Sohn des Mechanikus und Handelsmanns
Johann Valentin A. (1774-1856) und dessen Ehefrau Johannette (auch: Jeanette) Catharina Clara, geb. Kautz (1778-1840). Der Vater war Inhaber einer Galanteriewarenhandlung mit Werkstatt, in der er eine Vielzahl von optischen und mechanischen Geräten, Kunstgegenständen, Spielzeug u. ä. anbot. Er wirkte daneben als Erfinder und war Mitbegründer der „Fft.ischen Gesellschaft zur Beförderung der nützlichen Künste und der sie veredelnden Wissenschaften“ (1816; seit 1817: Fft.ische Gesellschaft zur Beförderung nützlicher Künste und deren Hülfswissenschaften; heute: Polytechnische Gesellschaft) und des Physikalischen Vereins (1824).
Wie schon sein älterer Bruder
Friedrich Thomas A. (1802-1888) trat Johann Wilhelm A. nach dem Schulbesuch in das Geschäft des Vaters ein und erhielt eine Ausbildung als Mechanikus und Kaufmann. 1835 ging A. als Handelsmann nach Paris und lernte dort Henriette Johanna Meyer, geb. Louvain (1802-1891), kennen, die er am 16.5.1835 in Belleville heiratete. Nach sieben Jahren in Paris kehrte er 1842 nach Ffm. zurück. Inzwischen hatte der Vater
Johann Valentin A. den Bruder Friedrich A. in sein Geschäft aufgenommen, zunächst als Teilhaber und Prokurist, bevor er es ihm 1834 voll übertrug. Friedrich A. führte die Firma unter dem Namen „J. V. Albert Sohn“ fort und erweiterte das Angebot im Zuge des technischen Fortschritts. So informierte er sich über die Erfindung der Fotografie, die im August 1839 in Paris bekannt gegeben wurde. In Inseraten im Ffter Journal vom 24. und 27.9.1839 bot er als erster in Ffm. verschiedene „Daguerre’sche Apparate“ an, und zwar „die elegantere Sorte, wie auch die einfacher gearbeiteten“, nebst Zubehör und ausführlichen Beschreibungen („entweder die Original-Ausgabe von Daguerre oder in deutscher Übersetzung“). Diesen Kenntnisstand und Erfahrungsschatz fand A. nach seiner Rückkehr aus Paris bei seiner Arbeit im ehemals väterlichen Geschäft vor. Auch die Weiterentwicklung der Fotografie zu Positivabzügen auf Papier konnte A. in der Firma seines Bruders verfolgen, der am 16.1.1845 – wiederum als erster in Ffm. – Apparate „für die Erzeugung von Lichtbildern auf Papier“ per Inserat im Ffter Journal offerierte. A. hatte in diesen Jahren eine Rückkehr nach Paris nicht ausgeschlossen, aber gegen Ende der 1840er Jahre konnte er von seinem Bruder einen Teil von dessen Geschäft einschließlich des fototechnischen Teils übernehmen und machte sich in Ffm. selbstständig. Im Oktober 1851 leistete er den Bürgereid, seine Ehefrau erhielt 1853 das Ffter Bürgerrecht. Sein erstes Inserat mit Hinweis auf seine Geschäftstätigkeit erschien bereits am 21.3.1851 im Ffter Intelligenz-Blatt; im Adressbuch wird seine Firma ab 1853 aufgeführt, und zwar unter der Adresse Heilig-Kreuz-Gasse 14. Neben dem Handel betrieb er eine mechanische und optische Werkstätte, für die er 1854 zwei Lehrlinge suchte. 1855 zog er in die Schäfergasse 2 um. Wie aus weiteren Inseraten in der Lokalpresse hervorgeht, umfasste sein Handelssortiment eine Vielzahl von technischen Geräten bis hin zu Ferngläsern, Mikroskopen und „Elektriziermaschinen“ [d. s. vermutlich elektrostatische Generatoren], wobei die „photographischen Objekte“ und später – nach der Erfindung des Kollodium-Verfahrens – die „Collodium-Gießflaschen“ allerdings nur eine Nebenrolle spielten. 1865/66 verlegte A. sein Geschäft in die Neue Mainzer Straße 34. 1869/70 nahm er seinen einzigen Sohn
Eugen Carl A. (1836-1917), ebenfalls Mechaniker und Optiker, als Miteigentümer in die Firma auf. Schließlich übertrug er das Geschäft 1880/81 in vollem Umfang auf seinen Sohn; offenbar um ein Mitspracherecht zu behalten, blieb er jedoch weiterhin Prokurist bis zu seinem Tod 1887.
