Fehlermeldung

Deprecated function: The each() function is deprecated. This message will be suppressed on further calls in FieldCollectionItemEntity->fetchHostDetails() (Zeile 378 von /var/www/vhosts/bec2659.online-server.cloud/frankfurter-personenlexikon.de/sites/all/modules/field_collection/field_collection.module).

Hessenberg, Karl

Karl Hessenberg

Karl Hessenberg
Fotografie (1956; in Privatbesitz).
Bildquelle: Brigitte Bossert, Ffm.

© unbekannt. Der/die Fotograf/-in ist auf der Bildvorlage nicht genannt.
Hessenberg (eigentl.: Heßenberg), Karl Adolf. Dr.-Ing. Mathematiker. Elektrotechniker. * 8.9.1904 Ffm., † 22.2.1959 Ffm.
Aus einer alteingesessenen Ffter Familie. Seine Urgroßväter waren Georg Wilhelm H. (1808-1860), Jurist, Senator sowie 1850 und 1854 Jüngerer Bürgermeister der Stadt, und Heinrich Hoffmann (1809-1894), Arzt, Psychiater und Verfasser des weltberühmten Kinderbuchs „Der Struwwelpeter“. Ältester Sohn und zweites Kind des Rechtsanwalts und Notars Eduard Hermann H. (1871-1933) und dessen Ehefrau Agnes Marie Emma, geb. Kugler (1878-1970). Drei Geschwister: Maria Anna Auguste H. (1903-1974), Lehrerin; Else Agnes H. (1907-1993), Buchhändlerin; Kurt Friedrich Karl H. (1908-1994), Komponist. Die Schwestern blieben ledig. Maria H. reiste schon in jungen Jahren mehrfach nach Namibia. Sie arbeitete später als Lehrerin an der Deutschen Höheren Privatschule in Windhoek und wurde auch in Windhoek beerdigt. H.s Onkel zweiten Grades war der Mathematiker Gerhard Wilhelm H. (1874-1925). Verheiratet (seit 1944) mit Gertrud H., geb. Pflug (1908-2003). Zwei Töchter: Brigitte H. (später verh. Bossert, * 1946) und Renate H. (später verh. Krause, * 1949).
H. verbrachte seine Schulzeit auf dem Wöhler-Realgymnasium (1911-14) und auf dem Goethe-Gymnasium (1914-23) in Ffm., wo er seine Reifeprüfung an Ostern 1923 ablegte. Von April 1923 bis April 1925 war er als Praktikant bei der Firma „Hartmann & Braun AG“, einem Unternehmen für Mess- und Regeltechnik, in Ffm. tätig. Von Ostern 1924 bis Ostern 1925 war er zugleich für zwei Semester an der Ffter Universität immatrikuliert. Ab dem Sommersemester 1925 studierte er Elektrotechnik an der Technischen Hochschule in Darmstadt. Sein Studium schloss er im Januar 1931 mit dem Diplom ab. Am Institut für Praktische Mathematik (IPM) in Darmstadt arbeitete H. von Juni 1931 bis Januar 1932 als Hilfsassistent bei Alwin Oswald Walther (1898-1967). Als Ingenieur war er von Februar 1932 bis September 1936 bei der „Elektrizitätswerk Rheinhessen AG“ in Worms, seit Oktober 1936 in der Technischen Beratungsstelle der AEG in Berlin, später in Ffm. beschäftigt. In dieser Zeit publizierte er auch wissenschaftliche Aufsätze zur Elektrotechnik.
Bereits am 1.11.1932 war H. in die NSDAP eingetreten (Mitgliedsnummer 1.393.822); außerdem war er lt. seinen Angaben im Fragebogen zur „Parteistatistischen Erhebung“ vom 1.7.1939 u. a. Mitglied der SS, der Deutschen Arbeitsfront, der NS-Volkswohlfahrt und des NS-Bunds Deutscher Technik sowie Inhaber des SA-Sportabzeichens (Wehrsportabzeichen).
H. promovierte bei Alwin Walther an der TH in Darmstadt zum Doktor-Ingenieur. Seine Dissertation über „Die Berechnung der Eigenwerte und Eigenlösungen linearer Gleichungssysteme“ reichte er am 3.5.1940 ein (Rigorosum am 23.7.40, Promotion am 11.2.1942). Am 23.7.1940 veröffentlichte H. am Institut für Praktische Mathematik der TH Darmstadt den 1. Bericht der Reihe „Numerische Verfahren“ mit dem Titel „Behandlung linearer Eigenwertaufgaben mit Hilfe der Hamilton-Cayleyschen Gleichung“. In dieser Arbeit wird zum ersten Mal eine der später nach H. benannten „Hessenberg-Matrizen“ verwendet (Seite 23, Gleichung 58). Hessenberg-Matrix bezeichnet eine quadratische Matrix, die die Hessenberg-Form aufweist und insbesondere im mathematischen Teilgebiet der numerischen linearen Algebra betrachtet wird. Die Reduktion auf Hessenberg-Form gilt als ein wesentlicher Schritt im QR-Algorithmus.
Als Erfinder meldete H. zwischen 1936 und 1956 mehrere Patente an, davon sind 23 in Deutschland, USA und Kanada gelistet. In seiner Freizeit spielte er Cello, in Berlin in einem Orchester und in Ffm. in einer Kirchengemeinde. Er lebte zuletzt mit seiner Familie in der Schreyerstraße 3 in Ffm.-Sachsenhausen.
Aufsätze von H. zur Elektrotechnik: „Die Berechnung von Symmetriestörungen in Drehstromnetzen mit Hilfe von symmetrischen Komponenten und Ersatzschaltungen“ (in: Elektrotechnik und Maschinenbau, 1931), „Der Ausgleich unsymmetrischer Belastungen in Drehstromnetzen“ (in: Elektrotechnik und Maschinenbau, 1932), „Die Rückwirkung der Transkommandotastung auf Drehstromnetze“ (mit Viktor Aigner; in: Archiv für Elektrotechnik, 1939), „Erdpunktverlagerungen bei Transkommandotastung in Drehstromnetzen“ (mit Viktor Aigner; in: Archiv für Elektrotechnik, 1940).
Beerdigt in der Familiengrabstätte auf dem Ffter Hauptfriedhof (Gewann G an der Mauer 540).
Die Wiederentdeckung des Mathematikers Karl H. ist dem japanischen Wissenschaftler Seiji Fujino (* 1954) zu verdanken, der sich H.s Leben und Werk widmete und zwei Aufsätze veröffentlichte: „Auf den Spuren eines deutschen Wissenschaftlers – Dr. Karl Hessenberg, der von der Geschichtsschreibung der Numerik vergessen wurde“ (1995) und „Who was K. Hessenberg?“ (mit Erhard Heil, 1996).

