Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,
es freut mich besonders, dass ich Sie heute anlässlich des Erscheinens der 100. Monatslieferung im Frankfurter Personenlexikon begrüßen darf. Wie immer gibt es natürlich auch zum Jubiläum wieder einen Artikel des Monats, diesmal die bunte Biographie eines Spielwarenhändlers und Mechanikus, der sich in der jungen Freien Stadt Frankfurt für die Bildung und Ausbildung der Bewohner und Bewohnerinnen in den angewandten Naturwissenschaften engagierte.
Artikel des Monats November 2022:
Polytechniker der ersten Stunde
Er machte schon als Gymnasiast physikalische Experimente: Johann Valentin Albert. Nach kaufmännischen Lehr- und Wanderjahren jedoch übernahm der 30-Jährige 1804 die Frankfurter Galanterie- und Spielwarenhandlung seines Vaters. Das Geschäft florierte, und so konnte der umtriebige Mechanikus in der Werkstätte, die er sich hinter dem Laden eingerichtet hatte, seinen vielfältigen naturwissenschaftlichen Interessen nachgehen. Er packte die Probleme praktisch an, verhalf Wissenschaftlern zur technischen Umsetzung der von ihnen erdachten Versuche und Geschäftskunden zur Verbesserung der Produktionsabläufe in ihren Fabriken. Mit seinen Erfindungen, etwa einer Sonnenuhr für die Westentasche oder einer Brille für die Sicht in Nähe und Ferne, wollte er seinen Mitmenschen den Alltag komfortabler gestalten. Insbesondere aber setzte sich Albert dafür ein, dass viele Frankfurter und Frankfurterinnen die Möglichkeit zum Erwerb und damit zur Anwendung naturwissenschaftlichen und technischen Wissens erhielten. So begründete er 1816 die heutige Polytechnische Gesellschaft und 1824 den Physikalischen Verein mit. Dessen Angebot mit Physikalischem Museum, eigener Bibliothek und fortschrittlichem Vortragsprogramm stand von Anfang an ausdrücklich auch „Frauenzimmern“ offen.
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In dieser Lieferung setzen wir außerdem die vor einiger Zeit lose begonnene Reihe über Frankfurter Stadtbibliothekare mit einem grundlegend neu erarbeiteten Artikel über Hermann Traut fort. In seiner Amtszeit von 1893 bis 1930 praktizierte Traut seinen Beruf im damals noch ganz und gar nicht üblichen Selbstverständnis vom modernen Bibliothekar als Wegweiser für die Wissenschaft. Nebenbei engagierte er sich im Vorstand des Frankfurter Vereins für Geographie und Statistik, und nicht zuletzt publizierte er zur Frankfurter Stadtgeschichte. Die von Traut verfasste Schrift zur Baugeschichte des Römers und des Neuen Rathauses, erstmals 1908 erschienen, wurde zum Standardwerk. Seine umfangreiche „Geschichte Frankfurts im Dreißigjährigen Kriege“ blieb unvollendet, ist aber als Manuskript im Institut für Stadtgeschichte überliefert.
In der wichtigen und regelmäßigen Serie der Biographien von LSBTIQ*-Personen aus der Stadtgeschichte erscheinen diesmal gleich zwei neue Beiträge. Der Artikel über den Schriftsteller Ajo Wiese erzählt die Geschichte von dessen unglücklicher Liebe zu dem Opernsänger Franz Naval, die in Frankfurt begann. In dem Eintrag über den britischen „Homosexuellenaktivisten“ George Cecil Ives geht es schwerpunktmäßig um dessen geheimnisumwitterte Geburt 1867 in Frankfurt, wozu sich – exklusiv für das FP – ein paar neue Fakten ermitteln ließen, die nicht nur aus biographischer, sondern auch aus sozialgeschichtlicher Sicht interessant sind.
Zum Jubiläum des Frankfurter Personenlexikons hatte die Redaktion viele weitere Ideen für besondere Artikel. Es wäre schön gewesen, wenn all das, was wir erdacht, mit dieser Lieferung hätte erscheinen können. Doch in den Zeiten der Pandemie ist vieles nicht planbar. Krankheitsbedingt konnte am Monatszehnten vorläufig nur eine unvollständige Lieferung herauskommen, die erst in den folgenden Tagen komplettiert wurde, und einige vorgesehene Beiträge mussten schließlich ganz auf spätere Lieferungen verschoben werden. Manchmal geht es leider nicht so „einszweidrei“, auch wenn die Zeit weiter „im Sauseschritt“ läuft – und vielleicht ahnen die kundigen Leserinnen und Leser nun schon, welcher Artikel auch halbfertig liegenblieb und in einem der kommenden Monate erscheinen soll.
Ich danke Ihnen allen für die Geduld, mit der Sie diesmal auf die aktuelle Artikellieferung gewartet haben, und würde mich freuen, wenn Sie dem Frankfurter Personenlexikon dennoch gewogen blieben und auch im nächsten Monat wieder vorbeischauen würden.
Herzliche Grüße – und bleiben Sie gesund!
Ihre Sabine Hock
Chefredakteurin des Frankfurter Personenlexikons
P. S. Die nächste Artikellieferung erscheint am 10. Dezember 2022.