Sohn des Postbeamten Anton U. (1892-1966) und dessen Ehefrau Maria, geb. Michels (1891-1967). Zwei Geschwister. Verheiratet in erster Ehe (von 1952 bis zur Scheidung 1954) mit der Künstlerin Hana U., geb. Koch (1920-2006), in zweiter Ehe (seit 1956) mit der Autorin und Diplomkauffrau Liselotte U., geb. Gabler (1925-2010). Eine Tochter aus erster Ehe: Olga U. (* 1953). Drei Kinder aus zweiter Ehe: Simon U. (1957-2006), Architekt; Sibylle U. (* 1960), bildende Künstlerin; Sophia U. (* 1962), Kunsthistorikerin, Leiterin des „Ungers Archivs für Architekturwissenschaft“ (UAA).
Schulbesuch in Mayen. Kriegsdienst und -gefangenschaft. Bei einem Aufenthalt im Kloster Maria Laach unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs entschloss sich U. unter dem Eindruck der Architektur der Klosterkirche und in Gesprächen mit einem Pater, Architekt zu werden. 1946 Abitur am humanistischen Gymnasium (seit 1988: Megina-Gymnasium) in Mayen. Von 1946 oder spätestens 1947 bis 1950 Studium der Architektur an der Technischen Hochschule in Karlsruhe bei Otto Ernst Schweizer (1890-1965) und
Egon Eiermann, abgeschlossen mit dem Diplom. 1950 eröffnete U. ein eigenes Architekturbüro in Köln; es folgten weitere in Berlin (1964), Ffm. (1974) und Karlsruhe (1983). Er war seit 1963 Professor und von 1965 bis 1967 Dekan der Fakultät für Architektur an der Technischen Universität in Berlin sowie 1965 und 1967 Gastdozent, von 1969 bis 1975 Professor für Architektur an der Cornell University in Ithaca/New York, wo er noch bis 1983 unterrichtete; zudem lehrte er an der Harvard University in Cambridge/ Massachusetts (1973 und 1978), an der University of California in Los Angeles (1974-75), an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien (1979-80) und an der Kunstakademie in Düsseldorf (1986-90). Zu seinen Schülern gehörten Jürgen Sawade (1937-2015), der von 1963 bis 1969 wissenschaftlicher Assistent von U. in Berlin war, sowie Rem Koolhaas (* 1944) und Hans Kollhoff (* 1946), die ihm während seiner Zeit in den USA assistierten. Mitarbeiter von U. waren u. a. Christoph Mäckler (* 1951), der von 1976 bis 1978 in U.’ Büro arbeitete, und Max Dudler (* 1949), der 1981 in Ffm. angestellt wurde. Das Ffter Büro von U. leitete von 1981 bis 1986 Jo. Franzke (* 1941), als dessen Nachfolger von 1986 bis 1990 Jürgen Engel (* 1954). Eun Young Yi (* 1956) arbeitete in den 1990er Jahren für U.
Lebensmittelpunkt der Familie U. war Köln. Zeitweise wohnte sie in Berlin (1963-68) und anschließend in den USA im Bundesstaat New York. Zurück in Deutschland, lebte die Familie auch kurzzeitig in Ffm. (1976) und in Karlsruhe (1983).
Mitglied des „American Institute of Architects“ (AIA; seit 1971), der „Accademia Nazionale di San Luca” in Rom (seit 1982), der Akademie der Wissenschaften zu Berlin (1987-90), der „Moscow Branch of the International Academy of Architecture“ (seit 1992) und der Akademie der Künste in Berlin (seit 2000).
U. hat die Architektur in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg als intellektuelle Disziplin neu begründet und damit als einziger deutscher Architekt erheblichen Einfluss auf die internationale Debatte der Postmoderne ausgeübt. In seiner Architektur versuchte U., seine eigene Auffassung vom Leben deutlich zu machen. Konkret ging er der Frage nach, inwieweit das Leben auf das Wesentliche zu reduzieren sei. Auf Grundlage einer „abstrakten Repräsentation“ entwickelte U. eine konsequente, zurückgenommene Formensprache. Wesentliche gestalterische Elemente seiner Architektur waren geometrische Grundformen wie Quadrat, Kreis oder Dreieck, die er in seinen Entwürfen variierte und transformierte. Diese geometrische Rationalität sollte den Baukörper bis auf die Grundstruktur reduzieren. Sein Kürzel „OMU“, das zu seinem Markenzeichen avancierte, stand für die Kompromisslosigkeit seiner postmodernen Baukunst. Zeitlebens reflektierte der international renommierte Architekt sein Schaffen auf der Basis seiner reichen Kenntnisse in Philosophie, Architekturgeschichte und -theorie, Kunst und Mathematik.
Bauten von U. in Ffm.: Deutsches Architekturmuseum (1979-84), Messehalle 9 und Galleria (1980-83) sowie Torhaus Fft. (1983-84, Erweiterung 1989-97) auf dem Messegelände, Ikonenmuseum im Deutschordenshaus (1990) sowie „Rathaus für Senioren“ für den Ffter Verband für Alten- und Behindertenhilfe und das Jugend- und Sozialamt in Ffm. (unter Umbau und Erweiterung des von Franz Thyriot 1929/30 errichteten „Hauses der Jugend“, 1990-92). Außerdem beteiligte sich U. in Ffm. an den Wettbewerben zum Bau des Bundespostmuseums am Schaumainkai (1982), zur Neubebauung des Paulsplatzes (1983) und zum Neubau der Deutschen Bibliothek (1983).
