Bereits als Kind (mit acht Jahren als Zwerg im Weihnachtsmärchen) und Jugendlicher trat V. solistisch in Konzerten hervor und war Mitglied in mehreren Gesangvereinen. Schulzeit in Neu-Isenburg und am Offenbacher Realgymnasium. Nach dem Abitur absolvierte V. eine Banklehre bei der Ffter Filiale der Disconto-Gesellschaft, wurde aber am Ende des Ersten Weltkriegs noch zum Militärdienst herangezogen. An der Front leitete V. einen Soldatenchor. Die Möglichkeit einer Gesangsausbildung am Großherzoglichen Theater in Darmstadt zerschlug sich bei Kriegsende. Aufgrund der unsicheren Verhältnisse entschied sich V. zunächst für die Rückkehr ins Bankfach. Mehrere Jahre arbeitete er als Kassierer bei Stadtzweigstellen und der Hauptstelle der Disconto-Gesellschaft am Roßmarkt und betätigte sich nur in der Freizeit als Chorsänger. 1925 beteiligte sich V. an einem Amateursängerwettbewerb bei dem noch jungen Ffter Rundfunk (damals Südwestdeutsche Rundfunkdienst AG). Mit der Tenor-Arie „Freundlich blick ich auf diese und jene” aus Verdis „Rigoletto” erreichte V. den ersten Platz; die Hörer hatten in der Mehrzahl für ihn votiert. V.s weitere stimmliche Ausbildung übernahm daraufhin der Gesangspädagoge Alexander Wellig, der schon den Bariton
Heinrich Schlusnus ausgebildet hatte. Obwohl in der Folgezeit mehrere Bühnen an V. herantraten, mochte dieser sich nur zögernd von seiner gesicherten, bürgerlichen Existenz trennen. Kurz vor einer geplanten Verpflichtung an das Landestheater Darmstadt schloss V. im April 1926 einen Fünfjahresvertrag mit den Ffter Städtischen Bühnen ab. Dem damaligen Opernintendanten
Clemens Krauss war V. bald freundschaftlich verbunden.
Krauss sorgte dafür, dass V. behutsam an sein Rollenfach als jugendlicher Heldentenor herangeführt wurde. Am 2.11.1926 debütierte er in der Rolle des Florestan in Beethovens „Fidelio” am Ffter Opernhaus und errang sofort die Wertschätzung des Ffter Publikums und der Musikkritik. V. zählte nach kurzer Zeit zu den ersten Kräften des Opernhauses. Besonders durch seine Interpretationen der großen
Wagner-Tenorpartien gewann V. bald überregionale Bedeutung. Seine Mischung aus lyrischem Vortrag und kraftvoll-heldischer Attacke sowie eine hohe Legatokultur lieferten die besten Voraussetzungen für dieses Rollenfach. 1931 erhielt V. ein erstes Angebot, an den Salzburger Festspielen teilzunehmen. Größte Verbreitung fanden auch seine Schallplattenaufnahmen im Unterhaltungsbereich (Operetten, Rheinlieder, Schlager). Am 20.6.1931 verabschiedete sich V. als Siegmund vom Ffter Publikum.
Clemens Krauss, der Ffm. schon 1929 verlassen hatte, verpflichtete ihn an die Wiener Staatsoper, wo der Sänger bis 1935 blieb. Dann wechselte er an die Berliner Staatsoper, der er bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs angehörte. Für V. als einen der führenden deutschen
Wagnertenöre markierten die Auftritte bei den Bayreuther Festspielen zwischen 1933 und 1942 den Höhepunkt seiner Karriere. In den Rollen des Siegmund und ganz besonders des Lohengrin wurde V.s stimmliche Qualität später kaum mehr erreicht. Gastspiele führten ihn u. a. nach London, Paris, Amsterdam, Venedig, Rom und Zürich. 1952 nahm V. in München Abschied von der Bühne. Danach unterrichtete er für einige Jahre an der Stuttgarter Musikhochschule, trat aber noch gelegentlich in Konzerten auf. Die letzten Lebensjahre verbrachte er als Gesangslehrer in seiner Heimatstadt.
1934 Ernennung zum Österreichischen, 1937 zum Preußischen Kammersänger. 1949 Ehrenbürger von Neu-Isenburg.
Gedenktafel an V.s Wohnhaus (Stätte seiner Kindheit und Jugend) in Neu-Isenburg.
Auch V.s in Ffm. geborener Sohn Georg (1923-2006) wirkte als Kammersänger (Bariton) an vielen deutschen und ausländischen Bühnen.
Franz-V.-Straße in Neu-Isenburg. Franz-V.-Preis für Nachwuchs-Tenöre, verliehen seit 1989 von der Stadt Neu-Isenburg und dem Neu-Isenburger Franz-V.-Kreis bzw. der 2005 daraus hervorgegangenen Franz-V.-Anny-Schlemm-Gesellschaft.
Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 512-514,
(redigierte Onlinefassung für das Frankfurter Personenlexikon).