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Schierholz, Caroline

Erste Schülerin des Städelschen Kunstinstituts.

Schierholz, Caroline (eigentl.: Carolina) Dorothea Elisabetha. Malerin. Zeichenlehrerin. Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.* 29.7.1831 Ffm., Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.† 19.4.1910 Oberursel/Taunus.
Tochter des Ffter Bürgers und Handelsmanns Georg Friedrich Sch. (1802-1854) und dessen Ehefrau Margarethe (auch: Margaretha) Friederike, geb. Rosenbach (1805-1887), einer Tochter des Ffter Gastwirts und Bierbrauermeisters Georg Daniel Rosenbach (1765-1833). Vier Geschwister: Anna Magdalena Amalia Carolina Sch. (seit 1854 verh. Janclaes, 1830-1892); Heinrich Daniel Rudolph Sch. (1833-1891), Handelsmann; August Wilhelm Sch. (1837-1885), Weinhändler und Caféwirt; Eduard August Kilbee Sch. (1838-1864), Konditor. Cousine des Bildhauers Friedrich Sch. (1840-1894). Ledig. Keine Kinder.
Der Vater besaß einen Laden für Zigarren, Tabak und Wachslichter in der Großen Gallusstraße 2. Unter derselben Adresse wurden später Sch.ens Brüder Heinrich und August Wilhelm Sch. als Weinhändler und Cafébetreiber geführt.
Sch. absolvierte ab 1849 eine Ausbildung am Städelschen Kunstinstitut, das damals seinen Sitz in einem Palais in der Neuen Mainzer Straße hatte. Obwohl Johann Friedrich Städel in seinem Stiftungsbrief von 1815 verfügt hatte, dass der Unterricht an dem von ihm testamentarisch gegründeten Kunstinstitut unentgeltlich an Kinder hiesiger unbemittelter Eltern „ohne Unterschied des Geschlechts“ erteilt werden sollte, hatte es nach der regulären Aufnahme des Lehrbetriebs 1829/30 noch zwei Jahrzehnte gedauert, bis ein (von den Räumen der männlichen Schüler separiertes) Atelier für Schülerinnen eingerichtet wurde. Laut den Erinnerungen der späteren Städelschülerin Emma Heerdt (1849-1936) gab es vor 1869 am Städelschen Kunstinstitut „nur zwei Schülerinnen, Caroline Schierholz und Emilie Döring“ (1839/40-1907); die beiden seien „in einem Südzimmer des Obergeschosses geduldet“ gewesen. Sch. trat in das sogenannte „Damenatelier“ als Schülerin des Genre- und Landschaftsmalers Jakob Becker ein. Vermutlich nutzte sie in späteren Jahren, nach Abschluss ihrer Ausbildung, das Atelier im Städel weiterhin zum Arbeiten als Malerin. Am 1.8.1867 richteten Sch. und Döring einen Brief an die Administration des Städelschen Kunstinstituts, in dem sie sich über die mangelhaften Lichtverhältnisse im abgelegenen Damenatelier und die im Vergleich zu den Werkstätten der männlichen Studenten schlechteren Arbeitsbedingungen beschwerten. In einem zweiten Beschwerdebrief vom 15.12.1868 verlangte Sch., dass man auch Frauen erlauben sollte, während ihrer Ausbildung nach dem lebenden Modell zu zeichnen und zu malen, denn sie durften seinerzeit nur Ölbilder kopieren oder nach Gipsmodellen arbeiten.
1870 trat Sch. eine Stelle als Zeichenlehrerin an der höheren Mädchenschule des Philanthropins an und verließ spätestens 1874 das Städel. Sie verfügte über umfassende künstlerisch-technische Fähigkeiten, die sie in ihren Unterricht einbrachte. Zu ihren ersten Schülerinnen gehörte Philippine Wolff-Arndt (1849-1940), die sich an ihre Lehrerin als eine „wirkliche Malerin“ erinnert, der der Ruf vorausgegangen sei, „im Städelschen Institut (…) im eigenen Atelier zu arbeiten“ (Wolff-Arndt: Wir Frauen von einst 1929, S. 1). Wolff-Arndt war nach Beendigung ihrer Schulzeit am Philanthropin Sch.ens Privatschülerin, bis sie von Sch. ans Städel weiterempfohlen wurde. Ab 1868 lebte Sch. laut Adressbuch stets mit ihrer verwitweten Mutter zusammen, zunächst in der Blumenstraße 11 (lt. Adr. 1868-78), dann in der Haidestraße (heute: Heidestraße) 67 (lt. Adr. 1879-85) und schließlich in der Blumenstraße 8 (lt. Adr. 1886-95), wo sie auch nach dem Tod der Mutter 1887 wohnen blieb. 1874 ist Sch. im Adressbuch erstmals als „Malerin“ verzeichnet, und zwar mit eigenem Atelier in der Großen Gallusstraße 12 (lt. Adr. 1874-80, 1883-84, 1886-95). Insbesondere war sie als Porträtmalerin bekannt. Das Atelier gab sie um 1895/96 auf, als sie in die Feldstraße 5 umzog (lt. Adr. 1896-1904).
1902 beendete Sch. nach über 30 Jahren ihre Unterrichtstätigkeit am Philanthropin. Die Schule gewährte der verdienten und geschätzten Kollegin ein Ruhegeld. Im November 1903 schenkte Sch., die ihrer ehemaligen Schule eng verbunden blieb, dem Philanthropin ein Porträt des langjährigen Direktors Hermann Baerwald anlässlich von dessen 75. Geburtstag.
Sch. zog im Ruhestand nach Oberursel (lt. amtl. Anmeldung am 18.7.1904) und wohnte dort im Ffter Lehrerinnenheim (seit 1969: Agnes-Geering-Heim) in der Hohemarkstraße 66 (später Nr. 166), das am 5.7.1903 als Alten- und Erholungsheim für Lehrerinnen und Kindergärtnerinnen eröffnet worden war. Träger des Heims war der Verein „Frankfurter Lehrerinnenverein e. V.“, dessen Vorsitz von der Gründung 1901 bis 1918 Ida Braunfels (1846-1918), die Ehefrau von Otto Braunfels, innehatte.
Sch. war Mitglied des Ffter Kunstvereins und beteiligte sich mit Porträt- und Landschaftsbildern an dessen Jahresausstellungen.
Arbeiten von Sch. dürften sich vor allem in Privatbesitz befinden. Gelegentlich tauchen Werke von ihr im Kunsthandel auf, so ein signiertes und datiertes Porträt einer jungen Frau (Öl auf Leinwand, 1903), das bei einer Kunstauktion 2014 angeboten wurde.