Im städtebaulichen Gesamtkonzept für das „Museumsufer“ war ursprünglich ein Museum für Architektur und Moderne Kunst in einer Gründerzeitvilla am Schaumainkai geplant. Aus Platz- und Budgetgründen entstand dann dort das Deutsche Architekturmuseum, und das Museum für Moderne Kunst wurde später auf einem Gelände im Stadtzentrum (Ecke Dom-/Braubachstraße) errichtet. Zu beiden Wettbewerben reichten U. und
Hans Hollein Entwürfe ein. Während
Hollein in der Konkurrenz um das Deutsche Architekturmuseum den zweiten Platz belegte und später den Auftrag für das Museum für Moderne Kunst erhielt, wurde U.’ spektakulärer Entwurf am Schaumainkai realisiert (1979-84). Das bestehende Gebäude, eine neoklassizistische Villa auf relativ kleinem Grundstück, die für eine Museumsnutzung nicht geeignet war, sollte neu mit Inhalt gefüllt werden. So entkernte U. die alte Villa und konnte in ihren Außenmauern sein Konzept vom „Haus im Haus“ verwirklichen, mit ganz in Weiß gehaltenen Räumen, die sich um eine zentrale „Urhütte“ schachteln. Das Formmotiv des Quadrats zog er konsequent durch seinen Entwurf durch – bis hin zu den von ihm designten, legendär unbequemen Stühlen im Auditorium des Deutschen Architekturmuseums.
Ab 1980 schuf U. einige Gebäudekomplexe für die Ffter Messe- und Ausstellungs-Gesellschaft zur Erneuerung des Messegeländes. Zunächst entstand im Nordwesten des Geländes die Messehalle 9 mit 56.000 Quadratmetern Veranstaltungsfläche auf vier Ebenen. Mit Material, Farbe und zahlreichen architektonischen Details bezog sich U. bei diesem Messebau bewusst auf die Vorlage der Festhalle. Als imposante Verbindung der Hallen 9 und 8 errichtete er die Galleria mit ihrem 30 Meter hohen gläsernen Bogendach, die zugleich beiden Hallen als Eingang dient. 1983/84 realisierte U. das international gefeierte „Messe Torhaus“ (ursprüngl.: Torhaus Gleisdreieck), das das durch Bahnlinien in zwei Abschnitte durchtrennte Messegelände funktional verbinden sollte. Den zwischen den beiden Bahnlinien liegenden dreiecksförmigen Raum bebaute U. mit einem Sockelbauwerk, aus dem ein Hochhaus emporsteigt. Das Hochhaus wiederum besteht aus zwei ineinander gestellten Baukörpern, einem inneren Glas- und einem äußeren Steinhaus. Zusammen erscheinen beide Häuser wie ein großes Tor, das weithin, etwa vom westlichen Autobahnzubringer aus, als Eingangstor zur Messestadt Ffm. gesehen werden kann.
Im Jahr 1983 nahm U. an dem Wettbewerb zur Neugestaltung des Paulsplatzes in Ffm. teil. Nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg waren mehrere Versuche gescheitert, diesen Platz wieder als einen geschlossenen städtebaulichen Raum erfahrbar zu machen. Unter Oberbürgermeister
Walter Wallmann lobte die Stadt Ffm. erneut einen Wettbewerb für die Gestaltung des Paulsplatzes aus. Neben U. gehörten zu den sechs eingeladenen Architekten etwa Alexander von Branca (1919-2011) aus München, Jochem Jourdan (* 1937) aus Ffm. und
Hans Hollein aus Wien. Einzig U. und
Hollein entwickelten sehr minimalistische Entwürfe und entschieden sich damit gegen eine erneute Bebauung des Platzes. U., zu jener Zeit mit seinen Arbeiten am Deutschen Architekturmuseum und an den Messebauten in Ffm. sehr präsent, reichte gleich vier Vorschläge ein, die er „Inszenierungen“ nannte – nach eigener Aussage angelehnt an die Auffassung des italienischen Architekten Sebastiano Serlio (1475-ca. 1554), von anderen interpretiert als ironischer Hinweis auf die Umstände, unter denen der Wettbewerb zustande gekommen war. Ein Sieger wurde abermals nicht gefunden; ebenso blieb die vielfach geäußerte Hoffnung des Oberbürgermeisters auf eine breite öffentliche Debatte um die Platzgestaltung aus.
1987 Großer Preis des Bunds Deutscher Architekten BDA. 1989 Großer Rheinischer Architekturpreis [„Prix Rhénan“ der „Association pour le Développement de la Création de la Culture Architecturale“ (A. D. C. A.) in Straßburg]. 1994 BDA-Preis Bremen. 1997 Großes Bundesverdienstkreuz. 1999 Ehrendoktorwürde der TU Berlin. 2000 Großer DAI-Preis für Baukultur. 2002 Goetheplakette der Stadt Ffm. 2004 Ehrendoktor der Universität Bologna. 2006 Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen. Ehrenmitglied im Bund Deutscher Architekten BDA (1988), in der Akademie der Künste in Hamburg (2002) und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste (2006).
Symposion des Deutschen Architekturmuseums zum 80. Geburtstag (2006).
U. und seine Frau Liselotte bauten seit den späten 1950er Jahren eine bedeutende Privatbibliothek zu Architektur und Architekturtheorie auf, die – zusammen mit dem künstlerischen Nachlass von U . – den Grundstock für das „Ungers Archiv für Architekturwissenschaft“ (UAA) in Köln bildet. Das Archiv, das von der 1990 gegründeten „Stiftung UAA“ getragen wird, befindet sich im heute denkmalgeschützten Haus Belvederestraße 60 in Köln, das U. 1958/59 als Wohn- und Bürohaus für sich erbaute und 1989/90 um einen Bibliotheksanbau erweiterte. Der gesamte Komplex wurde 2019 in die Liste national wertvoller Kulturdenkmäler aufgenommen.
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