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Haux, Emmi

Emmi Haux
Emmi Haux
Kohlezeichnung von Emil Stumpp (1923; im Besitz des Deutschen Exilarchivs 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, Ffm.).
© entfällt. Diese Abbildung ist gemeinfrei.
Emmi Haux als Staffelläuferin
Emmi Haux (Mi.) als Schlussläuferin zum Sieg bei der Ffter Stadtstaffel „Rund um Fft. – Rund um die Anlagen“
Fotografie (1926; aus dem Archiv des Sportclubs Frankfurt 1880, Ffm.).
© unbekannt. Der/die Fotograf/-in konnte bisher nicht ermittelt werden.
Haux, Emmi, verh. Mollenhauer. Lehrerin. Sportlerin. Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.* 15.5.1904 Ffm., Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.† 2.10.2000 Hamburg.
H. stammte aus einer württembergischen Handwerkerfamilie. Tochter des Lehrers Gottlieb Friedrich H. (1872-1946) und dessen erster Ehefrau Johanna Elise Sophie (auch: Sofie), geb. Vatter (1876-1939). Die Mutter war eine Tochter des Gehörlosenpädagogen Johannes Vatter (1842-1916), der seit 1874 die Ffter „Taubstummen-Erziehungs-Anstalt“ leitete. Die 1900 in Ffm. geschlossene Ehe der Eltern wurde 1931 geschieden, und der Vater war in zweiter Ehe seit 1932 mit Hubertine Elisabeth Wilhelmine Gertrud H., geb. Ruland, verheiratet. Geschwister aus der Ehe der Eltern: Johanna Sophie Emilie, gen. Hanna, H. (1901-?), Fürsorgerin; Gustav H. (1906-1982), promovierter Diplom-Ingenieur, Bauingenieur, Rugbyspieler beim SC Fft. 1880; Mimi Hildegard H. (23.2.1909-15.10.1909). Verheiratet (seit 1935) mit dem Journalisten Robert Henry Emil Mollenhauer (1902-1941). Zwei Söhne.
H. wurde in der elterlichen Wohnung in der Günthersburgallee 27 im Ffter Nordend geboren. Der in (Albstadt-)Ebingen auf der Schwäbischen Alb geborene Vater Gottlieb Friedrich H., der seit 1894 in Ffm. lebte, war wahrscheinlich seitdem, spätestens aber seit 1897 als Lehrer an der „Taubstummen-Erziehungs-Anstalt“ tätig, zunächst als Hilfslehrer, seit 1900 als ordentlicher Lehrer. Als der bisherige Direktor Johannes Vatter (der Schwiegervater von Gottlieb Friedrich H. und Großvater von Emmi H.) zum 1.5.1916 in den Ruhestand ging, folgte ihm Gottlieb Friedrich H. in der Leitung der „Taubstummen-Erziehungs-Anstalt“, der er seitdem bis mindestens 1935 (und höchstens 1936) als Direktor vorstand. Auch Vatter hatte die Position zuvor von seinem Schwiegervater, dem Schulleiter Johann Georg Rapp (1827-1874), übernommen. Emmi H.’ Mutter Sophie H. und Großmutter Johanna Vatter, geb. Rapp (1853-1936), arbeiteten als „Hausmütter“ ebenfalls in der familiär geführten Erziehungsanstalt mit; die Schwester Johanna H. war zeitweise als Sozialarbeiterin (Jugendleiterin, später Fürsorgerin) dort tätig. Die Familie H. lebte im Umfeld der „Taubstummen-Erziehungs-Anstalt“, zunächst in der Günthersburgallee 27 (bis Adr. 1916), ab Jahresbeginn 1917 (nach der Übernahme der Direktorenstelle durch den Vater) direkt auf dem Schulgelände in der Gabelsbergerstraße 2 (lt. Adr. 1917-35). Emmi H. war ab etwa 1925 als Hilfslehrerin an der „Taubstummen-Erziehungs-Anstalt“ und zugleich als nebenamtliche Lehrerin an der für die Ausbildung von Gehörlosen zuständigen Berufsschule V in Sachsenhausen tätig. Infolge ihrer Verheiratung 1935 schied sie als „Schulamtsbewerberin“ an der „Taubstummen-Erziehungs-Anstalt“ aus.
