Sohn des Handelsmanns Peter Friedrich A. und dessen Ehefrau Christiana Margaretha, geb. Schäfer. Der Vater betrieb ein Geschäft für Galanteriewaren und Spielzeug („Nürnberger Waren“).
Im Kleinkindalter zog A. mit seinen Eltern nach Amsterdam. Dort wohnte ein naher Verwandter, der es im Schuhmacherhandwerk und im Porzellanhandel zu Wohlstand gebracht hatte. Die geschäftlichen Möglichkeiten reizten A.s Vater. Für A. selbst begann ein für damalige Zeiten seltener und ungewöhnlicher Lebensabschnitt. Sein Großonkel kümmerte sich um ihn, zeigte ihm alle Sehenswürdigkeiten und machte mit ihm Ausflüge in die Umgebung, so nach Haarlem, wo sie die Funktion einer Kirchenorgel und elektrischer Maschinen studierten, oder nach Leiden, um das Naturalienkabinett zu besichtigen. Diese frühen Eindrücke prägten A. für sein späteres Berufsleben. 1783, in A.s neuntem Lebensjahr, übersiedelte die Familie wieder nach Ffm. A. besuchte das städtische Gymnasium und konnte sich an den wissenschaftlichen Versuchen seines Physiklehrers Johann Gerlach Lambert (1740-1804) beteiligen. Anschließend absolvierte er eine kaufmännische Lehre im Geschäft seines Vaters.
Im Alter von 20 Jahren kehrte A. nach Amsterdam zurück, wo er bei seinem Großonkel wohnte und mit dessen Unterstützung eine Stelle in einem Handelshaus suchte. Auch hier machte er die Bekanntschaft mit Gelehrten, half ihnen bei Versuchen mit technischen Apparaten und freundete sich mit dem Direktor des Botanischen Gartens an. Doch nach der französischen Besetzung der Niederlande brach dort die Konjunktur ein, und A. fand keine Arbeitsstelle mehr. Er reiste nach zwei Jahren in Amsterdam wieder nach Deutschland und blieb zunächst für einige Monate in Gütersloh bei dem Schwager eines Vetters, der dort ein Handelsgeschäft führte. Danach fuhr er mit einem Zwischenaufenthalt in Kassel weiter nach Marburg. Dort traf er Jugendfreunde und Bekannte aus der Ffter Zeit, die hier studierten. Sie warnten ihn angesichts der Beschießung der Stadt Ffm. durch französische Truppen im Juli 1796, wieder in seine Heimatstadt zu ziehen. A. blieb daher mehr als sechs Monate in Marburg. Er studierte an der Universität, besuchte Kolloquien und schloss Freundschaft mit Georg Wilhelm Muncke (1772-1847), der später als Professor für Mathematik und Physik in Marburg lehrte. Bei dessen wissenschaftlichen Experimenten arbeitete er „mit Beharrlichkeit und Ausdauer“ mit, und so fand er in der von Muncke mitherausgegebenen Neubearbeitung von „Gehler’s physikalischem Wörterbuch“ namentliche Erwähnung [mit Vorschlägen zur Gasbeleuchtung in Bd. 4,2 (1828), S. 1124, und als Anbieter eines Apparats zur Erzeugung magnetoelektrischer Funken in Bd. 6,2 (1836), S. 1173]. Auf der Weiterfahrt von Marburg nach Ffm. machte A. Station in Friedberg bei Bekannten seiner Eltern und lernte deren Tochter Johannette Catharina Clara Kautz (1778-1840) kennen, die er bald (1798) heiratete. In Ffm. angekommen, musste A. feststellen, dass alle seine Versuchsmaterialien und Aufzeichnungen über Experimente verloren waren: Er hatte sie in seinen beiden Kammern im Dachgeschoss des elterlichen Hauses zurückgelassen, das inzwischen wegen des Beschusses durch französische Artillerie geräumt worden war.
