Roessler, Friedrich Johann, gen. Fritz. Dr. phil. Dr. rer. pol. h. c. Chemiker. Unternehmer. Sozialpolitiker. * 27.6.1870 Ffm., † 17.11.1937 Königstein/Taunus .
Sohn von
Heinrich R. und dessen Ehefrau Agnes Charlotte Friederike, geb. Schneider (1849-1934). Enkel von
Friedrich Ernst R.Bis 1889 Besuch des Ffter Gymnasiums. Anschließend halbjähriges Volontariat in der väterlichen „Deutschen Gold- und Silber-Scheideanstalt vorm. Roessler“ (ab 1980 „Degussa AG“). Studium der Chemie, Physik und Mineralogie in Heidelberg, Clausthal und Berlin. 1895 Promotion bei dem späteren Nobelpreisträger Emil Fischer in Berlin. Lehrjahre in Scheideanstalten in Amerika und Südafrika. Ende 1896 Rückkehr nach Ffm. und Eintritt in die Degussa als Assistent der technischen Direktion. 1898 stellvertretendes, 1901 ordentliches Vorstandsmitglied der Degussa. 1924 wechselte R. in den Aufsichtsrat, dem er bis zu seinem Tod angehörte. Mit R. als Verantwortlichem für den Bau der Natriumfabrik in Rheinfelden ist der Einstieg der Degussa in die chemische Großindustrie verbunden.
R. knüpfte an das sozialpolitische Engagement seines
Vaters an. So wurde 1903 auf seine Initiative für alle Beschäftigten der Degussa der bezahlte Urlaub eingeführt. Zudem förderte R. die Weiterentwicklung der Pensions- und Unterstützungskassen bei der Degussa. Mit den bereits bestehenden Arbeiter- und Angestelltenausschüssen des Unternehmens handelte er Gratifikationszahlungen und eine Gewinnbeteiligung auch für die Arbeiter aus.
Von 1913 bis 1924 ehrenamtlicher Stadtrat. Als Vorsitzender im Schlichtungsausschuss für die Provinz Hessen-Nassau führte R. nach 1918 die Lohnverhandlungen der chemischen Industrie mit den Gewerkschaftskommissionen.
Mitglied in verschiedenen Aufsichtsräten von Ffter Großunternehmen, u. a. der Metallgesellschaft und der Adlerwerke AG.
R. gehörte mehreren wissenschaftlichen Vereinen an, u. a. dem Physikalischen Verein, zeitweise als dessen Präsident (insgesamt elf Jahre lang, erstmals ab 1903 und dann 1933-37), und nahm karitative Ehrenämter wahr. Als Vorstandsmitglied des Ffter Mietervereins bekämpfte er nicht nur die missliche Wohnsituation in der Ffter Altstadt, sondern erreichte er auch den Zusammenschluss der deutschen Mietervereine (1900). R. förderte die von ihm mitbegründete gemeinnützige Baugenossenschaft Volks-Bau- und Spar-Verein (1901), die die Riederwald-Kolonie erbaute. 1900 wurde er, zusammen mit seiner Frau
Minna Auguste, geb. Fries (1878-1929), in das Pflegamt des Hospitals zum heiligen Geist gewählt; daraus erwuchs sein 30 Jahre währendes Engagement zur Förderung des Krankenhauswesens in Ffm. Wie auch seine Schwester Emma Ronnefeldt, geb. R. (1874-1961), engagierten sich R. und seine Frau in der „Centrale für private Fürsorge“. In diesem Zusammenhang organisierte er in den Zwanzigerjahren die Armenunterstützung im Ffter „Weihnachtsliebeswerk“ mit.
Außerdem setzte R. das Engagement seines
Vaters für die Ffter Universität fort. Ab 1923 gehörte er dem Prüfungsausschuss der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät an und hatte ab 1924 einen Sitz im Großen Rat der Universität inne.
Fachveröffentlichung: „Cyan unter besonderer Berücksichtigung der synthetischen Cyanidverfahren“ (1904).
Autobiographische Schrift: „Meine öffentliche Tätigkeit seit 1897“ (Manuskript, 1931/32).
1923 Ehrendoktor der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät und Ehrenbürger der Ffter Universität.
Grabstätte auf dem Ffter Hauptfriedhof (Gewann F 899).
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Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 206f.,
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