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Hollein, Hans

Hans Hollein
Hans Hollein
Fotografie von Alexandra Pawloff (2011).
© Privatarchiv Hollein, Wien.
Hollein, Hans Leo Alois. Prof. Architekt. Designer. Objektkünstler. * 30.3.1934 Wien, † 24.4.2014 Wien.
Von H. stammt in Ffm. der Bau des Museums für Moderne Kunst (MMK; 1987-91), das sogenannte „Tortenstück“ zwischen Braubach- und Berliner Straße. Das Gebäude gilt heute als eines der wichtigsten Zeugnisse der Postmoderne in Deutschland. Der Wiener Architekt, einer der international bedeutendsten Vertreter dieser Stilrichtung, verknüpfte seine Vorstellung von einer „Absoluten Architektur“ mit der Forderung: „Wir müssen die Architektur vom Bauen befreien!“ Über Österreich und Deutschland hinaus schuf er Wohn- und Bürohäuser in Peru, China, Taiwan, Spanien und Liechtenstein sowie Museen, Konzerthallen und Galerien in Frankreich, Japan, Saudi-Arabien, Iran und Amerika. Durch seine Museumsbauten hob sich H. in seinem Werk am deutlichsten von seiner Konkurrenz ab.
In den 1970er Jahren befasste sich H. zum ersten Mal mit der Idee zum Bau eines Museums für Moderne Kunst in Ffm., anlässlich einer Studie zum Umbau einer am Schaumainkai gelegenen Stadtvilla zu einem Museum für Architektur und Moderne Kunst. Aus Platz- und Budgetgründen entstand jedoch – nicht nach seinen Plänen – ein reines Architekturmuseum. Erneut mit dem Thema beschäftigte sich H. für den städtebaulichen Entwicklungsteil des Wettbewerbs zum Museum für Kunsthandwerk (heute: Museum Angewandte Kunst), der auch ein Museum für Moderne Kunst in diesem Bereich am Museumsufer vorsah. H.s Entwurf erhielt den zweiten Preis.
Im internationalen Wettbewerb für das Museum für Moderne Kunst (damals auch: Museum für Zeitgenössische Kunst) 1982/83 setzte sich H. mit seinem Beitrag unter den 98 eingereichten Entwürfen deutlich überragend durch und erhielt den ersten Preis. Mit dem im Juni 1982 eröffneten Museum Abteiberg in Mönchengladbach hatte er gerade einen vielbeachteten Museumsbau geschaffen, der sich selbst als Kunstobjekt präsentierte und damit wegweisend für die Museumsarchitektur der Postmoderne wurde. Die Aufgabenstellung in Ffm. ähnelte in Programm, Größe und Lage (Zentrum mit Domnähe) dem Museumsbau in Mönchengladbach. Eine besondere Herausforderung bei dem Ffter Projekt stellte das vorgegebene spitzwinklige Baugrundstück in beengter Innenstadtlage zwischen Berliner-, Braubach- und Domstraße dar. 1985 wurde H. mit der Planung des Ffter Museumsbaus beauftragt, während das Museumskonzept von Gründungsdirektor Peter lden (* 1938) entwickelt wurde. Am 7.6.1991 wurde das Ffter Museum für Moderne Kunst eröffnet. Kulturdezernent Hilmar Hoffmann lobte H.s überzeugendes Konzept, mit dem es gelungen war, die baulichen Schwierigkeiten des Grundstücks zu bewältigen, die städtebauliche Einbindung des Neubaus zu erreichen und die gewünschte „Signalwirkung“ zu erzielen, die ein Museum moderner Kunst nach außen senden müsse.