A. trat in das Geschäft seines Vaters in der Großen Sandgasse Lit. K 63 (später Nr. 23) ein, das er 1804 übernahm und zunächst unter „Peter Friedrich Albert Sohn“, danach unter seinem Namen führte. 1804 erwarb er auch das Ffter Bürgerrecht für sich und seine Familie. Ebenfalls 1804 kaufte er eine größere Anzahl technischer Instrumente aus dem Nachlass seines Lehrers Johann Gerlach Lambert. Das Geschäft mit Galanteriewaren, Nürnberger Spielwaren und anderen illustren Objekten lief ausgezeichnet, so dass A. bald wohlhabend wurde. So konnte er Platin als Rohstoff aus Peru bekommen und mit hohem Gewinn weiterverkaufen; auch handelte er mit Mineralien. Zudem erhielt er ein größeres Erbe von seinem Großonkel. Er ersteigerte zwei Häuser im Schärfengässchen Lit. G 22 (später Nr. 2 = Töngesgasse 50) und vermutlich in der Töngesgasse Lit. G 23 (später Nr. 48), ließ sie abreißen und neu bauen. Im Erdgeschoss richtete er seinen Laden mit „Comptoir“ (Kontor) ein, im ersten Stock seine Wohnung, und den zweiten und dritten Stock vermietete er. Im dahinter liegenden Gebäude (mit dem ehemaligen Schärfensaal) befand sich seine Werkstätte. Später kaufte er das Geschäft seines lokalen Konkurrenten Gerhard Hieronymus (auch: Hieronimus; 1768-1807) von dessen Erben auf und übernahm auch einzelne Angestellte. Er handelte mehrfach mit Immobilien und erwarb auch das Haus zum Löwenberg in der Töngesgasse Lit. G 24 (später Nr. 46). Dort erweiterte er sein Geschäft und nahm seinen ältesten Sohn
Friedrich Thomas A. (1802-1888) zunächst als Teilhaber und Prokuristen auf. 1834 wollte A. erneut Häuser mit Gärten in der Nachbarschaft des Hauses zum Löwenberg aufkaufen, um an deren Stelle Neubauten mit Läden und Wohnungen zu errichten. Seine Kinder und Bekannten rieten ihm jedoch davon ab und empfahlen ihm, sich endlich das Leben zu erleichtern. Er verkaufte daraufhin das Haus zum Löwenberg in der Töngesgasse und übertrug seine Firma im Juni 1834 ganz auf seinen Sohn
Friedrich Thomas A., der sie unter der Bezeichnung „Johann Valentin Albert Sohn“ weiterführte, zunächst (lt. Adressbuch 1837-41) auf der Zeil Lit. C 230 (später Nr. 30)/Ecke Schäfergasse, dann (lt. Adressbuch 1842-57) in der Schäfergasse Lit. C 160 (später Nr. 1) und schließlich (seit Adressbuch 1858) auf der Zeil 36 (Mumm’sches Palais). Wohl bereits um 1814/15 hatte Johann Valentin A. außerdem ein Gartengrundstück an der Friedberger Chaussee (Gewann V, No. 4a, später: Friedberger Landstraße 27) erworben, wo er sich 1818/19 ein neues Gartenhaus errichten ließ; dort verlegte er um die Mitte der 1830er Jahre, nach dem Verkauf des Hauses zum Löwenberg, seine Werkstätte hin und wohnte er zumindest zeitweise auch.
Mit dem Ruhestand begann für A. die Zeit der Liebhaberei und des Reisens, auch wenn seine Frau Johannette schon 1840 starb. Sie hatten eine große Familie gegründet und zehn Kinder bekommen, von denen zwei im Kleinkindalter gestorben waren. Mit seiner Tochter Maria
Catharina (seit 1850 verh. Bauer, 1813-1887) bereiste A. zunächst die Niederlande, und zwar Rotterdam, Den Haag, Scheveningen und Umgebung, sowie das Rheinland und genoss Konzerte und abendliche Gesellschaften. Er besuchte seinen Sohn
Johann Wilhelm A. (1807-1887) in Paris, der zu dieser Zeit dort als Handelsmann tätig war. 1841 fuhr er mit zwei Töchtern und Schwiegersohn aus Anlass der Feier zum 25. Regierungsjubiläum von König Wilhelm I. von Württemberg (1781-1864) nach Stuttgart. Schon als junger Mann reiste A. jedes Jahr zur Messe nach Stuttgart, ferner nach Nürnberg, um hier – weiterhin aktiv – Waren „zu kaufen, [zu] verkaufen und zu tauschen“, so z. B. „Hutüberzüge, Kinderfellhütchen und Tuchkanten“. Weitere seiner Ziele waren Kassel, Fulda, Regensburg, München und Städte in der jeweiligen Umgebung. Auf Reisen lebte er sparsam, übernachtete nur vorübergehend in Hotels, sondern mietete bei längeren Aufenthalten eine lokale Wohnung, lief viel zu Fuß und ernährte sich nach eigener Aussage nur von Bier und Wurst. Oft kehrte er bei Bekannten ein, etwa bei ehemaligen Lehrlingen und Angestellten seines Geschäfts, die ihn dann auch auf Ausflügen begleiteten. 1845 fuhr er mit seinem ältesten Sohn
Friedrich Thomas A. über Eisenach, Weimar und Dresden nach Berlin und zurück nach Leipzig, jeweils mit der Postkutsche, und von Leipzig aus mit der neu eingerichteten Eisenbahn nach Coburg, wobei er wegen eines Hochwassers Verzögerungen in Kauf nehmen musste.
A. machte zahlreiche Erfindungen und entwickelte technische Verbesserungen. Er war kein Wissenschaftler, sondern Praktiker. Er experimentierte und sprach mit Bekannten oder Geschäftskunden über die Herstellungsprozesse in deren Werkstätten. Dabei kamen ihm Gedanken, wie bestimmte Produktionsabläufe verbessert werden könnten. Jederzeit beobachtete er Veröffentlichungen über Erfindungen und Entdeckungen. Viele seiner Erfolge stellte A. in seinen Lebenserinnerungen zusammen: eine Sonnenuhr in Form einer Taschenuhr, ein „Perspectiv“ (Vergrößerungsglas) für Nähe und Ferne, eine Zimmeruhr, Gewehr und Pistolen mit Nachladung, Öfen jeder Art, Maschinen zur Herstellung von Backsteinen und Dachziegeln, besondere Hähne für Gasbeleuchtung und eine Brille mit doppelter Sehweite („gespaltene Gläser, um die Nähe und Ferne zugleich zu sehen“). Er veröffentlichte seine Erfindungen in überregionalen Fachzeitschriften, um Teilhaber zu finden, mit denen er die Erfindungen im großen Stil verwirklichen und finanziellen Nutzen daraus ziehen könnte. Dies gelang ihm allerdings in keinem Fall.
