Erste kurze Aufenthalte in Ffm. auf Reisen 1937, 1945 und 1948. Auf seiner Bildungsreise durch Europa im Sommer 1937, die der 20-jährige K. als Student zusammen mit seinem Schulfreund Kirk LeMoyne, gen.
Lem, Billings im eigenen Wagen unternahm, kam er auf der Fahrt von Württemberg nach Köln auch durch Ffm. (21.8.1937), wo die beiden allerdings hauptsächlich (und erfolglos) einen Dackel als Reisegefährten zu finden und erwerben suchten. Im Sommer 1945 begleitete K. als Pressekorrespondent den US-amerikanischen Marineminister James Forrestal auf dessen Inspektionsreise nach Deutschland; nach ersten Stationen in Potsdam (anlässlich der dortigen Dreimächtekonferenz), Berlin, Bremen und Bremerhaven flog die Gruppe nach Ffm. (1.8.1945). Nachdem sie von General Eisenhower mit einem Bataillon Fallschirmjäger auf dem Flughafen empfangen worden war, fuhr die Delegation ins IG Farben-Haus, zu einem kurzen Gespräch zwischen Eisenhower und Forrestal, bevor es nach Salzburg und Berchtesgaden weiterging, u. a. zur Besichtigung von Hitlers Anwesen auf dem Obersalzberg. Während der Berlin-Blockade 1948 reiste K., damals junger Abgeordneter des Repräsentantenhauses, erneut nach Deutschland und Ffm., wo er, im Jubiläumsjahr der Deutschen Nationalversammlung, die soeben wiederaufgebaute Paulskirche inmitten der noch weitgehend kriegszerstörten Innenstadt sah.
Im Rahmen seines Deutschlandbesuchs 1963 kam K. – als erster US-Präsident während seiner Amtszeit – auch nach Ffm. Angesichts gaullistischer und antiamerikanischer Tendenzen in der politischen Führung der Bundesrepublik hatte sich der US-Präsident zu einem „informellen Arbeitsbesuch“ in Westdeutschland und Berlin entschlossen. Nachdem er bereits ein zweitägiges Programm mit öffentlichen Auftritten und politischen Gesprächen in Köln und Bonn absolviert hatte, landete K. am 25.6.1963 um 10.30 Uhr mit dem Hubschrauber auf dem Fliegerhorst in Langendiebach bei Hanau, wo er als Oberbefehlshaber der amerikanischen Streitkräfte zunächst die US-Armee besuchte, eine Truppenparade und eine Waffenschau abnahm und schließlich im Kasino unter den Soldaten zu Mittag aß. Gegen 14 Uhr brach er mit seiner Wagenkolonne, eskortiert von 17 Polizeimotorrädern, nach Ffm. auf. Die gut einstündige Fahrt legte der US-Präsident an der Seite des bundesdeutschen Vizekanzlers
Ludwig Erhard und des hessischen Ministerpräsidenten
Georg-August Zinn im offenen Mercedes 300 d Pullman-Landaulet zurück, meist stehend, um den Schaulustigen am Straßenrand zuzuwinken. Hunderttausende säumten die Strecke, die von Hanau über die Mainkur, die Hanauer Landstraße, die Sonnemannstraße, dann ab der Schönen Aussicht am Main entlang und vom Fahrtor auf den Römerberg führte. Um 15.17 Uhr traf K. auf dem Römerberg ein, unter dem Jubel von 60.000 Menschen, die sich seit den frühen Morgenstunden dort versammelt hatten. Am Eingang des Römers wurde er von Oberbürgermeister
Bockelmann begrüßt und, nach einer kleinen Pause in dessen Amtszimmer, in den Kaisersaal geleitet. Nach dem offiziellen Empfang durch Magistrat und Stadtverordnetenversammlung, wobei ihm die Faksimiles zweier historischer Dokumente aus dem Jahr 1848 als Gastgeschenk überreicht wurden, trug er sich in das Goldene Buch der Stadt ein. Anschließend hielt er, von einem kleinen Podest vor dem Römer aus, eine Ansprache auf dem Römerberg. Die letzten Worte seiner Rede an die Ffter gingen im Beifallsturm unter: „Thank you very much – dankeschön!