Vogt, Johann Nikolaus, gen. Niklas. Geheimer Legationsrat. Prof. Dr. phil. Historiker. Publizist. Politiker. * 5.12.1756 Mainz, † 19.5.1836 Ffm.
Schulbesuch in Geisenheim und später an dem von Jesuiten geleiteten Mainzer Gymnasium. Studium der Geschichte in Mainz, Göttingen, Marburg und Gießen. 1782 Lehrauftrag für Universalgeschichte an der Mainzer Universität, seit 1783 als Professor. In Mainz verfasste V. sein epochemachendes Werk „Europäische Republik” (1787/92), das mit seiner Geschichtskonzeption nachhaltigen Eindruck hinterließ, u. a. bei dem jungen Klemens von Metternich (1773-1859), dessen geistiger Mentor V. war. Während der Revolutionskriege mehrmalige Flucht aus Mainz. Seit 1798 in Aschaffenburg, ab 1803 als Bibliothekar und Galerieinspektor. Nach Erhebung des Fürstentums Aschaffenburg zum souveränen Staat und dessen Erweiterung um Ffm. wurde V. von Dalberg 1807 zum Kurator der Kunst- und Lehranstalten in Ffm. ernannt. In Ffm. fand V. Anschluss an den Historikerkreis um
Böhmer,
Fichard und
Fritz Schlosser.
V. war in der Ideenwelt der Aufklärung aufgewachsen, öffnete sich aber im Lauf seines Lebens zunehmend dem Gedankengut und Lebensgefühl der Romantik. Seine auch im historisch-politischen Bereich vertretene Maxime beruhte auf dem Gleichgewicht von Erhalten und Fortbilden. Von dieser antirevolutionären Weltsicht übernahm sein Schüler Metternich in und nach dem Wiener Kongress vor allem das restaurative Element.
Gleich nach der Konstituierung Fft.s als Freie Stadt wurde V. mit hohen politische Ämtern bedacht: 1816 Senator, 1818 Mitglied der Gesetzgebenden Versammlung, 1831 Schöffe.
1808 Mitbegründer des Ffter „Museums“ (der späteren Museums-Gesellschaft).
1817 erschienen die ersten drei Bände der von V. bearbeiteten „Rheinischen Geschichten und Sagen”; der vierte Band folgte 1833. Weitere Veröffentlichungen: „Rheinische Bilder in 24 Steinzeichnungen mit Balladen” (1824) und „Geschichte des Verfalls des Untergangs der Rheinischen Staaten des alten deutschen Reichs” (1833).
Zwischen 1810 und 1814 gab V. gemeinsam mit dem politischen Publizisten Johannes Weitzel (1771-1837) das „Rheinische Archiv für Geschichte und Literatur” heraus.
V.s geistige Haltung als (nicht unwesentlich vom Katholizismus geprägter) Rheinromantiker fand noch in seinen Anweisungen für seine Bestattung ihren Ausdruck. Nach seinem Tod wurde V.s Leichnam an der Kirche von Schloss Johannisberg beigesetzt. Herz und Hirn jedoch wurden in einer Kapsel verschlossen und im Rheinfelsen „Mühlstein“ unterhalb von Rüdesheim, gegenüber der Einmündung der Nahe in den Rhein, eingemauert.
V.straße im Nordend.
Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 516f.,
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