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Burba, Otto-Jürgen

Otto-Jürgen Burba

Otto-Jürgen Burba
Fotografie.

© Malte Burba.
Burba, Otto-Jürgen. Organist. Chorleiter. * 1.4.1929 Marienburg, † 24.9.2010 Ffm.
Verheiratet (seit 1953) mit Marga B., geb. Baltrus (1923-2011). Zwei Söhne: Matthias B. (* 1954), Jurist, zuletzt Leiter der Abteilung Kriminaltechnik im Landeskriminalamt Hamburg; Malte B. (* 1957), Trompeter, Komponist und Hochschullehrer.
Ersten Orgelunterricht erhielt B. 1943 in Insterburg bei Carl Schöne. Mit knapper Not der Roten Armee in Ostpreußen entkommen, waren er und seine Familie von Mai 1945 bis November 1947 in Aalborg (Dänemark) interniert. Nach dem Abitur begann B. 1949 das Studium der Kirchenmusik an der Musikschule Bremen (seit 1988: Hochschule für Künste Bremen). Die A-Prüfung bestand er 1954. Danach Meisterkurs in Detmold bei den Organisten Heinrich Funk (1904-1977) aus Zürich und Michael Schneider (1909-1994), damals Professor in Detmold. Durch Funk, dem er auch in den folgenden Jahren freundschaftlich verbunden blieb, wurde B. zum „Enkelschüler“ von Marcel Dupré (1886-1971), durch Schneider zum „Enkelschüler“ von Karl Straube (1873-1950). Daher war er gleichermaßen mit der deutschen und der französischen Orgeltradition vertraut, was insbesondere seiner späteren Lehrtätigkeit in Ffm. zugutekam.
1955 wurde B. als Organist und Kantor an die Neue St. Nicolaikirche in Ffm. berufen, der er sein gesamtes Berufsleben hindurch, bis zur Pensionierung 1989, treu blieb. B. baute die Kirchenmusik an der Gemeinde im Ostend aus kleinsten Anfängen neu auf, zumal deren neues Kirchengebäude nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg erst 1959 fertiggestellt war. Er prägte mit etwa 600 Konzerten in Ffm. die musikalische Entwicklung der Stadt, leitete die Chöre von St. Nicolai, unterrichtete Orgel am Hoch’schen Konservatorium (1977-98), hatte einen Lehrauftrag für die Methodik des Orgelunterrichts an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (ab 1986) und entwarf Dispositionen für Orgeln der Nachkriegszeit; im Amt des Vorsitzenden der Kommission für Kirchenmusik beim Ffter Gemeindeverband bzw. Evangelischen Regionalverband (ab 1970) koordinierte er die Verteilung des Geldes für Aufführungen in Ffter evangelischen Kirchen. B. war Mitinitiator der „Ffter Kirchenmusiktage“ (ab 1968). Seit 1970 fanden unter seiner Mitwirkung regelmäßig Bach-Kantaten-Gottesdienste in St. Nicolai statt, meist mit einer größeren Kantate im Predigtteil und einer kleineren sub communione.
Als einer der wenigen Kirchenmusiker in Ffm., die nicht der Schule von Helmut Walcha entstammten, konnte B. eigene Akzente setzen, insbesondere im Kontakt mit anderen Musikerinnen und Musikern, die nicht an der Ffter Hochschule studiert hatten, wie Ingrid Stieber (1917-2005) an der Katharinenkirche, Herbert Manfred Hoffmann (1930-2018) an der Emmauskirche und der Heiliggeistkirche, Gerhard Holzner (1930-2015) an der Alten Nikolaikirche und Hans-Joachim Bartsch (* 1932) an der Weißfrauenkirche. In diesem „Verbund“ spezialisierte sich B. auf die moderne deutsche Orgelmusik, vielleicht ein wenig zu sehr, wie er in späteren Jahren einräumte. Besonders am Herzen lag ihm die Verbindung mit der jüdischen Tradition des Ostends, die sich in gemeinsamen Konzerten mit dem jüdischen Kantor Gerald Rosenfeld (* 1947) aus Mannheim in den 1970er Jahren niederschlug. Konzertreisen unternahm B. regelmäßig innerhalb Deutschlands, aber auch ins europäische Ausland und 1969 in die USA.