H. gilt als Pionierin des Frauensports in den 1920er Jahren. Sie startete zwischen 1923 und 1927 für den SC Frankfurt 1880 und ab 1928 für Eintracht Frankfurt. Die vielseitige Sportlerin beherrschte mehrere Disziplinen in der Leichtathletik wie Hürdenlauf, Staffellauf, Weitsprung, Diskuswurf und Kugelstoßen; besonders erfolgreich war sie im Sprint und im Speerwurf. Bei Eintracht Fft. gehörte sie zudem der Damenmannschaft im Handball an.
An den deutschen Meisterschaften nahm H. regelmäßig zwischen 1923 und 1926 und zwischen 1929 bis 1932 teil. Ihren ersten deutschen Meistertitel gewann sie als 19-Jährige bei den 25. Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften, die vom 17. bis 19.8.1923 in Ffm. ausgetragen wurden, im 100-Meter-Lauf mit 13,2 Sekunden. Bei der „Ffter Olympiade“ im Juli 1924 am Riederwald siegte H. ebenfalls mit 13,2 Sekunden über 100 Meter und scheiterte damals, angeblich aufgrund des kühlen Wetters, mit ihrem angepeilten Rekordversuch von 12,8 Sekunden. Kurz darauf, am 10.8.1924, verteidigte sie in Stettin ihren deutschen Meistertitel mit 12,9 Sekunden. Später, am 21.5.1925 in Ffm., lief sie Weltrekord über 100 Meter (in 12,7 Sekunden), und schließlich erreichte sie mit 12,2 Sekunden 1929 ihre persönliche Bestzeit über diese Distanz.
Bereits 1926 gewann H., damals noch für den SC Frankfurt 1880, als Schlussläuferin die Ffter Stadtstaffel „Rund um Fft. – Rund um die Anlagen“. Für Eintracht Fft. holte H. 1931 zusammen mit Tilly Fleischer, Hertha Bernhardt (1914-?) und Detta Lorenz (1908-1980) den deutschen Meistertitel in der 4 x 100-Meter-Staffel (mit 50,0 Sekunden). Der Erfolg der Ffter Staffeln ging nicht zuletzt auf eine neuartige Wechseltechnik zurück: Beim „Frankfurter Wechsel“, der bereits 1925/26 von Otto Boer (1887-1934), dem Trainer der Leichtathletikabteilung bei Eintracht Fft., entwickelt wurde, wird der bis dahin übliche Handwechsel bei der Übergabe des Staffelstabs vermieden, und die Kurvenläufer bzw. Kurvenläuferinnen haben kürzere Laufwege.
Insgesamt belegte H. zwei erste, fünf zweite und vier dritte Plätze in Einzelwettkämpfen bei den deutschen Meisterschaften. Auch in internationalen Wettkämpfen trat sie an, so bei drei Leichtathletik-Länderkämpfen der Frauen, u. a. als Mannschaftsführerin im Länderkampf Deutschland gegen England 1929 in Düsseldorf, und bei den 3. Frauen-Weltspielen 1930 in Prag, bei denen sie im 100-Meter-Lauf allerdings im Zwischenlauf ausschied. Sie stellte mehrere offizielle (wie auch inoffizielle) Rekorde in der Leichtathletik auf. Weltrekorde von H.: 100-Meter-Lauf in 12,7 Sekunden (Ffm., 21.5.1925), 4 x 100-Meter-Staffellauf in 49,9 Sekunden (Berlin, 3.6.1928), in 49,8 Sekunden (Braunschweig, 10.6.1928) und in 49,0 Sekunden (Mannheim, 30.6.1929), beidhändiger Speerwurf über 57,05 Meter (Ulm, 4.8.1929). Europarekord von H.: 50-Meter-Lauf (Halle) in 6,9 Sekunden (Ffm., 2.3.1929). Deutsche Rekorde von H.: Kugelstoßen (3,628 kg) über 10,59 Meter (Ffm., 5.7.1925) und über 10,72 Meter (Ffm., 18.7.1925), 4 x 100-Meter-Staffellauf in 50,2 Sekunden (Paris, 3.10.1926), in 48,9 Sekunden (Düsseldorf, 17.8.1929) und in 48,8 Sekunden (Hannover, 23.8.1931), 80-Meter-Hürdenlauf in 12,6 Sekunden (Ffm., 21.7.1929) und in 12,3 Sekunden (Magdeburg, 2.8.1931).