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Gudrun Jäger.

Lexika: Dessoff, Albert: Kunst und Künstler in Ffm. im 19. Jahrhundert. 2. Bd.: Biographisches Lexikon der Ffter Künstler im 19. Jahrhundert. Ffm. 1909.Dessoff, S. 131.
Literatur:
                        
Eiling, Alexander/Höllerer, Eva-Maria/Schamschula, Aude-Line (Hg.): Städel / Frauen. Künstlerinnen zwischen Fft. und Paris um 1900. München 2024.Schamschula, Aude-Line: „Ohne Unterschied des Geschlechts“? Die Künstlerinnenausbildung am Städel vor 1923. In: Eiling u. a. (Hg.): Städel / Frauen 2024, S. 86-93. | Baerwald, Hermann/Adler, Salo: Festschrift zur Jahrhundertfeier der Realschule der Israelitischen Gemeinde (Philanthropin) zu Ffm. 1804-1904. Ffm. 1904.FS Philanthropin 1904, S. 197. | Mendelssohn, Gabriele: Der Ffter Maler Johann Heinrich Hasselhorst 1825-1904. Phil. Diss. Mainz 1986.Mendelssohn: Johann Heinrich Hasselhorst 1986, S. 181f. | Rittweger, Franz: Allgemeine Deutsche Patent- und Musterschutz-Ausstellung. Catalog der Ffter Historischen Kunst-Ausstellung. Eröffnet am 27. Juni 1881. Ffm. 1881.Rittweger: Catalog d. Ffter Historischen Kunst-Ausstellung 1881, S. 48. | Wolff-Arndt, Philippine: Wir Frauen von einst. Erinnerungen einer Malerin. München 1929.Wolff-Arndt: Wir Frauen von einst 1929, S. 1f. (irrtümlich unter dem ähnlich klingenden Namen Caroline Zierfaß).
Quellen: Adressbuch der Stadt Ffm., 1832-2003.Adr. 1870, S. 276; 1873, S. 308; 1874, S. 323; 1878, S. 397; 1879, S. 410; 1880, S. 425; 1881, S. 435; 1882, S. 439; 1883, S. 441; 1884, S. 445; 1885, S. 451; 1886, S. 455; 1887, S. 458; 1895, S. 660; 1896, S. 633; 1904, T. I, S. 290. | ISG, Bestand Chroniken mit chronikalischen Schriften aller Art (Zeugenschrifttum wie Annalen, Tagebücher, Erlebnisberichte, Memoiren, Denkschriften), 1034-heute; erschlossen über Archivdatenbank.Heerdt, Emma: Erinnerungen. Manuskript, 1927. ISG, Chroniken, S5/239. | ISG, Bestand Fürsorgeamt (Best. A.51.02), 1929-2012.ISG, Fürsorgeamt 882 (Ffter Lehrerinnenheim e. V., 1945-55). | ISG, Kirchen- bzw. Standesbücher: Toten-/Sterbebücher (Beerdigungs- bzw. Sterbebücher), Ffm., 1565-1850 bzw. 1851-1989.Sterbeurkunde der Mutter Margarethe Friederike Schierholz, geb. Rosenbach, gest. am 20.6.1887 in Ffm.: ISG, Kirchen- bzw. Standesbücher: Toten-/Sterbebuch, Bestand STA 12/159: Standesamt Ffm. I, Sterbeurkunde 1887/I/1636 (Bd. 3, S. 436). | ISG, Bestand Senatssupplikationen (Best. H.02.16), 1814-68.ISG, Senatssuppl. 