Tochter des Theologen Erich Sch. (1861-1936), seit 1899 ordentlicher Professor für Systematische Theologie in Kiel, und seiner Ehefrau Anna, geb. Sellschopp (1867-1948), die, ursprünglich wohl für ihre sechs eigenen Kinder, Jugendbücher verfasste und veröffentlichte („Hannis Heimkehr. Klänge aus goldenen Jugendtagen, meinen Kindern erzählt (...)”, 1914, und „Goldene Fäden. Ein Buch vom glücklich machen und glücklich sein für junge Mädchen”, 1921). Schwester des Orientalisten Hans Heinrich Sch. (1896-1957), des Politik- und Wirtschaftswissenschaftlers Reinhard Sch. (1905-1980) und des Physikers und Hirnforschers Johann Albrecht Sch. (1910-1985).
Schulbesuch in Kiel und später in Breslau, nachdem der Vater 1918 als Ordinarius an die dortige Universität gewechselt war. Seit 1920 Studium der klassischen und slawischen Philologie, osteuropäischen Geschichte, Byzantinistik und Philosophie in Breslau und Hamburg. Nach der Promotion bei Richard Salomon (1884-1966) in Hamburg 1927 wollte sich Sch. zunächst an der Universität Breslau habilitieren, gab dieses Vorhaben jedoch 1931/32 auf und ging mit einem Forschungsstipendium der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft nach Prag und in die Sowjetunion. Seit März 1935 arbeitete sie als wissenschaftliche Referentin in der Publikationsstelle des Preußischen Geheimen Staatsarchivs in Berlin. Bald nach ihrer Rückkehr nach Deutschland hatte sich Sch. in Berlin um 1934/35 der Bekennenden Kirche angeschlossen. Sie engagierte sich in der Jesus-Christus-Gemeinde des Pfarrers
Martin Niemöller in Berlin-Dahlem und studierte an der auf Initiative von
Niemöller 1935 gegründeten und nach dem umgehenden Verbot illegal weitergeführten Kirchlichen Hochschule für reformatorische Theologie. Im Rahmen der Gemeindearbeit betreute sie zunächst „nichtarische“ Christen, später auch deutsch-jüdische Deportierte in Polen und wahrscheinlich untergetauchte Juden in Berlin, die sie mit Lebensmitteln, Kleidung und Medikamenten versorgte; auch kundschaftete sie Fluchtmöglichkeiten und Verstecke für die bedrohten und verfolgten Menschen aus. Aufgrund einer Denunziation wurde Sch. am 14.9.1943 von der Gestapo wegen „Begünstigung flüchtiger Juden” verhaftet. Im Frühjahr 1944, nach mehrmonatiger Untersuchungshaft, wurde sie als politische Gefangene in das KZ Ravensbrück überstellt, wo sie Ende April 1945 die Befreiung erlebte. Nach dem Krieg war Sch. zunächst als Gemeindehelferin in Mecklenburg, dann als Leiterin der ostkirchlichen Arbeitsgemeinschaft an der Universität in Göttingen tätig. Von 1948 bis 1970 wirkte sie als Oberkirchenrätin und Referentin für die orthodoxen Kirchen des Ostens im Außenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Ffm. Sie vermittelte Kontakte mit der Russisch-Orthodoxen Kirche, begleitete Repräsentanten der EKD auf deren Reisen in die Sowjetunion (
Martin Niemöller 1952, Gustav Heinemann 1954) und redigierte seit 1955 die „Informationen aus der Orthodoxen Kirche”. Seit 1962 lehrte sie zudem an der Universität Ffm., zunächst als Lehrbeauftragte für die Geschichte der orthodoxen Kirchen, von 1965 bis 1978 als Honorarprofessorin für Osteuropäische Geschichte.
Mitglied im Verband der Deutschen Historiker.
Zahlreiche Veröffentlichungen, u. a. „Moskau, das dritte Rom. Studien zur Geschichte der politischen Theorien in der slavischen Welt” (Dissertation, 1929, 2. Aufl. 1957) und „Die dritte Koalition und die Heilige Allianz” (Vorarbeiten zur Habilitation, 1934, 2., ergänzte Aufl. 1963 u. d. T. „Autokratie und Heilige Allianz”). Ausgabe ausgewählter Schriften („Impulse für die evangelisch-orthodoxe Begegnung“, hg. v. Karl Pinggéra/Jennifer Wasmuth/Christian Weise, 2016).
„Ostern im KZ” (Erinnerungen an ihre Haft in Ravensbrück, 1947, 2., erweiterte Aufl. 1951 u. d. T. „Die letzte Freiheit”).
1978 Bundesverdienstkreuz am Bande. 2000 Anerkennung als „Gerechte unter den Völkern“ durch die Gedenkstätte Yad Vashem (posthum).
Hildegard-Sch.-Straße in Oberrad.
Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 248,
).