Fünftes von acht Kindern des Zimmerers Daniel R. II (1844-1921). Jüngerer Bruder des Architekten
Hans R.Aufgewachsen in einer katholischen Familie. Besuch der Gewerbeschule Bensheim. Von ca. 1902 bis 1906 Studium an der TH Darmstadt, abgeschlossen mit Diplom. Schon während des Studiums war R. im Atelier seines Bruders
Hans R. in Ffm. tätig. Erste bekannte Zeugnisse der Zusammenarbeit als Architekten sind der Wettbewerbsbeitrag zur städtebaulichen Gestaltung der Ffter Wiesen in Leipzig (1911/12; prämiert mit einem 3. Preis) sowie Planung und Bau der St.-Heinrich-Kirche in Uerdingen (1913-15). Im Ersten Weltkrieg diente R. beim Fußartillerie-Regiment 3 in Mainz, wurde zum Leutnant befördert und Anfang 1918 als Lehrer an die Artillerie-Schießschule in Jüterbog kommandiert. Nach Kriegsende arbeitete R. zunächst (um 1919) in Bürogemeinschaft mit seinem Bruder
Hans R., die bald in eine volle Teilhaberschaft mündete. Beider Namen tauchten fortan gleichberechtigt im Briefkopf sowie auf den Plänen auf, ein Umstand, der eine spezifische Zuordnung der Urheberschaft bewusst nicht zuließ. Eine Art Aufgabenverteilung scheint darin bestanden zu haben, dass
Hans R. eher für den Innendienst im Büro und Christoph R. mehr für den Außendienst und Kundenkontakt zuständig war. Bis 1935 war das Atelier vor allem im katholischen Kirchenbau tätig. In dieser Zeit schufen die Brüder R. etwa 50 Kirchenbauten, vor allem in Hessen. Die bedeutendsten Werke der Arbeitsgemeinschaft in Ffm. sind die Erweiterung der St.-Josefs-Kirche in der Berger Straße in Bornheim (1931/32) und der Neubau der Kirche „Mutter vom Guten Rat“ in der Bruchfeldstraße in Niederrad (1932/33). Sie zeigen einen vergleichsweise konservativen Aspekt des Sakralbaus in Ffm. dieser Zeit. Im „Dritten Reich“ waren die Arbeitsmöglichkeiten im Sakralbau äußerst eingeschränkt. Die Brüder R. verlegten sich weitgehend auf Projekte wie diverse Umbaumaßnahmen bestehender Gebäude, gelegentliche Wohnhausbauten und die Planung eines Bunkers an der Feuerwache II in Bornheim. Nachdem das gemeinsame Büro in der Vogtstraße 48 beim Bombardement auf die Stadt Ffm. 1944 zerstört worden war, löste sich das Atelier auf.
Hans R. zog mit der Familie in den Westerwald, übergab seinem Sohn Carl R. (1909-1984) die Geschäfte und starb 1952 in Ffm. Christoph R. übernahm in Anspach im Taunus die Leitung eines im Familienbesitz befindlichen Betriebs zur Produktion von Knöpfen. Als Architekt entwarf er noch den Neubau der katholischen Kirche St. Martin in Kelkheim-Hornau. Nach dem ersten Spatenstich 1947 und der Grundsteinlegung 1948 verzögerte sich der Bau aufgrund fehlender finanzieller Mittel und konnte erst im Juni 1952 konsekriert werden. Das aus Bruchstein errichtete Gebäude ist als Rundbau mit seitlichem Umgang konzipiert, der durch eine zweigeschossige Eingangshalle mit einem abgestuften Rundbogenportal erschlossen wird. Das Erdgeschoss zeigt ungewöhnliche Halbrundfenster, das Obergeschoss Okuli. Bei der durch Material und Gestalt an mittelalterliche Zentralbauten erinnernden Kirche verwendete R. Fensterformen, wie sie auch an modernen Gebäuden zu finden sind, z. B. die Halbkreisfenster bei
Hans Poelzigs Chemiefabrik in Luban (1911/12) und die Bullaugenfenster bei
Martin Webers Heilig-Geist-Kirche im Riederwald (1930/31). Beide Elemente hatten die Brüder R. 1933 bei der Erweiterung der katholischen Kirche der Hl. Sieben Brüder in Oberbrechen aufgegriffen und eingesetzt. Mit St. Martin in Kelkheim-Hornau schuf Christoph R. ein bemerkenswert individuelles Beispiel ländlicher Sakralarchitektur.
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