Die persönlichen Bestleistungen von H. waren: 100-Meter-Lauf in 12,2 Sekunden (Ulm, 4.8.1929), 200-Meter-Lauf in 27,4 Sekunden (Paris, 3.10.1926), 80-Meter-Hürdenlauf in 12,3 Sekunden (Magdeburg, 2.8.1931), Weitsprung über 5,11 Meter (Ffm., 29.5.1930), Kugelstoßen über 11,24 Meter (Offenbach am Main, 15.6.1930), Diskuswurf über 34,22 Meter (Offenbach am Main, 15.6.1930) und Speerwurf über 36,80 Meter (Ffm., 16.6.1929).
Über H.’ Haltung zum Nationalsozialismus und im NS-Regime ist bisher nichts Näheres bekannt. Am 19.3.1935 heiratete H. in Ffm. den Sportjournalisten Robert Mollenhauer aus Hamburg. Er stammte aus einer sportbegeisterten Familie. Seine Schwester war die Leichtathletin Paula Mollenhauer (1908-1988), die bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin die Bronzemedaille im Diskuswurf gewann. Robert Mollenhauer war ebenfalls Sportler und arbeitete als Sportredakteur für das Hamburger Fremdenblatt. Nach der Hochzeit zog Emmi Mollenhauer zu ihrem Mann nach Hamburg. Dem Ehepaar wurden zwei Söhne geboren. Am 4.9.1941 fiel Robert Mollenhauer, inzwischen als Unteroffizier im Kriegsdienst, an der Ostfront in Otradnoje/Russland. Nach dem Tod ihres Mannes lebte Emmi Mollenhauer als alleinerziehende Mutter und Hausfrau in Hamburg. Sie engagierte sich in der Gemeinde der evangelisch-lutherischen Matthäuskirche und wurde 1948 in den Kirchenvorstand der Evangelisch-lutherischen Epiphaniengemeinde in Hamburg gewählt. Zuletzt lebte sie im Alten- und Pflegeheim „Epiphanienhaus“ in Hamburg-Winterhude.
Die Plastik „Läuferin am Start“ im Ffter Waldstadion steht zumindest sinnbildlich für H. Die lebensgroße Bronze, geschaffen von dem Bildhauer Richard Martin Werner nach einer früheren Fassung in Stein aus dem Jahr 1936, wurde 1937 von der Stadt Ffm. angekauft und 1939 im Waldstadion aufgestellt, wo H. als erfolgreiche Sprinterin und gefeierte Sportlerin an zahlreichen Wettkämpfen teilgenommen hatte. Für den weiblichen Akt in Startposition soll H. selbst Modell gestanden haben, was jedoch eher unwahrscheinlich sein dürfte. Dem widersprach später auch die Witwe des Künstlers, Gerda Jo Werner (1914-2004), die aussagte, dass sie (Gerda Jo Werner) das eigentliche Modell für die Figur gewesen sei.

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Claudia Olbrych.

Lexika: Amrhein, Klaus: Biographisches Handbuch zur Geschichte der deutschen Leichtathletik. 3. Aufl. = 12.-21. Hundert. 2 Bde. Darmstadt 2005.Amrhein: Biograph. Handbuch zur Geschichte d. dt. Leichtathletik 2005, Bd. 1, S. 416.