Seine technischen Interessen und Aktivitäten konnte A. jedoch in anderer Weise in das städtische Gemeinwesen einbringen: In der Zeit nach Bildung der Freien Stadt 1815 gab es in Ffm. im gebildeten Bürgertum einen Kreis von politisch und wissenschaftlich Interessierten, die sich eine liberalere Entwicklung gewünscht hätten. Dazu gehörten Professoren, Lehrkräfte, Geschäftsleute und Naturwissenschaftler, die sich 1816 zusammensetzten, um eine gemeinnützige naturwissenschaftliche Gesellschaft zu gründen. Vorbild waren Vereinigungen u. a. in München und Hamburg sowie insbesondere die schweizerische „Neue Helvetische Gesellschaft“, die für Liberalismus und fortschrittliche Ideen eintrat. Die Ffter Initiative ging nach eigenen Angaben von A. aus: Ein Geschäftsfreund hatte ihm Unterlagen des Münchener Vereins zugeschickt, die er „abends mit Muße durchlas“, woraufhin er „einen Plan entwarf, an dem (er) bis spät in die Nacht arbeitete“. Ein solcher Verein sollte sich auch dafür einsetzen, Erfindungen durch Patente zu schützen, und zwar deutschlandweit. A. gehörte zu den 32 Personen, die im August 1816 eine Aufforderung zur Gründung einer solchen Gesellschaft unterzeichneten. Er war somit Mitgründer der Gesellschaft, die zunächst „Polytechnischer Verein“ heißen sollte; sie wurde dann aber „Fft.ische Gesellschaft zur Beförderung der nützlichen Künste und der sie veredelnden Wissenschaften“ und nach einer Namensänderung ab 1817 „Fft.ische Gesellschaft zur Beförderung nützlicher Künste und deren Hülfswissenschaften“ (heute: Polytechnische Gesellschaft) genannt. Im Rahmen seiner Mitarbeit schlug A. vor, durch fachliche und finanzielle Förderung die Verwirklichung der Gasbeleuchtung vorzubereiten. Noch 1817 spalteten sich einzelne Mitglieder ab und gründeten mit anderen Interessierten die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft. A. gehörte allerdings nicht zu deren 16 Gründern.
Im Juli 1824 ergriff A. erneut die Initiative: Er verfasste ein Schreiben mit dem „Vorschlag zur Errichtung eines physikalischen Cabinets“. Die Idee war, der interessierten Bevölkerung durch Vorträge und Vorführung von Experimenten ein physikalisches Grundwissen und die technischen Fortschritte zu vermitteln. So wurde A. zum Mitgründer des Physikalischen Vereins. Er stellte seine physikalischen Apparate und seine Fachbibliothek in einem geeigneten Lokal den Mitgliedern zur Nutzung zur Verfügung. Dafür war ihm nach der Satzung des Vereins ein Honorar von sechs Gulden pro Teilnehmer zugedacht. Die Satzung enthielt weitere Regelungen zum Verhältnis zwischen A. und dem Verein. Für das Lokal, jetzt „physikalisches Museum“ genannt, stellte A. entsprechende Räume in der Schäfergasse bereit (lt. Inserat im Ffter Intelligenz-Blatt vom 29.10.1824). Bei Vorträgen mit Benutzung seiner Geräte erhielt A. einen Teil der Eintrittsgelder. Dass auch „Frauenzimmer“ zu den Vorträgen willkommen waren, „verstand sich“ lt. Paragraph 16 der Vereinssatzung „von selbst“. Das Museum hatte einen hervorragenden Ruf, so dass es z. B. 1825 zum Besichtigungsprogramm der 4. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte gehörte. 1827 wurde das Museum von der Schäfergasse in das Haus zum Löwenberg in der Töngesgasse verlegt. Offene Fragen zur Finanzierung des Museums und zu Entschädigungen für Arbeiten von A. führten dazu, dass der Vertrag zwischen A. und dem Physikalischen Verein per Oktober 1834 nicht verlängert wurde. Das Museum wurde mit Unterstützung von Sponsoren bei der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft kostenlos eingerichtet. Daraufhin trat A. aus dem Physikalischen Verein aus. Nach seinem Tod wurden eine große Anzahl von physikalischen Instrumenten und chemischen Gerätschaften sowie seine Sammlung von rd. 400 Bänden wissenschaftlicher Werke und Zeitschriften nach Ankündigung im Ffter Intelligenz-Blatt vom 17. und 22.2.1859 öffentlich versteigert.
„Rückblicke auf mein Leben“ (Erinnerungen, 1847, im Druck 1909).
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Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 20,
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