A. beherrschte zwar die Technik der Fotografie, aber er machte das Fotografieren nicht zu seinem Beruf. Er beschränkte sich vielmehr darauf, Fotografien anzufertigen, mit denen er die Funktion der Apparate testen und praktische Ergebnisse vorführen konnte. So war er einer von 32 Industriellen und Gewerbetreibenden, die die Stadt Ffm. mit „Kunstprodukten“ auf der Londoner Industrieausstellung von 1851 vertraten. In einem Artikel über diese erste Weltausstellung im Ffter Intelligenz-Blatt vom 26.2.1851 wird er unter „J. W. Albert, Daguerre’sche Apparate“ als Aussteller aufgeführt (während sein Bruder unter „J. V. Albert Sohn, physikalische Instrumente“ genannt ist). Werbekräftig bot er Interessenten an, das für die Ausstellung bestimmte Gerät „nebst einigen mit diesem Apparat selbst gefertigten Bildern“ in seinem Geschäft zu besichtigen. 1854 war A. auf der (ersten) Allgemeinen Deutschen Industrie-Ausstellung in München ebenfalls mit einem Daguerreotypie-Apparat und eigenen Fotografien präsent. Nur einmal trat er als professioneller Fotograf in Erscheinung: In dieser Zeit suchte
Schopenhauer nach einem Fotografen, der noch das Daguerreotypie-Verfahren auf versilberten Kupferplatten anwendete. Der Philosoph hatte sich mehrfach porträtieren lassen, war aber mit den damals schon üblichen Papierfotografien unzufrieden. Er fand A., der im August 1852 sieben, vermutlich sogar acht derartige Porträts anfertigte.
Schopenhauer nannte in einem seiner Briefe den Mechanikus Albert als Fotografen, ohne dessen Vornamen anzugeben. Den Umständen nach kann es sich nur um Johann Wilhelm A. gehandelt haben. Weitere Aufnahmen von A. sind nicht bekannt.
Bei seinen Vorträgen, insbesondere im Physikalischen Verein, führte A. Apparate und Instrumente aus seiner Werkstatt vor, so im Juni 1859 eine eigene Nachbildung eines „Polytrops“, im November 1862 einen Apparat, mit dem „Schwingungen tönender Stimmgabeln graphisch darzustellen und dauernd zu fixieren“ waren, sowie im Mai 1863 ein Gerät zur Bestimmung elektrischer Ströme. Im Juni 1860 zeigte er bei einer Sitzung im Freien Deutschen Hochstift „einen sehr sinnreichen Apparat zur Erläuterung des Schwebens der Umläufe und der Rotationsbewegungen der Weltkörper“ (so das Ffter Konversationsblatt, Nr. 132, 6.6.1860, S. 528). 1863 ließ der Erfinder des Telefons,
Philipp Reis, eine Serie seines Telefongeräts in der Werkstatt von A. herstellen. A. nutzte die Gelegenheit, bot seinen Kunden im August 1863 „den sehr interessanten Apparat von Herrn
Reis zur Reproduction der Töne durch Galvanismus“ zum Kauf an und legte dem Werbebrief einen Prospekt seines Magazins „physikalischer, optischer und chemischer Instrumente“ bei. Der spätere Schriftsteller
Adolf Stoltze, der um diese Zeit bei A. in die Lehre ging, berichtet in seinen Erinnerungen über die Werkstatt und deren Kunden, u. a. über
Reis und dessen Telefonversuche.
Der Sohn Eugen A. führte das Geschäft unter der Bezeichnung „J. W. Albert / Optische, physikalische und chemische Instrumente und Apparate“ weiter. Im Adressbuch 1902 ist er letztmals als Eigentümer genannt, bevor er die Firma mit dem eingeführten Namen verkaufte und sich als Privatier zur Ruhe setzte.
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