Sohn des Internisten Prof. Dr. med. Julius S. (1871-1934). Enkel des Botanikers Prof. Dr. Eduard S. (1844-1912).
Als der Vater die Leitung der späteren Ffter Universitätsklinik für Innere Medizin übernahm, zog die Familie 1913 nach Ffm. Besuch der Liebig-Oberrealschule, dann des Lessing-Gymnasiums und schließlich der Musterschule. 1927 Abitur. Studium der Geschichte und Klassischen Philologie in Ffm., Innsbruck und München. 1931 Promotion im Hauptfach Alte Geschichte mit der Arbeit „Concordia Ordinum. Eine Untersuchung zur Politik Ciceros“ bei
Matthias Gelzer in Ffm. Fortsetzung der Studien und seit 1932 Lehrauftrag für althistorische Übungen an der Universität Freiburg. Im Juli 1934 Berufsverbot wegen der jüdischen Abstammung seiner Großmutter. Nachdem ihm eine Habilitation an der Ffter Universität 1936 verwehrt worden war, lebte S. nach eigener Aussage „bis zu Kriegsbeginn wissenschaftlich arbeitend in völliger Zurückgezogenheit“, teils in Ffm., teils in München. In diesen Jahren als Privatgelehrter verfasste und veröffentlichte er einige bedeutende Arbeiten, insbesondere zur späten römischen Republik. Seit Mai 1940 Kriegsdienst als Funker bei der Wehrmacht. Im April 1943 schwere Verwundung an der Ostfront. Im Mai 1945 Entlassung aus Lazarett und amerikanischer Kriegsgefangenschaft. Erst jetzt, nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft, konnte S. seine akademische Laufbahn fortsetzen. 1946 Habilitation für Alte Geschichte in Heidelberg. Nach einer Lehrstuhlvertretung in München (1947-48) wechselte S. durch Umhabilitierung zunächst auf eine Diätendozentur (seit 1948), dann als außerplanmäßiger Professor (seit 1949) nach Ffm., wo seine Habilitation durch Senatsbeschluss 1949 auf den 1. Januar 1937 zurückdatiert wurde. 1950 Austauschprofessur in Chicago. Als Nachfolger seines Lehrers
Matthias Gelzer wurde S. 1955 auf den Lehrstuhl für Alte Geschichte in Ffm. berufen. Er war auch in der Selbstverwaltung der Universität aktiv, u. a. im Senat und im Wiederaufbauausschuss, und übernahm Ämter der Philosophischen Fakultät, u. a. das Dekanat (1956/57). 1963 ging S. an die Freiburger Universität, wo er als Ordinarius für Alte Geschichte bis zu seiner Emeritierung 1977 lehrte.
Schon zu seiner Ffter Zeit galt S. als einer der international führenden Althistoriker. Mitglied der Ffter Wissenschaftlichen Gesellschaft. Seit 1964 ordentliches Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Seit 1969 korrespondierendes Mitglied der British Academy.
Zahlreiche Fachveröffentlichungen, gesammelt erschienen u. d. T. „Studien zur Alten Geschichte“ (3 Bde., 1982-90). Bekannt wurde S. seit seiner Dissertation (1931) vor allem wegen seiner Kritik an der Idealisierung Julius Caesars (u. a. in „Caesars Eintritt in die Geschichte“, 1938, „Caesar im Urteil seiner Zeitgenossen“, 1953, 2. Aufl. 1968, und „Ciceros philosophisches Spätwerk als Aufruf gegen die Herrschaft Caesars“, 1990 posthum). Er sah in Caesar keinen politisch denkenden und handelnden Staatsmann, worüber er und
Gelzer einen wissenschaftlichen Diskurs in der Fachöffentlichkeit führten. Zudem befasste sich S. mit der griechischen Geschichte und Historiographie, vor allem bei Herodot und Thukydides („Die Wesensbestimmung der Geschichte durch die antike Geschichtsschreibung“, 1966, u. a.). Verfasser zahlreicher Artikel in „Pauly’s Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft“.
Mitherausgeber der Zeitschrift „Gnomon“ (1963-78). Mitherausgeber der „Kleinen Schriften“ von
Matthias Gelzer (3 Bde., 1962-64).
S.s Witwe, die Klassische Philologin Gisela S., geb. Pfleiderer (* 1929), gab u. a. die nachgelassenen Schriften ihres Mannes heraus.
2009 Gedenkfeier des Historischen Seminars der Johann Wolfgang Goethe-Universität zum 100. Geburtstag von Hermann S.
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