732/9 (Schierholz, August Wilhelm, Gesuche um Erteilung des Bürgerrechts bei Ehelichung an seine Verlobte Margaretha Stamm, um Rückgabe der Militärkaution und um Konzession zum Betrieb einer Kaffeewirtschaft in der Großen Gallusstraße 2, 1859-64). | ISG, Sondersammlung Vereinigungen, Sammlung von Einzelstücken und Resten geringeren Umfangs und unterschiedlicher Provenienz, 1829-2012; teilweise erschlossen über Archivdatenbank.ISG, Sondersammlung Vereinigungen, VS/37 (Ffter Lehrerinnenheim, 1903-36). | ISG, Standesamt (Best. A.34.02), Personenstandsunterlagen, 1874-1992.ISG, Standesamt, Familienattestat Sch 295 (Schierholz, Johann Heinrich). | ISG, Standesamt (Best. A.34.02), Personenstandsunterlagen, 1874-1992.ISG, Standesamt, Familienattestat Sch 1625 (Schierholz, Georg Friedrich). | ISG, Standesamt (Best. A.34.02), Personenstandsunterlagen, 1874-1992.ISG, Standesamt, Familienattestat R 813 (Rosenbach, Georg Daniel). | Baerwald, Hermann: Jahresbericht über die Real- u. Volksschule der israelitischen Gemeinde zu Ffm. Ffm. 1882.Jb. Real- u. Volksschule d. israelit. Gemeinde 1882, S. 20-24. | Programm der Realschule der Israelitischen Gemeinde (Philanthropin) zu Ffm. [Titel auch: Programm der Real- und Volksschule der Israelitischen Gemeinde (Philanthropin) zu Ffm. (1887-89); Programm der Realschule der Israelitischen Gemeinde Philanthropin (Realschule und Höhere Mädchenschule) zu Ffm. (1897-1909).] Ffm. 1887/88-1912/13.Zur Verabschiedung aus dem Schuldienst: Progr. Philanthropin 1903, S. 24. | Programm der Realschule der Israelitischen Gemeinde (Philanthropin) zu Ffm. [Titel auch: Programm der Real- und Volksschule der Israelitischen Gemeinde (Philanthropin) zu Ffm. (1887-89); Programm der Realschule der Israelitischen Gemeinde Philanthropin (Realschule und Höhere Mädchenschule) zu Ffm. (1897-1909).] Ffm. 1887/88-1912/13.Zur Schenkung des Porträts von Hermann Baerwald an das Philanthropin: Progr. Philanthropin 1905, S. 24. | Programm der Realschule der Israelitischen Gemeinde (Philanthropin) zu Ffm. [Titel auch: Programm der Real- und Volksschule der Israelitischen Gemeinde (Philanthropin) zu Ffm. (1887-89); Programm der Realschule der Israelitischen Gemeinde Philanthropin (Realschule und Höhere Mädchenschule) zu Ffm. (1897-1909).] Ffm. 1887/88-1912/13.Nachruf in: Progr. Philanthropin 1911, S. 26.

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Empfohlene Zitierweise: Jäger, Gudrun: Schierholz, Caroline. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/13380

Stand des Artikels: 6.11.2025
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 11.2025.