Aus alter sozialdemokratischer Familie. Jüngstes Kind des aus Gerstungen stammenden Schreinermeisters Heinrich
Ernst S. (1860-1909) und dessen Ehefrau Sophie Dorothea
Karoline, geb. Prinz (1870-1932). Bruder von
Johanna Kirchner, Heinrich S. (1891-1954),
Jean S., Dorle Weber (1895-1966) und
Betty Arndt. Verheiratet (seit 1927) mit
Johanna Franziska S., geb. Schießl (1904-?). Eine Tochter: Inge S. (* 1930).
Nach einer Schlosserlehre trat S. in die familieneigene Schreinerei Ernst Stunz ein, die ihren Sitz im Ostend, seit 1928/29 im Röderbergweg 104-114, hatte. Als Autofachmann brachte er seine technischen Kenntnisse in den frühzeitig mobilisierten Betrieb ein. Später, nach kaufmännischen Fortbildungskursen, arbeitete er in der Buchhaltung der Firma. Die Schreinerei, deren Mitinhaber S. wahrscheinlich nach dem Tod der Mutter 1932 wurde, spezialisierte sich in den 1930er Jahren zunehmend auf den Bau von Ladeneinrichtungen. Der Betrieb wurde im Ostend bei Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg zerstört und war dann im Hainer Weg 50 in Sachsenhausen ansässig.
Getreu dem Vorbild seiner Geschwister hatte sich S. früh der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) und dann der SPD angeschlossen. In der NS-Zeit waren Familie und Firma massiven Unterdrückungs- und Verfolgungsmaßnahmen ausgesetzt; auch S. hatte unter Repressalien durch die Nationalsozialisten zu leiden und soll vorübergehend in Haft gewesen sein. 1945 widmete sich S. unverzüglich dem demokratischen und sozialen Neuaufbau. Er engagierte sich insbesondere in der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und wurde bei deren Konstituierung als Verein im Dezember 1947 zunächst Schriftführer, im Februar 1948 dann Erster Vorsitzender des AWO-Kreisverbands Ffm. Im Juni 1948 richtete er die Johanna-Kirchner-Kindertageserholungsstätte im Sommerhoffpark ein. Auf Anregung der städtischen Wohlfahrtsdeputation plante er ab 1949 ein Altersheim am Sommerhoffpark, das, wiederum benannt nach S.’ als Widerstandskämpferin 1944 hingerichteter Schwester
Johanna Kirchner, im Mai 1952 eröffnet wurde. Von 1952 bis 1954 Stadtverordneter (SPD). Tätig im sozialpolitischen Ausschuss, im Hochbauausschuss, in der Wohlfahrts- und der Baudeputation.
Vorstandsmitglied im Landesverband der AWO. Mitglied der Verbandsversammlung des Landeswohlfahrtsverbands Hessen. Aufsichtsratsvorsitzender der SÜDVERSA, der privaten Krankenversicherung des Handwerks.
Zuletzt verfolgte S., schon von schwerer Krankheit gezeichnet, den Plan eines weiteren Altersheims der Arbeiterwohlfahrt in Ffm. Das August-S.-Heim für Senioren und Schwerbehinderte (heute August-S.-Zentrum) am Röderbergweg, das – ebenso wie das Johanna-Kirchner-Heim (heute Johanna-Kirchner-Altenhilfezentrum) – von der 1951 gegründeten Johanna-Kirchner-Stiftung der Arbeiterwohlfahrt getragen wird, konnte jedoch erst nach S.’ Tod eröffnet werden (20.9.1956).
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Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 452f.,
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