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Claudia Olbrych.

Lexika: Neue Deutsche Biographie. Hg. v. d. Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bisher 27 Bde. (bis Wettiner). Berlin 1953-2020.Erwähnung in: Hashagen, Ulf: Walther, Alwin. In: NDB 27 (2020), S. 371-373. | Tobies, Renate: Biographisches Lexikon in Mathematik promovierter Personen an deutschen Universitäten und Technischen Hochschulen WS 1907/08 bis WS 1944/45. Augsburg 2006. (Algorismus 58).Tobies: Biograph. Lex. in Mathematik promovierter Personen an dt. Universitäten u. Techn. Hochschulen 1907-45, S. 156.
Literatur:
                        
Fujino, Seiji/Heil, Erhard: Who was K. Hessenberg? Kyoto 1996. (Online unter: https://repository.kulib.kyoto-u.ac.jp/dspace/bitstream/2433/60182/1/0944-25.pdf, abgerufen am 8.6.2024.)Fujino/Heil: Who was K. Hessenberg? 1996.
Quellen: Bundesarchiv (BArch) Berlin.Bundesarchiv Berlin, Personenbezogene Unterlagen der NSDAP, Sign. BArch R 9361-I / 1279. | Bundesarchiv (BArch) Berlin.Bundesarchiv Berlin, NSDAP-Mitgliederkartei, NSDAP-Zentralkartei, Sign. BArch R 9361-VIII KARTEI / 10750104. | Bundesarchiv (BArch) Berlin.Bundesarchiv Berlin, NSDAP-Mitgliederkartei, NSDAP-Gaukartei, Sign. BArch R 9361-IX KARTEI / 15410796. | Universitätsarchiv Darmstadt.Universitätsarchiv Darmstadt, Diplomprüfungskommission, Bestand 102 Nr. 3855.
Internet: Familie Hessenberg, Internetseiten zur Geschichte der Familie, hg. v. Brigitte Bossert, Ffm. https://www.hessenberg.de/ - https://www.hessenberg.de/karl.html - Familie Hessenberg, 8.6.2024. | Hessische Biografie, Kooperationsprojekt des Instituts für Personengeschichte in Bensheim und des Hessischen Instituts für Landesgeschichte in Marburg zur Erstellung einer umfassenden personengeschichtlichen Dokumentation des Landes Hessen. https://www.lagis-hessen.de/pnd/1115678264
Hinweis: Artikel über den Großvater Karl Joseph Hessenberg.
Hess. Biografie, 8.6.2024.
| Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, Hg.: Wikimedia Foundation Inc., San Francisco/Kalifornien (USA). https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_HessenbergWikipedia, 7.6.2024.

GND: 125141416 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
© 2024 Frankfurter Bürgerstiftung und bei dem Autor/den Autoren
Empfohlene Zitierweise: Olbrych, Claudia: Hessenberg, Karl. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/13796

Stand des Artikels: 11.6.2024
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 06.2024.