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Epstein, Wilhelm

Leiter des Ffter Ausschusses für Volksvorlesungen bzw. Ffter Bunds für Volksbildung von 1906 bis 1930.

Epstein, Wilhelm Isaac. Dr. phil. Chemiker. Erwachsenenpädagoge. * 26.10.1860 Leipzig, † 18.2.1941 Ffm.
Verheiratet (seit 1911) mit Else E., geb. Beling.
Der Ffter Ausschuss für Volksvorlesungen, eine der größten deutschen Volksbildungseinrichtungen, bestellte Wilhelm E. 1906 zu seinem Geschäftsführer und damit erstmals einen hauptamtlichen Leiter. Mit seinem Namen verbindet sich der Prozess der Professionalisierung der öffentlichen Erwachsenenbildung in Ffm. bis hin zur heutigen Volkshochschule. In seiner bis 1930 währenden Amtsführung sicherte E. das Vertrauen der Ffter Arbeiterschaft gegenüber dem auf Kooperation von kommunaler Sozialverwaltung, bürgerlichen Wissenschaftlern und Arbeiterbewegung angelegten Ausschuss. Auf diese Weise schuf er eine Massenbasis für Bildungsarbeit mit Erwachsenen. Dabei war es sein Verdienst, dem rapide ansteigenden Hörerinteresse durch den Ausbau der Institution organisationstechnisch gerecht zu werden. E. setzte in der Volksbildung neben einigen Lehrkursen vor allem auf Breitenwirkung durch Einzelvorträge (Winter 1928/29: 289 Vorträge mit rund 38.000 Zuhörern) und führte 1908 zudem Kurse zur Elementarbildung ein. Er galt als strenger Verfechter politischer Neutralität in der Volksbildung. Unter E.s Regie wurden 1919 die Umbenennung der Institution in „Ffter Bund für Volksbildung“ und der Umzug in das Volksbildungsheim Eschersheimer Landstraße/Oeder Weg vollzogen. Zu den wichtigsten Neuerungen in E.s Amtszeit zählte 1911 die Einführung der Auslandskontakte in Form von Reisen und Sommerschulen, die meist in Zusammenarbeit mit ausländischen Volksbildungsorganisationen in England, Frankreich, Österreich und der Schweiz organisiert wurden. 1921 gründete der Bund unter E.s Leitung mit der Besucherorganisation „Volksbühne“ eine neue Abteilung, die sich dem schon vorher verfolgten Ziel, den Theaterbesuch unbemittelter Schichten zu fördern, intensiver widmen sollte. E. sprach 1924 als erster Redner in der „Stunde des Ffter Bundes für Volksbildung“, die der Südwestdeutsche Rundfunk für belehrende Radiovorträge einrichtete. In Personalunion war E. zugleich Geschäftsführer der „Volksbildungsheim GmbH“. Während der Weimarer Republik vermied er es, Vortragsräume an nationalsozialistische Umfeldorganisationen zu vermieten. 1930 schied E. aus Altersgründen aus dem Dienst des Ffter Bunds für Volksbildung aus, blieb aber ebenso wie seine Frau Else E. bis zur „Gleichschaltung“ des Bunds 1933 Mitglied in dessen Arbeitsausschuss.
Von 1920 bis 1924 Stadtverordneter (SPD).
Bronzerelief des Ehepaars E. (von Knud Knudsen, 1963), ursprünglich in der Eingangshalle des Ffter Volksbildungsheims.
Wilhelm-E.-Straße in Ginnheim.

Artikel aus: Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 188-190, verfasst von: Kai Gniffke.
Dieser Artikel wurde noch nicht abschließend für das Frankfurter Personenlexikon überarbeitet.
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Lexika: Bergmann, E. (Hg.): Ffter Gelehrten-Handbuch. Ffm. [1930].Bergmann: Ffter Gelehrten-Hdb. 1930, S. 44.
Literatur:
                        
Arnsberg, Paul: Die Geschichte der Ffter Juden seit der Französischen Revolution. Hg. v. Kuratorium für Jüdische Geschichte e. V., Ffm. Bearb. u. vollendet durch Hans-Otto Schembs. 3 Bde. Darmstadt 1983.Arnsberg: Gesch. d. Ffter Juden 1983, Bd. III, S. 110f. | Freie Volksbildung. Zeitschrift für die gesamte Erwachsenenbildung. Jahrgänge 1-8 und NF 1-3. Ffm., später München 1926-33, [NF] 1947-49. Epstein, Else: Wilhelm Epstein. In: Freie Volksbildung NF 1 (1947), H. 4, S. 186-188. | Gniffke, Kai: Volksbildung in Ffm. 1890-1990. Festschrift zum 100jährigen Jubiläum Ffter Bund für Volksbildung e. V., Volkshochschule Stadt Ffm., Ffter Bund für Volksbildung GmbH. Ffm. 1990.Gniffke: Volksbildung 1990. | Lohne, Hans: Mit offenen Augen durch Fft. Handbuch der Ffter Brunnen, Denkmäler und der Kunst am Bau. 2., erw. Aufl. Ffm. 1982.Lohne: Mit offenen Augen durch Fft. 1982, S. 191. | Wege der Ffter Volksbildung. Hg.: Stadt Ffm., Volkshochschule. Ffm. 1986. (VHS-Schriftenreihe 1).Pfeil, Alfred: Wilhelm und Else Epstein. In: Wege d. Ffter Volksbildung 1986. | Wenzel, Mirjam/Kößling, Sabine/Backhaus, Fritz (Hg.): Jüdisches Fft. Von der Aufklärung bis zur Gegenwart. Katalog zur Dauerausstellung des Jüdischen Museums Fft. München 2020.Wenzel/Kößling/Backhaus (Hg.): Jüd. Fft. 2020, S. 104.
Quellen: Ffter Nachrichten. Ffm. 1855-1934. [Zunächst als Nachrichtenbeilage des Intelligenzblatts, dann ab 1910 als Zeitung unter dem Titel „Ffter Nachrichten und Intelligenzblatt“ erschienen.]FN, 28.9.1930. | Ffter Zeitung und Handelsblatt. Ffter Handelszeitung. Neue Ffter Zeitung. Ffm. (1856) 1866-1943.FZ, Stadtblatt, 3.5.1932. | Ffter Zeitung und Handelsblatt. Ffter Handelszeitung. Neue Ffter Zeitung. Ffm. (1856) 1866-1943.FZ, Stadtblatt, 27.9.1930. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/603. | Volksstimme. Sozialdemokratisches Organ für Südwestdeutschland. Ffm. 1890-1933. Fortgesetzt als Mitteilungsblatt der SPD Hessen./Organ der SPD, Bezirk Hessen Süd./Wochenschrift für Politik, Kultur und Wirtschaft. Ffm. 1946-54. [Dann fortgesetzt unter dem Titel: Hessische Zeitung. Ffm. 1954-56.]Volksstimme, Ffm., 27. u. 29.9.1930.

GND: 127619313 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise: Gniffke, Kai: Epstein, Wilhelm. Artikel aus der Frankfurter Biographie (1994/96) in: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/4021

Stand des Artikels: 30.9.1994