Literatur:
                        
Berger, Frank/Setzepfandt, Christian: 101 Unorte in Fft. Ffm. 2011.Berger/Setzepfandt: 101 Unorte 2011, S. 104f. | Börchers, Sabine: 101 Frauenorte in Fft. [Ffm.] 2016.Börchers: 101 Frauenorte 2016, S. 108f. | Brundert, Jürgen: Der Sportclub „Frankfurt 1880“ e. V. Eine Ffter Jahrhundertgeschichte. Ffm. 2002.Brundert: Sportclub „Frankfurt 1880“ e. V. 2002, S. 61, 70. | Jahresbericht Sportamt Ffm. [Titel anfangs: Jahresbericht Sport- und Bäderamt Ffm.] Hg.: Stadt Ffm., Der Magistrat, Sportamt. Ffm. 2001-23.Bauer, Thomas: Blick in die Geschichte: zur Emanzipation des Ffter Frauensports. In: Jb. Sportamt Ffm. 2010, S. 70f. | Jahresbericht Sportamt Ffm. [Titel anfangs: Jahresbericht Sport- und Bäderamt Ffm.] Hg.: Stadt Ffm., Der Magistrat, Sportamt. Ffm. 2001-23.Bauer, Thomas: Hochburg der Leichtathleten: Ffter Olympioniken. In: Jb. Sportamt Ffm. 2009, S. 56f. | Landessportbund Hessen (Hg.): Was Vegetarismus, Friedrich Stoltze und fliegende Zeitungs- und Bäckerburschen mit dem Sport in Hessen zu tun haben. Ein Kaleidoskop interessanter, informativer und außergewöhnlicher hessischer Sportgeschichte(n). Redaktion: Frank Obst. Zusammenstellung des Inhalts: Peter Schermer. Ffm. [Copyright 2022].Schermer, Peter: (…) Geschichte der Stadtstaffel. Zehntausende an der Strecke. / Ffter Stadtstaffel: Vier Läufe in einem Jahr. In: Landessportbund Hessen (Hg.): Sport in Hessen 2022, S. 90f. | Stemmler, Gunter: Eine Geschichte der Gehörlosenschule in Ffm. Hamburg 2020.Stemmler: Geschichte d. Gehörlosenschule in Ffm. 2020, S. 116, 139f.
Quellen: Adressbuch der Stadt Ffm., 1832-2003.Adr. 1916, T. I, S. 187; 1917, T. I, S. 186; 1926, T. IV, S. 30; 1928, T. I, S. 223; 1930, T. IV, S. 55; 1935, T. I, S. 253. | Ffter Allgemeine Zeitung. Ffm. 1949-heute.ker: Eine Vielseitige ist 75. In: FAZ, 16.5.1979. | Ffter Rundschau. Ffm. 1945-heute.Muras, Udo: Die vergessene Olympiade von Fft. In: FR, 20.7.2024. | Ffter Zeitung und Handelsblatt. Ffter Handelszeitung. Neue Ffter Zeitung. Ffm. (1856) 1866-1943.Drei Ffter Siege bei den deutschen Leichtathletikmeisterschaften. In: FZ, Nr. 570, 3.8.1931, Morgenblatt, S. 3; vgl. auch S. 1. | ISG, Kirchen- bzw. Standesbücher: Heiratsbücher, Ffm., 1533-1848 bzw. 1849-1939.Eintrag der Heirat mit Robert Henry Emil Mollenhauer, Ffm., 19.3.1935: ISG, Kirchen- bzw. Standesbücher: Heiratsbuch, Standesamt Ffm. V, Heiratsurkunde 1935/V/204. | ISG, Einwohnermeldekartei („Nullkartei“), ca. 1870-1930.Meldekarte der Eltern in: ISG, Nullkartei, Sign. ISG_A.12.02_H10614. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/10.469. | Institut für Stadtgeschichte Ffm. (ISG FFM).ISG, S7X (Bilderalben), Nr. 8 (Sportliche Wettkämpfe, 6 Bde., 1920-32).
Internet: Eintracht Fft., Hg.: Eintracht Frankfurt Fußball AG, Ffm. https://klub.eintracht.de/news/titeltraegerinnen-funktionaerinnen-vereinsikonen-148673
Hinweis: Artikel „Titelträgerinnen, Funktionärinnen, Vereinsikonen“ über erfolgreiche Sportlerinnen in der Geschichte von Eintracht Fft., 7.3.2023.
Eintracht Fft., 2.2.2025.
| Kunst im öffentlichen Raum Fft., Hg.: Stadt Ffm., Kulturamt, Referat Kunst im öffentlichen Raum, Ffm. https://www.kunst-im-oeffentlichen-raum-frankfurt.de/de/page215.html?id=167
Hinweis: Eintrag zu der Plastik „Läuferin am Start“ im Waldstadion.
Kunst im öffentl. Raum Fft., 3.2.2025.
| Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, Hg.: Wikimedia Foundation Inc., San Francisco/Kalifornien (USA). https://de.wikipedia.org/wiki/Emmi_HauxWikipedia, 2.2.2025.

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Empfohlene Zitierweise: Olbrych, Claudia: Haux, Emmi. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/9888

Stand des Artikels: 10.2.2025
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 02.2025.