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Städel, Johann Friedrich

Begründer des Städelschen Kunstinstituts.

Städel, Johann Friedrich. Kaufmann. Bankier. Kunstsammler. Stifter. * 1.11.1728 Ffm., † 2.12.1816 Ffm.
S.s Vater stammte aus Straßburg und war um 1718/19 nach Ffm. gekommen. Er besaß einen Spezereiwarenhandel am Großen Kornmarkt.
Über Kindheit und Jugend S.s ist nichts bekannt. Bis zum Tod des Vaters 1777 lebte der Junggeselle im elterlichen Haus. Erst dann, fast fünfzigjährig, bezog er ein eigenes Haus, den Goldenen Bären an der Westseite des Roßmarkts. Einige Zeit führte S. hier noch den Gewürzhandel des Vaters fort, bald jedoch widmete er sich fast ausschließlich Bankgeschäften. Binnen weniger Jahre wurde er zu einem erfolgreichen und angesehenen Bankier.
Mitglied des Bürgerkollegs.
Wann S. damit anfing, Kunst zu sammeln, ist nicht überliefert. In einem Brief an den Großherzog Dalberg 1811 erklärte er freilich, dass seine Liebe von Jugend an der Kunst gegolten habe. Auch über die Herkunft der einzelnen Stücke seiner Kunstsammlung ist nichts bekannt. Vermutlich hat S. sie auf Reisen erworben. Bei seinem Tod befanden sich annähernd 500 Gemälde vornehmlich holländischer, flämischer und deutscher Maler des 17. und 18. Jahrhunderts sowie unzählige Zeichnungen und Druckgrafiken in seinem Besitz. Goethe hat bei seinen Fft.aufenthalten S. mehrmals besucht und die Sammlung des „Dekans aller hier lebenden echten Kunstfreunde” beschrieben und gerühmt.
Erstmals im Jahr 1793 – möglicherweise unter dem Eindruck der Öffnung des Louvres für das Publikum – verfügte S. schriftlich die Stiftung eines S.schen Kunstinstituts „zum Besten hiesiger Stadt und Bürgerschaft”. Um angesichts der veränderten politischen Verhältnisse den ebenfalls geänderten juristischen Formen zu genügen, wurden 1812 und nochmals 1815 Neufassungen des Testaments angelegt. S. vermachte der Stiftung sein beträchtliches Vermögen, sein Haus und seine Sammlung zum Aufbau einer öffentlich zugänglichen Kunstsammlung und zur Unterstützung angehender Künstler durch unentgeltlichen Unterricht und Stipendien. Zur Verwaltung des Instituts bestimmte er fünf Administratoren, die ohne „obrigkeitliche Rücksprache und Genehmigung” handeln sollten. Diesen trug er auf, die weniger qualitätvollen Stücke seiner Sammlung zugunsten besserer zu veräußern und die Sammlung beständig zu vermehren. Der Kunstunterricht sollte erteilt werden „ohne Unterschied des Geschlechts und der Religion”. Die Satzung S.s für sein Kunstinstitut zeugt von einer ungewöhnlichen Toleranz und von einem großen Bürgersinn. Die S.’sche Stiftung war die erste bürgerliche Gründung eines solchen Kunstinstituts. Einen Tag nach dem Tod S.s wurde das Testament vor dem Stadtgericht eröffnet und verlesen. Im März 1817 wurde die Administration für das Stiftungsvermögen förmlich eingesetzt. Entfernte Verwandte S.s erhoben jedoch Einspruch gegen das Testament. Erst nach einem Vergleich im Jahr 1829 konnte mit dem Ausbau des Kunstinstituts und der Unterrichtung von Kunstschülern begonnen werden.
Bis 1833 war die Kunstsammlung noch in S.s Haus am Roßmarkt untergebracht. Von 1833 bis 1878 residierte das Kunstinstitut in der Neuen Mainzer Straße im Vrints von Treuenfeld’schen Palais, das von Stadtbaumeister Johann Friedrich Christian Hess eigens für die Zwecke einer öffentlich zugänglichen Sammlung umgebaut worden war. 1878 wurde das nach Entwürfen von Oskar Sommer errichtete Galeriegebäude mit dem Atelierhaus (S.schule) am Schaumainkai eröffnet.
Marmorbüste (von Johann Nepomuk Zwerger, 1829 posthum) im Foyer des Städel Museums.
S.straße in Sachsenhausen.

Artikel aus: Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 413f., verfasst von: Birgit Weyel.
Dieser Artikel wurde noch nicht abschließend für das Frankfurter Personenlexikon überarbeitet.
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Lexika: Richel, Arthur: Katalog der Abteilung Fft. [der Ffter Stadtbibliothek]. Bd. 2: Literatur zur Familien- und Personengeschichte. Ffm. 1929.Richel, S. 566. | Schrotzenberger, Robert: Francofurtensia. Aufzeichnungen zur Geschichte von Ffm. 2., vermehrte u. verbesserte Aufl. Ffm. 1884.Schrotzenberger, S. 238.
Literatur:
                        
Dietz, Alexander: Ffter Handelsgeschichte. 4 Bde. Ffm. 1910-25, Neudr. 1970-74.Dietz: Handelsgesch. IV.1, S. 225-228. | Heym, Heinrich: Lebenslinien. Schicksale aus einer alten Stadt. 3 Folgen. Ffm. 1965-68.Heym: Lebenslinien II (1966), S. 52-68. | Hoffmann, Hilmar: Die großen Ffter. Ehrenwürdige Bürger und Ehrenbürger [von Karl dem Großen bis Friedrich von Metzler]. 4., durchges. Aufl. Ffm. 2012.Hoffmann: Die großen Ffter 2012, S. 29-31. | Leweke, Wendelin: Berühmte Ffter. 57 Begegnungen mit der Geschichte. Mit einem Vorwort von Wolfgang Klötzer. Ffm. 1988.Leweke: Ffter 1988, S. 80-83. | Sarkowicz, Hans: Hessen hat ein Gesicht. Außergewöhnliche Persönlichkeiten gestern und heute. Ausgewählt von Klaus Eiler, Volker Mosbrugger, Hans Sarkowicz, Klaus Pohl, Bernd Loebe, Juliane Kuhlmann und Klaus Euteneuer. Ffm. 2013.Sarkowicz: Hessen hat ein Gesicht 2013, S. 136-138. | Städel, Johann Friedrich: Stiftungsbrief des Städelschen Kunst-Instituts, enthalten in dem Testament des Herrn Johann Friedrich Städel, hiesigen Handelsmanns und gewesenen Mitglieds des löbl. Bürger-Collegs, vom 15ten März 1815. Ffm. 1817.Städel: Stiftungsbrief 1817.
Quellen: ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/1.240.

GND: 119071584 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise: Weyel, Birgit: Städel, Johann Friedrich. Artikel aus der Frankfurter Biographie (1994/96) in: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/1293

Stand des Artikels: 2.12.1994