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Kirchner, Johanna

Kirchner, Johanna, geb. Stunz, in 2. Ehe verh. Schmidt. Politikerin. Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.* 24.4.1889 Ffm., † 9.6.1944 Berlin-Plötzensee (hingerichtet).
Aus alt-sozialdemokratischer Familie. Älteste Schwester von Heinrich Stunz (1891-1954), Jean Stunz, Dorle Weber (1895-1966), Betty Arndt und August Stunz. Verheiratet in erster Ehe (1913-26) mit Karl K. Mutter von Lotte Schmidt (1912-1995) und Inge Leetz (1914-?).
Schülerin der Uhlandschule, dann einer Handelsschule. Sekretärin.
Seit 1903 Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend. Seit 1908 Mitglied der SPD. Zeitungsberichterstatterin auf Partei- und Gewerkschaftskongressen. Mitarbeiterin ihres Mannes Karl K. bei der Kriegsfürsorge während des Ersten Weltkriegs. 1919 Vorstandsmitglied der Ffter SPD. Mitarbeiterin der „Volksstimme“. Mitbegründerin der Ffter „Arbeiterwohlfahrt“ (1919). K. baute diesen Verband in Ffm. auf, legte die Schwerpunkte der Arbeit auf Sozialfürsorge und Jugendgerichtshilfe, war in der Geschäftsstelle (u. a. bei den Beratungsstunden) tätig und vertrat die Arbeiterwohlfahrt auf Kongressen und Parteiveranstaltungen. Nach der Besetzung des Ruhrgebiets organisierte K. unter dem Motto „Helft Rhein und Ruhr“ 1923/24 Erholungsaufenthalte für Arbeiterkinder aus dem Ruhrgebiet in Ffm. und in der Schweiz. Mitbegründerin der „Kinderfreunde“-Organisation (1925), die sich für Koedukation und Schulreform einsetzte und Zeltlager für Kinder organisierte. Seit 1926 hauptamtliche SPD-Parteisekretärin in Ffm. Mitarbeiterin von Conrad Broßwitz und Carlo Mierendorff. In ihren Reden engagierte sich K. für das Frauenrecht und gegen den Nationalsozialismus.
1933 ins Saarland, 1935 nach Frankreich emigriert. Im Saarland und im Elsass half K. zahlreichen deutschen Emigranten und Emigrantinnen (u. a. bei der „Saarländischen Emigrantenfürsorge“, später in Forbach bei der „Beratungsstelle für Saarflüchtlinge“) und war politisch als Widerstandskämpferin gegen das nationalsozialistische Regime tätig. 1937 aus Deutschland ausgebürgert. 1942 von der französischen Geheimpolizei verhaftet und vom Vichy-Regime an Deutschland ausgeliefert. 1943 vom Volksgerichtshof zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt. 1944 in einer von Roland Freisler betriebenen Neuverhandlung vor einem „Besonderen Senat“ des Volksgerichtshofs wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zum Tode verurteilt. Am 9.6.1944 hingerichtet.
Gedenkstein auf dem Ffter Hauptfriedhof. Gedenktafel (von Clemens M. Strugalla, 1992) an der Nordseite der Paulskirche.
Das HMF besitzt drei bestickte Stoffherzen mit den Namen „Hanne“, „Lotte“ und „Inge“, die K. im Gefängnis für ihre Töchter Lotte und Inge anfertigte.
Die 1951 gegründete Johanna-K.-Stiftung, eine Stiftung der Ffter Arbeiterwohlfahrt (AWO), die satzungsgemäß „alten oder pflegebedürftigen Menschen einen Lebensabend in Geborgenheit ermöglichen“ soll, hat ihre Keimzelle im Johanna-K.-Altenhilfezentrum (mit dem Johanna-K.-Heim), einem Seniorenzentrum im Gutleutviertel (dort Porträtbüste K.s), und ist u. a. Trägerin weiterer Altenhilfezentren in Ffm. (August-Stunz-Zentrum im Ostend und Bürgermeister-Menzer-Haus im Stadtwald bei Niederrad), Mörfelden, Darmstadt-Eberstadt und Oberursel.
Johanna-K.-Straße in Westhausen. Johanna-K.-Preis, seit 2011 von der Arbeiterwohlfahrt zusammen mit der Fachhochschule vergeben für herausragende Abschlussarbeiten zu Arbeitsfeldern der Arbeiterwohlfahrt, z. B. zur Altenhilfe, Kinder- und Jugendarbeit, Freiwilligenarbeit oder Straffälligenhilfe; vorrangig werden Arbeiten prämiert, die sich „mit Professionalisierungsfragen in der Sozialen Arbeit, mit neuen Konzepten und Methoden, auch im historischen Kontext beschäftigen“. Von 1991 bis 1995 wurde die Johanna-K.-Medaille der Stadt Ffm. für Widerstand gegen die NS-Diktatur verliehen.

