Sohn des Maurermeisters Adam Sch. und dessen Frau Christine, geb. Schwab. Verheiratet (seit 1926) mit Emilie Wilhelmine
Klara Sch., geb. Kunz (1904-2000), aus Barmen.
Nach dem Besuch der Volksschule in Bad Vilbel absolvierte Sch. von 1914 an eine kaufmännische Lehre in Ffm. und arbeitete danach für einige Zeit als Kaufmann und Vertreter.
Bereits mit 17 Jahren war Sch. in die SPD eingetreten und hatte kurz nach seiner Lehrzeit erste Aufgaben in Partei und Gewerkschaft übernommen. Von 1919 bis 1923 war er als Angestellter im Büro der SPD Hessen-Nassau in Ffm. tätig. 1923/24 besuchte er im thüringischen Gera die 1920 gegründete SPD-nahe Heimvolkshochschule Tinz, eine „Arbeiterhochschule“ nach dänischem Vorbild, die Angehörigen der Arbeiterschicht ohne höheren Schulabschluss eine umfassende Weiterbildung ermöglichte. Sch. hörte dort Vorlesungen in Volkswirtschaft, Verwaltungslehre und Sozialwissenschaft. Von 1924 bis 1930 arbeitete er als Gewerkschaftssekretär (Geschäftsführer des Deutschen Metallarbeiterverbands) in Herborn im Dillkreis und war darüber hinaus ehrenamtlich als Gemeindevertreter in Burg/Dillkreis und Abgeordneter im Kreistag des Dillkreises aktiv. Von 1930 bis 1933 vertrat er den Dillkreis mit einem Mandat im Nassauischen Kommunallandtag in Wiesbaden und im Provinziallandtag für die Provinz Hessen-Nassau. 1931 wurde Sch. in Sinn/Dillkreis, einer vorwiegend von metallverarbeitender Industrie geprägten Stadt, für zwölf Jahre zum hauptamtlichen Bürgermeister gewählt. Er war damit jüngster hauptamtlicher Bürgermeister Hessens. Doch bereits nach zwei Jahren wurde der Sozialdemokrat im Februar 1933 von den Nationalsozialisten aus dem Amt vertrieben und im August desselben Jahres nach den Bestimmungen des Berufsbeamtengesetzes endgültig entlassen.
Sch. zog daraufhin nach Ffm., wo er, zunächst arbeitslos, seinen Lebensunterhalt schließlich als Geschäftsführer eines Molkereigeschäfts verdiente. Von 1940 an betrieb er als selbstständiger Kaufmann zusammen mit seiner Frau eine Milchhandlung im Riederwald. In den zwölf Jahren nationalsozialistischer Herrschaft wurde Sch. mehrfach von der Gestapo verhaftet, zum letzten Mal 1944 anlässlich der Aktion „Gitter“, bei der vor allem SPD-Mitglieder und Kommunisten nach dem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler vom 20. Juli inhaftiert wurden.
Sofort nach Kriegsende nahm Sch. seine kommunal- und parteipolitische Arbeit wieder auf. Er war hauptamtlich leitender Sekretär des SPD-Parteibezirks Hessen-Süd und gehörte seit der ersten Wahlperiode (1946-48) der Ffter Stadtverordnetenversammlung, zunächst als Vorsitzender der sozialdemokratischen Fraktion, an. Im Mai 1948 wählten ihn die Stadtverordneten einstimmig zu ihrem Vorsitzenden. Sch.s Engagement für die Werte der parlamentarischen Demokratie wurde nicht nur in der Auseinandersetzung mit der Fraktion der Deutschen Partei deutlich, die mit der Kommunalwahl 1952 in den Römer einzog und zu deren Abgeordneten der ehemalige nationalsozialistische Oberbürgermeister Fft.s,
Friedrich Krebs, gehörte. Sch. ließ 1953 beispielsweise auch Stadtverordnetensitzungen für Schüler abhalten. Unter seiner Ägide als Stadtverordnetenvorsteher bezogen die Abgeordneten 1952 ihren neuen Plenarsaal im Römer.
Anfang 1954 legte Sch. das Amt des Vorsitzenden in der Stadtverordnetenversammlung nieder, weil er zum ersten Direktor des im Vorjahr gegründeten Hessischen Landeswohlfahrtsverbands gewählt worden war. In diesem Amt, das er bereits am 14.11.1953 übernommen hatte, wurde er 1959 auf weitere zwölf Jahre bestätigt. Obwohl der Landeswohlfahrtsverband seinen Sitz in Kassel hatte, wohnte Sch. weiterhin in Ffm., auch wenn er mit der Aufnahme der neuen Tätigkeit offenbar sein Einzelhandelsgeschäft im Riederwald aufgegeben hatte. Aus der Ffter Stadtverordnetenversammlung schied er mit dem Ende der Wahlperiode 1956 aus.
Sch. hatte seit den Fünfzigerjahren eine rege Tätigkeit auf kommunal- und parteipolitischem Gebiet entfaltet. Er gehörte zu den Gründern der sozialdemokratischen Akademie für Kommunalpolitik, war Mitglied des Kommunalpolitischen Ausschusses der SPD und als Mitherausgeber der „Kommunalpolitischen Rundschau“ sowie als Mitglied des Redaktionsbeirats der monatlich erscheinenden „Demokratischen Gemeinde“, beides Blätter aus dem Umfeld der SPD, auch publizistisch tätig. Darüber hinaus engagierte Sch. sich für die europäische Verständigung. Er war beteiligt, als 1951 in Genf deutsche und französische Bürgermeister den Rat der Gemeinden Europas ins Leben riefen, und fungierte als Vizepräsident der deutschen Sektion. Zu seinen vielen weiteren Aufgaben gehörten die Ämter als Vorsitzender (1953-59), dann Vorstandsmitglied des Ffter Bunds für Volksbildung sowie als Ehrenpräsident des Arbeiter-Samariter-Bunds (ASB) in Hessen (seit 1954) und als Präsident des ASB in Deutschland (seit 1958).
1954 Ehrenplakette der Stadt Ffm.
Sch. starb am 14.6.1961 in Kassel an den Folgen eines Schlaganfalls. Er wurde in einer Zeremonie, die Pfarrer Sigurd Taesler von der Unitarischen Freien Religionsgemeinde gestaltete, in einem Ehrengrab der Stadt auf dem Ffter Hauptfriedhof beigesetzt (Gewann D 453).
Nachlass im ISG.
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