B.s weitere Passion war das Schreiben. Er verfasste zumeist Zeitschriftenartikel zu musikwissenschaftlichen und -historischen Themen, in denen er seine Belesenheit und Bildung zeigen konnte. Insgesamt verkörperte B. den Typus des universal gebildeten, auch musikalisch tadellosen und unbestechlichen Kantors.
Seit 1970 Vorsitzender des Koordinierungsausschusses der Ffter Kirchenmusiker. Seit 1974 Vorsitzender des Kirchenmusikausschusses der EKHN. Seit 1975 Propsteibeauftragter für Kirchenmusik in Ffm.
Zeitschriftenartikel von B.: „Unvergängliche Musik“ (in: Musik und Kirche, 1959), „Meditation und Perfektion. Gedanken zur Kirchenmusik – nach Simone Weil“ (in: Musik und Kirche, 1970), „Simon Stimson [in Thornton Wilders ‚Unsere kleine Stadt‘] oder die Wiedergeburt der Fantasie?“ (in: Musik und Kirche, 1972), „Marginalien zu BWV 721 [d. i. der Choral ‚Erbarm dich mein, o Herre Gott‘ von Johann Sebastian Bach]“ (in: Musik und Kirche, 1973), „Musik in der Kirche – Anspruch und Wirklichkeit“ (u. a. in: Musik und Gottesdienst, 1974), „Stellung und Ansehen des Kirchenmusikers nach einer Bemerkung von Theodor Fontane“ (in: Musik und Kirche, 1975), „Marcello: Psalmen“ (in: Der Kirchenmusiker, 1979), „Die Lieder Martin Luthers und die gottesdienstliche Orgelmusik“ (in: Der Kirchenmusiker, 1983), „Auf der Suche nach einer neuen Polyphonie. Zum 100. Geburtstag von Heinrich Kaminski“ (in: Neue Zeitschrift für Musik, 1986), „Kunde vom Licht. Zur Orgelmusik Heinrich Kaminskis“ (in: Komponisten in Bayern, 1986), „Aria und Meditatio. Anmerkungen zu den langsamen Sätzen von Bachs Triosonaten“ (in: Der Kirchenmusiker, 1990), „Nach fünfzig Jahren: Ernst Peppings Kleines Orgelbuch 1940“ (in: Der Kirchenmusiker, 1990), „Spurensuche – Materialien zum Choral varié von S. J. Tanejew“ (in: Musik und Kirche, 1992/93), „Albumblatt und Parodie. Mozarts Musikalische Kritick in KV 453a“ (in: Beiträge zur 18. Mozart-Musizierwoche der Deutschen Mozart-Gesellschaft in Augsburg, 1993), „Bachs Choralfughetten aus der Kirnberger Sammlung“ (in: Musik und Kirche, 1994), „Rückblick und Abschied. Thematisch-motivische Prozesse in Rachmaninows später Symphonik“ (in: Musica, 1995), „Repetitio und Memento. Struktur und Bedeutung der Ostinatoformen bei Dmitri Schostakowitsch“ (in: Schweizer musikpädagogische Blätter, 1997), „Edvard Grieg: Vier Psalmen“ (in: Forum Kirchenmusik, 1997).
Herausgeber von Benedetto Marcello: „Der 15. Psalm: ‚O großer Herr‘ aus ‚Estro poetico-armonico‘ für Sopran (Tenor) und Basso continuo“ (1983).
Verfasser der Autobiographie „Lebenslinien mit Musik“ (unveröffentlichtes Typoskript, um 2001, im ISG).
Grabstätte auf dem Ffter Hauptfriedhof (Gewann VIII 487).
Konzertnachlass mit Programmen und Pressekritiken (S6/82) sowie einzelne Konzertplakate in der Plakatsammlung (S9) im ISG.

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Christian Baumann.

Quellen: ISG, Bestand Chroniken mit chronikalischen Schriften aller Art (Zeugenschrifttum wie Annalen, Tagebücher, Erlebnisberichte, Memoiren, Denkschriften), 1034-heute; erschlossen über Archivdatenbank.Burba, Otto-Jürgen: Lebenslinien mit Musik. Autobiographie 1929-2000. Unveröffentlichtes Typoskript, um 2001. ISG, Chroniken, S5/587. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/8.407.

GND: 103984402 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise: Baumann, Christian: Burba, Otto-Jürgen. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/13559

Stand des Artikels: 9.9.2024
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 09.2024.