Artikel aus: Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 394f., verfasst von: Sabine Hock.
Dieser Artikel wurde noch nicht abschließend für das Frankfurter Personenlexikon überarbeitet.
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Lexika: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 / International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933-1945. 3 Bde. München/New York/London/Paris 1980-83.Emigrantenlex. I, S. 364. | Müller, Bruno: Stiftungen für Ffm. Ffm. 1958.Müller: Stiftungen 1958, S. 193.
Literatur:
                        
„...und lebe immer in Eurer Erinnerung“. Johanna Kirchner. Hingerichtet durch faschistische Mörder am 9. Juni 1944 in Berlin-Plötzensee. Gedenkfeier am 16. Juni 1984 im Johanna-Kirchner-Heim in Ffm. Hg. v. der Arbeiterwohlfahrt Ffm. (Ute Hochgrebe u. a.). Ffm. [1984].Arbeiterwohlfahrt Ffm. (Hg.): Johanna Kirchner 1984. | Beier, Gerhard: Arbeiterbewegung in Hessen. Zur Geschichte der hessischen Arbeiterbewegung durch 150 Jahre (1834-1984). Ffm. 1984. (Die Hessen-Bibliothek im Insel Verlag).Beier: Arbeiterbewegung 1984, S. 463f. | Bromberger, Barbara/Mausbach, Katja: Frauen und Fft. Spuren vergessener Geschichte. An Stelle eines Vorwortes: Ulrike Holler. 2., erw. Aufl. Ffm. 1997.Bromberger/Mausbach: Frauen u. Fft. 1997, S. 90-93. | Dertinger, Antje/Trott, Jan von: „...und lebe immer in Eurer Erinnerung“. Johanna Kirchner. Eine Frau im Widerstand. Berlin 1985.Dertinger/Trott: Johanna Kirchner 1985. | Eckhardt, Dieter/Eckhardt, Hanna: Ich bin radical bis auf die Knochen. Meta Quarck-Hammerschlag. Eine Biographie (...). [Ffm. 2016.]Eckhardt/Eckhardt: Meta Quarck-Hammerschlag 2016, bes. S. 190f. | Emrich, Willi: Bildnisse Ffter Demokraten. Ffm. 1956.Emrich: Bildnisse Ffter Demokraten 1956, S. 38 (m. Abb. auf S. 84). | Hoffmann, Hilmar: Die großen Ffter. Ehrenwürdige Bürger und Ehrenbürger [von Karl dem Großen bis Friedrich von Metzler]. 4., durchges. Aufl. Ffm. 2012.Zur Johanna-Kirchner-Medaille: Hoffmann: Die großen Ffter 2012, S. 241-243. | Johanna Kirchner, geboren 1889, hingerichtet 1944. Berichte, Dokumente, Beiträge. Hg. v. d. Johanna-Kirchner-Bildungsstätte, Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Unterfranken. Marktbreit 1986.Johanna-Kirchner-Bildungsstätte (Hg.): Johanna Kirchner 1986. | Kasper, Birgit/Schubert, Steffi: Nach Frauen benannt. 127 Straßen in Ffm. Hg. v. Frauenreferat der Stadt Ffm. Ffm. 2013.Kasper/Schubert: Nach Frauen benannt 2013, S. 69. | Keval, Susanna: Widerstand und Selbstbehauptung in Ffm. 1933-1945. Spuren und Materialien. Hg. v. Magistrat der Stadt Ffm. Ffm. 1988.Keval: Widerstand 1988, S. 240. | Knigge-Tesche, Renate/Ulrich, Axel (Hg.): Verfolgung und Widerstand in Hessen 1933-1945. Ffm. 1996.Knigge-Tesche, Renate: Zwei Frauen aus der Arbeiterwohlfahrt im Widerstand: Lotte Lemke und Johanna Kirchner. In: Knigge-Tesche/Ulrich (Hg.): Verfolgung u. Widerstand in Hessen 1996, S. 346-357. | Oppenheimer, Max: Das kämpferische Leben der Johanna Kirchner. Porträt einer antifaschistischen Widerstandskämpferin. Ffm. 1974. (Das antifaschistische Porträt).Oppenheimer: Johanna Kirchner 1974. | Ulrich, Axel: Politischer Widerstand gegen das „Dritte Reich“ im Rhein-Main-Gebiet. 3., unveränderte Aufl. Wiesbaden 2008.Ulrich: Polit. Widerstand im Rhein-Main-Gebiet 2005, 3. Aufl. 2008, S. 49-51.
Quellen: ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/839.
Internet: Ffter Frauenzimmer – eine Spurensuche, Website des Historischen Museums Fft., Konzeption und Redaktion: Ursula Kern, Ffm. http://www.frankfurterfrauenzimmer.de/ep10-detail.html?bio=dd
Hinweis: Artikel über Johanna Kirchner von Ursula Kern, 2018.
Ffter Frauenzimmer, 13.10.2023.


GND: 118723162 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise: Hock, Sabine: Kirchner, Johanna. Artikel aus der Frankfurter Biographie (1994/96) in: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/2906

Stand des Artikels: 28.5.1990