Sauermann, Heinz. Prof. Dr. rer. pol. Dr. rer. pol. h. c. Wirtschaftswissenschaftler. * 17.3.1905 Bielefeld, † 27.5.1981 Kronberg, begraben in Aranno/Malcantone (Schweiz).
Nach einem abgebrochenen Studium der Musikwissenschaft in Freiburg und dem anschließenden Studium der Soziologie und Nationalökonomie in Wien, Paris und Berlin war S. am Institut für angewandte Soziologie in Berlin tätig, seit 1929 als Assistent von Karl Dunkmann, nach Dunkmanns Tod von 1932 bis zur Schließung des Instituts 1935 als kommissarischer Institutsleiter. Mit seiner Habilitation (Berlin 1936) wandte sich S. von der im Nationalsozialismus verfemten Soziologie ab und stieg völlig auf die Volkswirtschaftslehre um. Seit 1938 Privatdozent, von 1946 bis zu seiner Emeritierung 1972 ordentlicher Professor für Wirtschaftliche Staatswissenschaften an der Ffter Universität. Von 1946 bis 1948 Dekan der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät, um deren Wiederaufbau er sich verdient machte. Direktor des Seminars für Wirtschaftliche Staatswissenschaften, des Seminars für Mathematische Wirtschaftsforschung und Ökonometrie sowie des Instituts für Sozialökonomische Strukturforschung. 1949/50 Gastprofessur in den USA. Mitbegründer und Direktor des Instituts für Fremdenverkehrswissenschaft an der Ffter Universität. Seit 1957 widmete S. sich der experimentellen Wirtschaftsforschung, einem neuen Zweig der exakten Wirtschaftswissenschaften, als dessen Mitbegründer er gelten kann (vgl. seine Schrift „Die experimentelle Wirtschaftsforschung an der Universität Ffm.”, 1968). In den 1960er Jahren war S. Gründungsmitglied des Bundes „Freiheit der Wissenschaft”; seine Ansichten von einer projektierten Studienreform sowie sein Eintreten für den Erhalt eines wissenschaftlichen Standards und gegen eine Politisierung an den Hochschulen stießen zunehmend auf den Widerstand insbesondere der linken Studentengruppen. S.s Seminar stand immer mehr im Brennpunkt hochschulpolitischer Auseinandersetzungen; kurz vor S.s Emeritierung wurde schließlich das Seminar „besetzt”, und S. schied ohne jegliche Anerkennung aus den Diensten der Universität.
Deutscher Sachverständiger bei der Vorbereitung der Währungsreform von 1948, u. a. bei dem später nicht verwirklichten „Homburger Plan”. 1948 Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats bei der Verwaltung für Wirtschaft. Gründungsmitglied (1949) und Vorsitzender (seit 1949 und erneut seit 1965) des Wissenschaftlichen Beirats im Bundeswirtschaftsministerium.
Fachveröffentlichungen, u. a. das Standardlehrbuch „Einführung in die Volkswirtschaftslehre” (2 Bände, 1960/64).
Herausgeber von Fachzeitschriften, u. a. der „Beiträge zur Fremdenverkehrsforschung” (1954-69) und der „Beiträge zur experimentellen Wirtschaftsforschung” (1967-74). Mitherausgeber (mit
Franz Böhm) der „Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft”.
Artikel aus: Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 224f.,
verfasst von: Sabine Hock.
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Lexika:
Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender. Hg. v. Joseph Kürschner u. a. Bio-bibliographisches Verzeichnis deutschsprachiger Wissenschaftler der Gegenwart. München 1927-2003.Kürschner: Gel. 1980, S. 3289; 1983, S. 4845 (Nekr.).
Literatur:
Hammerstein, Notker: Die Johann Wolfgang Goethe-Universität Ffm. Von der Stiftungsuniversität zur staatlichen Hochschule. Bd. I: 1914 bis 1950. Neuwied/Ffm. 1989.Hammerstein: JWGU I 1989, bes. S. 831-835. |
Kobes, Jörn/Hesse, Jan-Otmar (Hg.): Ffter Wissenschaftler zwischen 1933 und 1945. Göttingen 2008. (Schriftenreihe des Ffter Universitätsarchivs 1).Hesse, Jan-Otmar: Die permanente Bewährungsprobe. Heinz Sauermann in der Ffter Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät 1937-1945. In: Kobes/Hesse (Hg.): Ffter Wissenschaftler 1933-45, S. 157-181. |
Schefold, Bertram (Hg.): Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler in Ffm. Marburg 1989, erw. Neuaufl. 2004 u. 2016.Schefold: Wirtschafts- u. Sozialwissenschaftler 2016, bes. S. 180-183, 217-236, 352-358, 467-493, 505-508, 1103f. |
Wer ist’s? Titel auch: Degener’s Wer ist’s? Titel ab 1923: Wer ist wer? Wechselnde Untertitel: Zeitgenossenlexikon. / Unsere Zeitgenossen. / Das deutsche Who’s who. Leipzig, ab 1928 Berlin 1905-93.Wer ist wer? 1962, S. 1313f.; 1979, S. 1008.
Quellen:
ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/6.749.
GND: 11860581X (
Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise:
Hock, Sabine: Sauermann, Heinz. Artikel aus der Frankfurter Biographie (1994/96) in: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/996
Stand des Artikels: 2.12.1994