’ College“. Tätigkeit als Rabbiner an der Cricklewood Synagogue in Golders Green in London. In den unmittelbaren Nachkriegsjahren war L. Vertreter des „Chief Rabbinate Council“ in der britischen Besatzungszone. 1947/48 religiöser Berater der jüdischen Flüchtlinge auf Zypern. L. war seit 1947 britischer Staatsbürger.
Seit 1954 Ffter Gemeinderabbiner und hessischer Landesrabbiner. L.s Anliegen war es, die religiösen Kerninstitutionen der Jüdischen Gemeinde wiederaufzubauen und die Vermittlung jüdischer Geschichte und Religion an die nachfolgenden Generationen sicherzustellen. Einrichtung von Religionsschulen im „Haus der Gemeinde“ im Baumweg 5-7 und im Nordtrakt der Westendsynagoge. Gemeinsam mit Hans Lamm (1913-1985), Kulturdezernent des Zentralrats der Juden in Deutschland, entwickelte L. Pläne zur Errichtung jüdischer Internate in den Ballungsräumen der Bundesrepublik. Als diese Bestrebungen zu Beginn der 1960er Jahre scheiterten, plante L. die Einrichtung einer jüdischen Schule in Ffm. Moritz Gertler (1921-2003), Kultusdezernent der Jüdischen Gemeinde Ffm., und L. favorisierten die Gründung einer Grundschule, die sukzessive um weitere Klassenstufen aufgestockt werden sollte. Die Grundschule der Jüdischen Gemeinde wurde am 18.4.1966 im Nordtrakt der Westendsynagoge eröffnet.
L. war von orthodoxer Prägung. Vor dem Ersten Weltkrieg hatte er die Thora-Lehranstalt der Israelitischen Religionsgesellschaft in Ffm. besucht. Nach 1918 engagierte er sich für die ultraorthodoxe Organisation „Agudath Israel“. Im „Minhag-Konflikt“ mit dem Rechtsanwalt Joseph Klibansky (1902-1957) im Jahr 1956 rückte er jedoch von strengreligiösen Positionen ab. Er ließ liturgische Änderungen in den Gottesdiensten der Westendsynagoge zu. Die Mehrzahl der Gemeindemitglieder stammten nach 1945 aus Osteuropa und waren mit der Ffter Liturgie in Anknüpfung an
Samson Raphael Hirsch nicht vertraut. L. trug damit den neuen Verhältnissen in Ffm. Rechnung. Entscheidend für ihn war die „Aufrechterhaltung und Belebung des religiösen Gefühls“ der Gemeindemitglieder.
L. kämpfte gegen Assimilation und die liberal-religiöse Strömung im Judentum. Er war Gegner von interkonfessionellen Ehen.
L. war Präsidialmitglied und seit 1966 Präsident der deutschen Sektion des Israelfonds „Keren Hayesod“. Seit Gründung der deutschen Rabbinerkonferenz hatte er deren Vorsitz inne. Aufgrund seines Ansehens und seiner Stellung im religiösen Leben in Deutschland wurde er von
Paul Arnsberg als „der unangefochtene Raw, gewissermaßen der nicht ernannte Großrabbiner der Bundesrepublik“ bezeichnet.
Veröffentlichung: „Systematic Mishnah. An arrangement of the Mishnah in systematic order“ (1943).
1917 Eisernes Kreuz II. Klasse. 1964 Ehrenplakette der Stadt Ffm. und Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern. 1965 Ernennung zum Ehrenbeamten der Stadt Ffm.
Festschrift zum 70. Geburtstag (1964).
1968, ein Jahr nach L.s Tod, wurde die Schule der Jüdischen Gemeinde in „Isaak-Emil-Lichtigfeld-Schule“ umbenannt. Sie erhielt am 26.8.1969 die staatliche Anerkennung als „anerkannte Privatschule“ durch Kultusminister Ernst Schütte (SPD). Die Grundschule der Isaak-Emil-L.-Schule befindet sich in der Westendstraße. Im Gebäude des früheren Philanthropins im Nordend sind seit 2006 die Sekundarstufe I und seit 2018 die damals eröffnete Gymnasiale Oberstufe untergebracht.
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