Sohn einer deutschen Bankiersfamilie. 1915 wurde die Familie aus Russland ausgewiesen; sie lebte bis 1920 in Stockholm und übersiedelte dann nach Barendorf bei Lüneburg.
1926 Abitur. Maschinenbaustudium an der TH Dresden. Studium der Rechts- und Staatswissenschaften Hamburg, Göttingen und Graz. 1931 und 1933 [nach anderen Angaben: 1935] Staatsexamina in Hamburg. Ab 1935 lebte B. als Anwalt für Steuerrecht in Hamburg, bis er 1941 zur Wehrmacht eingezogen wurde. Im September 1945 wurde B. zum Oberbürgermeister von Lüneburg berufen, und ab April 1946 war er Oberstadtdirektor in Lüneburg. Am 15.2.1955 folgte die Wahl zum Oberbürgermeister von Ludwigshafen.
Am 10.1.1957 wurde B. mit allen Stimmen der Stadtverordnetenversammlung zum Oberbürgermeister von Ffm. gewählt. Als Nachfolger von
Walter Kolb trat er am 4.4.1957 das Amt in Ffm. an. Am 22.11.1962 wurde er mit 71 von 74 Stimmen für weitere zwölf Jahre wiedergewählt. Doch bereits im April 1964 kündigte B. aus gesundheitlichen Gründen seinen Rücktritt an und schied zum 30.6.1964 aus dem Amt des Ffter Oberbürgermeisters. Danach war er Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags.
B. galt als erstklassiger Verwaltungsfachmann und Verfechter der kommunalen Selbstverwaltung. Seine Amtszeit in Ffm. war bestimmt von der Konsolidierung nach dem Wiederaufbau einerseits, aber auch schon von den Problemen moderner Großstadtentwicklung andererseits. Unter B. begannen die Planungen für die Nordweststadt (1959) und für die Umgestaltung des Platzes zwischen Dom und Römer (1960). B. sprach sich 1962 für Hochhäuser als „baubestimmendes Element“ in Ffm. aus. Der U-Bahn-Bau wurde 1963 in Angriff genommen. Am 8.5.1960 war der Grundstein für die neue „Theaterdoppelanlage“ am Theaterplatz (heute: Willy-Brandt-Platz) gelegt worden, die B. am 14.12.1963 feierlich eröffnen konnte.
Auf B.s Idee hin konnte am 15.10.1960 der Vertrag über die Städtepartnerschaft mit Lyon unterzeichnet werden. Zu den wichtigen Ereignissen seiner Amtszeit zählten außerdem die Einrichtung eines Verkehrsdezernats (1961), der Abschluss des 2. Universitätsvertrags mit dem Land Hessen (1962) und der Besuch des US-Präsidenten
John F. Kennedy (25.6.1963). Ffm. wurde in diesen Jahren zur am höchsten verschuldeten Kommune der Bundesrepublik. Nach B.s Rücktritt kam das Wort von der „unregierbaren Stadt“ auf.
Seit 1947 Mitglied der SPD.
B. bekleidete zahlreiche Ämter: Er war Präsident des Hessischen Städtetags, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Untermaingebiet, Geschäftsführender Vorsitzender der Gesellschaft für Regionale Raumordnung im engeren Untermaingebiet, Präsident des Bunds Deutscher Verkehrsverbände, Präsident des Hilfswerks Berlin und Erster Bundesvorsitzender des Deutschen Turnerbunds. Im Juni 1948 stellte er sich an die Spitze des Arbeitsausschusses „Kampf dem Atomtod“.
1964 Ehrendoktorwürde der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Johann Wolfgang Goethe-Universität Ffm. 1967 Goetheplakette der Stadt Ffm.
Porträt (von Ricarda Jacobi, 1969) in der Galerie der Oberbürgermeister vor dem Ludwig-Landmann-Saal (Magistratssitzungssaal) im Römer.
Aus der Ehe mit Rita B., geb. Pfaff (?-1984), stammten vier Söhne: Mischa B. (1939-1946); Andrej B. (* 1941), promovierter Soziologe, Journalist und Dokumentarfilmer; Martin B. (1947-2007); Thomas B. (* 1955), Schauspieler, Regisseur und Theaterintendant. B. war der Onkel des Schlagersängers Udo Jürgens (eigentl.: Jürgen Udo B.; 1934-2014) und des Malers und Fotografen Manfred B. (* 1943), die Söhne seines Bruders Rudolf B. (1904-1984) waren.
Nachlass im ISG.
Werner-B.-Straße in Nied.
Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 79f.,
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