Das Gebäude des MMK mit rund 6.000 Quadratmetern Nutzfläche, davon etwa 4.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche, erhielt seine charakteristische Form durch das dreieckige Grundstück. Über einem Sockel aus rotem Mainsandstein erhebt sich eine glatte, helle Putzfassade, die durch Elemente aus Sandstein und Glas unterbrochen wird. Auffallendes Gestaltungsmerkmal ist die abgetreppte Spitze des „Tortenstücks“. Die Außenfassade bietet zudem Platz für die Präsentation von Kunstwerken, die auf die Funktion des Baus hinweisen. Im Inneren eröffnet sich den Besucherinnen und Besuchern eine Vielzahl von Blickachsen durch das Gebäude, aber auch auf den umgebenden Stadtraum. Wichtig war H., dass es im Museum keinen neutralen Raum gibt, sondern nur charakteristische Räume unterschiedlicher Größenordnung, mit denen die Kunstwerke in einen Dialog treten, wodurch der Bau selbst zu einem großen Kunstwerk wurde. Einen wesentlichen Teil der Sammlung des MMK kannte H. bereits aus den späten 1960er Jahren, als er auf Initiative von Joseph Beuys (1921-1986) ein (nicht realisiertes) Museumsprojekt für die Sammlung Ströher in Darmstadt entwickelte; später (1980) erwarb die Stadt Ffm. diese Kunstsammlung als Grundstock für das MMK.
H. nahm an zwei weiteren wichtigen Wettbewerben zur Gestaltung des Ffter Stadtbilds teil. Unter Oberbürgermeister Walter Wallmann veranstaltete die Stadt Ffm. 1983 einen städtebaulichen Gutachterwettbewerb zur Neugestaltung des Paulsplatzes, wobei die Neue Kräme als Straßenzug wiederhergestellt werden sollte. Seit dem Wiederaufbau der Paulskirche 1948 war die städtebauliche Situation des für die deutsche Demokratie geschichtsträchtigen Platzes unbefriedigend geblieben. Die Stadt beauftragte nun mehrere namhafte Architekten, entsprechende Entwürfe zur Platzgestaltung einzureichen, u. a. Oswald Mathias Ungers aus Köln, Alexander von Branca aus München, Jochem Jourdan aus Ffm. und H. aus Wien. H.s schlichter Entwurf mit dem Titel „Ein Symbol der Einheit und Zerrissenheit“ sah entgegen der städtischen Vorgabe keine (erneute) Bebauung des Platzes an der Paulskirche vor. Sein Modell schlug als Abgrenzung zur Neuen Kräme eine Arkadenwand mit Denkmalcharakter vor, die die Fenstergestaltung der Paulskirche aufnahm und zugleich die verlorene Einheit Deutschlands symbolisieren sollte. Die Anzahl der Arkaden bezog sich auf die zehn damaligen Bundesländer; der elfte, angebrochene Pfeiler stand für West-Berlin. Auch an dem Wettbewerb für eine Gedenkstätte am Ffter Börneplatz beteiligte sich H. Sein Entwurf eines Denkmals für die Opfer des Holocausts aus dem Jahr 1987 (mit einem zweiten Entwurf von 1991/92) wurde mit einem der drei gleichrangigen Preise ausgezeichnet, aber nicht realisiert.
Von 1999 bis 2012 Präsident des Österreichischen Kunstsenats.
Zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen, u. a. Preis der Stadt Wien für Architektur (1974), Großer Österreichischer Staatspreis für Architektur (1983), Deutscher Architekturpreis (für das Museum Abteiberg in Mönchengladbach, 1983), Pritzker-Preis (Pritzker Architecture Prize, 1985), Großes Bundesverdienstkreuz (1997) und Ehrenmitgliedschaft im Bund Deutscher Architekten BDA (1997).
H. war verheiratet (seit 1966) mit der Modezeichnerin Helene H., geb. Jenewein (1944-1997). Aus der Ehe stammten Sohn Max H. (* 1969), Betriebswirt und Kunsthistoriker, und Tochter Karoline, gen. Lilli, H. (* 1972), Kuratorin und Kulturmanagerin. Max H. leitete seit 2001 die Schirn Kunsthalle Fft. und seit 2006 zusätzlich das Städel Museum und das Liebieghaus in Ffm., bevor er 2016 an die Fine Arts Museums of San Francisco wechselte; seit 2018 ist er Direktor am Metropolitan Museum of Art in New York.

