Sohn eines Architekten.
Seit 1892 Studium der Medizin in Freiburg, München, Berlin und Bonn, abgeschlossen mit Staatsexamen und Promotion in Bonn („Magenchirurgie”, Med. Diss., 1897). Assistentenzeit in der Pathologischen Anatomie in Göttingen. Fachausbildung zum Chirurgen bei Ernst von Bergmann und vor allem August Bier in Berlin und Bonn. 1903 Habilitation in Bonn. Seit 1908 außerordentlicher Professor in Berlin. Von 1913 bis 1919 ordentlicher Professor der Chirurgie in Halle. Im Ersten Weltkrieg beratender Chirurg des IV. Armeekorps an der Westfront und auf dem Balkan (vgl. das von ihm mitherausgegebene „Lehrbuch für Kriegschirurgie”, 1917). Als Nachfolger von
Rehn, wofür ursprünglich Ferdinand Sauerbruch berufen worden war, war Sch. seit dem 1.10.1919 ordentlicher Professor der Chirurgie und Leiter der Chirurgischen Abteilung des Städtischen Krankenhauses in Ffm. Sch. genoss damals überregional den Ruf eines hervorragenden Spezialisten für Bauch-, Krebs- und Herzoperationen; so hatte er 1917 die erste Panzerherzoperation vorgenommen und außerdem eine spezielle Magen- und Darmnahttechnik, die „Sch.’sche Darmstülpungsnaht”, entwickelt. Auch als Ausbilder war er sehr gesucht. Ihm ist der eigentliche Ausbau der städtischen Krankenhausabteilung zur Chirurgischen Universitätsklinik zu verdanken. 1927/28 stand er der Medizinischen Fakultät erstmals als Dekan vor. Gleich 1933 schloss sich Sch. begeistert der nationalsozialistischen Bewegung an, an deren Ideale er in grenzenloser politischer Verblendung bis zuletzt glaubte. 1933 wurde er von Rektor
Krieck zum Vertrauensmann für die Ordinarien an der Universität ernannt. Im selben Jahr organisierte er die Ffter Ärzteschaft in der Ffter Medizinischen Gesellschaft neu, wofür die Gesellschaft ihn als ihren Gründer später zum Ehrenvorsitzenden ernannte. Außerdem fungierte er, seit 1937 NSDAP-Miglied, zeitweise als Dekan der Medizinischen Fakultät (1937/38) und als Prorektor der Universität sowie als Präsident der Polytechnischen Gesellschaft (1936-43). Seit 1939 war Sch. aus Altersgründen zur Emeritierung vorgesehen, wozu es aufgrund der Zeitereignisse aber nicht kam. Als beratender Chirurg war er im Kriegsdienst an der „Heimatfront” eingesetzt; nach den schweren Luftangriffen auf Ffm. musste er die Massenoperationen in den Operations-Trakten der Bunker leiten und ausführen. Im Herbst 1944 zog sich der an einem Altersleiden erkrankte Sch. in sein Jagdhaus in Lichtenberg/Odenwald zurück. Im Sommer 1945 wurde er pensioniert und emeritiert, wobei die neue Stadtregierung ihm in Anerkennung seiner Verdienste als Mediziner dankte, ohne dass sie an seiner nationalsozialistischen Vergangenheit Anstoß nahm.
Zahlreiche Fachveröffentlichungen, u. a. „Der chirurgische Operationskursus” (1910).
Herausgabe fachwissenschaftlicher Zeitschriften und Sammelwerke, u. a. „Chirurgische Operationslehre” von Bier-Kümmell in 6. Aufl. (mit Sauerbruch, 1932).
Zahlreiche Orden, Ehrenzeichen und Ehrenmitgliedschaften, u. a. Vorsitz der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie und der Deutschen Gesellschaft für Unfallheilkunde (1931), Kriegsverdienstkreuz I. Klasse mit Schwertern (1944), Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft (1944) und Ehrenplakette der Stadt Ffm. (1944).
Ölporträt (von
Franz Karl Delavilla, 1949) im Besitz der Polytechnischen Gesellschaft.
1988 wurde der südliche Teil der in der Nähe der Universitätsklinik gelegenen Vogelweidstraße in Victor-Sch.-Straße umbenannt; nach Bürgerprotesten wegen Sch.s nationalsozialistischer Gesinnung wurde die Victor-Sch.-Straße auf Forderung der SPD 1994 wieder abgeschafft (seitdem umbenannt in Straßheimstraße).
Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 314-316,
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