Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,
ab dem Ende der 1970er Jahre entstand in Frankfurt das Museumsufer. Für den Bau der Museen am und nahe dem Main wurden renommierte Architekten gewonnen. Einen Stararchitekten, der bereits in ersten Studien zur Entwicklung des Museumsufers mitgearbeitet hatte und schließlich 1985 den Auftrag für einen wichtigen Museumsbau in Frankfurt erhielt, stellt der diesmalige Artikel des Monats vor.
Artikel des Monats September 2022:
Tortenstück erster Sahne
Er baute das Museum für Moderne Kunst in Frankfurt: Hans Hollein. Unter 98 Teilnehmern setzte sich der Wiener Architekt im internationalen Wettbewerb um das Frankfurter Museumsgebäude 1982/83 durch. Im Auftrag der Stadt schuf er einen wegweisenden Bau, der heute als eines der wichtigsten Zeugnisse der Postmoderne in Deutschland gilt. Die besondere Form des Gebäudes entwickelte Hollein aus dem vorgegebenen dreieckigen Grundstück in beengter Innenstadtlage. Er ließ ein „Tortenstück“ mit einer hellen Putzfassade über rotem Sandsteinsockel erstehen – ein Haus, das, eigentlich für die Kunst bestimmt, sich selbst als Kunstwerk präsentiert. Nach vierjähriger Bauzeit wurde das Museum für Moderne Kunst 1991 eröffnet.
Lesen Sie mehr >
Um die Zeit, als er die Konkurrenz um das Museum für Moderne Kunst gewann, nahm Hans Hollein übrigens auch an einem städtebaulichen Wettbewerb teil, den die Stadt Frankfurt zur Neugestaltung des Paulsplatzes ausgeschrieben hatte. Seit dem Wiederaufbau der Paulskirche 1948 wurde für die Gestaltung dieses geschichtsträchtigen Platzes keine überzeugende Lösung gefunden. Holleins Wettbewerbsmodell von 1983 schlug zur Neuen Kräme hin eine Arkadenwand mit Denkmalcharakter vor, die als Symbol für die „Einheit und Zerrissenheit“ Deutschlands stehen sollte – ein nicht realisierter Entwurf, dessen Aussage sich 1989/90 durch die Realität überholt hat. Die Frage einer angemessenen Gestaltung des Paulsplatzes dagegen ist aktuell geblieben und wird derzeit wieder diskutiert, auch wenn es zur 175-Jahr-Feier der Eröffnung der Deutschen Nationalversammlung in der Paulskirche im Mai 2023 wohl noch keine sichtbare Lösung geben wird.
Derweil arbeiten wir hier in der Redaktion fortgesetzt daran, dass zum Paulskirchen-Jubiläum in den kommenden beiden Jahren weitere Artikel über Protagonistinnen und Protagonisten von 1848/49 im Frankfurter Personenlexikon erscheinen werden.
Ich lade Sie daher herzlich ein, in diesem und auch in den folgenden Monaten wieder im FP online „reinzuschauen“. Es gibt immer etwas Neues.
Beste Grüße und Wünsche – und bleiben Sie gesund!
Ihre Sabine Hock
Chefredakteurin des Frankfurter Personenlexikons
P. S. Die nächste Artikellieferung erscheint am 10. Oktober 2022.