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Claudia Olbrych.

Literatur:
                        
Conrads, Ulrich (Hg.): Programme und Manifeste zur Architektur des 20. Jahrhunderts. 2. Aufl. Basel u. a. 2014.Pichler, Walter/Hollein Hans: Absolute Architektur / 1962. In: Conrads (Hg.): Programme u. Manifeste zur Architektur des 20. Jh.s 2014, S. 174f. | Museum für Moderne Kunst Ffm. / Hans Hollein. [Hg.: Magistrat der Stadt Ffm., Dezernat Bau, Hochbauamt. Redaktion: Roland Burgard u. a.] Ffm. 1991. (Schriftenreihe des Hochbauamtes zu Bauaufgaben der Stadt Ffm. 22).Hollein, Hans: Ausstellen, Aufstellen, Abstellen. Überlegungen zur Aufgabe des Museums für Moderne Kunst. In: Hochbauamt der Stadt Ffm. (Hg.): Museum für Moderne Kunst 1991, S. 16-25.
Quellen: Ffter Allgemeine Zeitung. Ffm. 1949-heute.Riebsamen, Hans: Das Haus im Haus ist in die Jahre gekommen. In: FAZ, 1.11.2009. | Ffter Allgemeine Zeitung. Ffm. 1949-heute.Maak, Niklas: Die Eroberung der Fassade. Zum Tod des Wiener Architekten und Theoretikers Hans Hollein. In: FAZ, 25.4.2014. | Ffter Neue Presse. Ffm. 1946-heute.Franke, Lothar: Küppers erwartet bundesweite Diskussion. In: FNP, 8.7.1983. | Ffter Neue Presse. Ffm. 1946-heute.Leweke, Wendelin: Großer Platz – kleiner Platz – gar kein Platz. In: FNP, 6.8.1983. | Ffter Neue Presse. Ffm. 1946-heute.Nicol, Gabriele: Deutsche Einheit im hohen Bogen. In: FNP, 9.8.1983. | Ffter Rundschau. Ffm. 1945-heute.Bartetzko, Dieter: Die Paulskirche und ihr Platz – Zeugnis eines gedankenlosen Umgangs mit der Bau- und Zeitgeschichte? Stolz – über den Abgrund unserer Geschichte hinweg. In: FR, 9.8.1983. | Ffter Rundschau. Ffm. 1945-heute.Kölzer-Sobczak, Petra: Was könnte dem Platz hinzugewonnen werden? In: FR, 30.8.1983. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/12.644. | Kurier. Wien 1954-heute.Markus, Georg: Die Holleins. In: Kurier, 15.4.2018 (https://www.pressreader.com/austria/kurier-3402/20180415/282480004381178, abgerufen am 10.9.2022). | Süddeutsche Zeitung. München 1945-heute.Knapp, Gottfried: Meister der Formen. In: Süddt. Zeitung, 24.4.2014.
Internet: Deutschlandradio, Internetpräsenz des Rundfunksenders mit den Programmen Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova, Köln. https://www.deutschlandfunk.de/architekt-hans-hollein-was-mich-interessiert-das-ist-das-100.html
Hinweis: Stöckmann, Jochen: Architekt Hans Hollein: „Was mich interessiert, das ist das Räumliche“. Beitrag im Deutschlandfunk vom 30.3.2014.
Deutschlandradio, 10.9.2022.
| Hans Hollein, Internetseite zu Leben und Werk von Hans Hollein, Privatarchiv Hollein (verantwortlich: Lilli Hollein und Max Hollein), Wien. http://www.hollein.comHans Hollein, 10.9.2022. | Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_HolleinWikipedia, 10.9.2022.

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Empfohlene Zitierweise: Olbrych, Claudia: Hollein, Hans. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/6800

Stand des Artikels: 12.9.2022
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 09.2022.