“ Danach schritt der Präsident mit seinen engsten Begleitern hinüber zur Paulskirche. Zum Entsetzen der Sicherheitsbeamten durchbrach er das Protokoll und die Absperrungen, um ein Bad in der Menge zu nehmen und Hände über Hände zu schütteln. In der Paulskirche, die er von seinem Besuch in Ffm. 1948 kannte, wollte K. den politischen Höhepunkt seines Besuchs in Ffm. und in Deutschland setzen. Bewusst hatte er die historische Stätte aufgrund ihres Symbolwerts für Freiheit und Demokratie als Schauplatz für die einzige politische Grundsatzrede seines Deutschlandbesuchs ausgewählt, nachdem Adenauer sich gegen einen Auftritt des US-amerikanischen Präsidenten vor dem Bundestag in Bonn ausgesprochen hatte. Gastgeber in der Paulskirche war nunmehr nicht die Stadt Ffm., sondern der Bundestag, von dem rund 200 Abgeordnete aus Bonn nach Ffm. gekommen waren. K.s Rede war ein flammender Appell für eine „atlantische Partnerschaft“ zwischen den Vereinigten Staaten und Westeuropa im Dienste von Freiheit und Frieden. Entschieden verwahrte sich K. gegen den nationalstaatlichen Sonderweg Frankreichs. Damit knüpfte er an seine „Friedensrede“ an, die er wenige Tage vor seinem Aufbruch (10.6.1963) an die amerikanische Nation gehalten hatte und die als erster Schritt zur späteren Entspannungs- und Abrüstungspolitik gelten kann. Nach seiner „Rede an das deutsche Volk“ in der Paulskirche fuhr K., wiederum aus dem offenen Wagen unermüdlich den Menschenreihen am Straßenrand winkend und zulächelnd, nach Sachsenhausen über die Forsthausstraße zum Stadion. Um 18.08 Uhr hob der Präsident im Hubschrauber ab, zur nächsten Station in Wiesbaden, wo er vor der Weiterreise nach Berlin übernachtete. In Berlin setzte er den emotionalen Schlusspunkt seiner Deutschlandreise („Ich bin ein Berliner!“).
Nur drei Stunden war K. im Sommer 1963 in Ffm. gewesen, und doch wurde sein Besuch in der Stadt legendär. Die ungeheure Begeisterung, mit der er auch von den Fftern empfangen worden war, trug dazu bei, dass der US-Präsident das politische Ziel seines Deutschlandsbesuchs erreichte: Durch die Demonstration seiner Popularität hatte er der Bundesregierung unter Adenauer eindrucksvoll vor Augen geführt, dass eine antiamerikanische Politik keinerlei Rückhalt in der westdeutschen Bevölkerung finden würde. Wie kein anderer Politiker symbolisierte der junge, charismatische US-Präsident für zahlreiche Bürger der aufstrebenden Bundesrepublik den Aufbruch in eine neue Zeit. Durch seine Ermordung in Dallas am 22.11.1963 wurde K. zum Mythos – auch in Ffm., wo man ihn nun, nur fünf Monate nach seinem umjubelten Besuch in der Stadt, in zahlreichen Beileidsbekundungen und Gedenkfeiern betrauerte, u. a. mit einem Fackelzug und einer Trauerkundgebung vor dem Römer am Tag seiner Beisetzung (25.11.1963).
Bronzebüste (von
Knud Knudsen, 1963) im John-F.-K.-Haus (bis 1965: „Amerikahaus“; seit 1995 Sitz des Literaturhauses) in Darmstadt. Die Büste, kurz vor K.s Ermordung vollendet und damit wohl als einzige Porträtbüste zu dessen Lebzeiten entstanden, schuf der Bildhauer
Knud Knudsen nach Skizzen, die er während K.s Besuch in Ffm. anfertigte. Der Präsident saß dem Künstler jedoch nicht Modell, sondern
Knudsen zeichnete zunächst auf einem Campingstühlchen am Gerechtigkeitsbrunnen mitten in der Menge auf dem Römerberg, dann an der Theke einer überfüllten Kneipe während der Fernsehübertragung aus der Paulskirche.
Gedenktafel mit Porträtrelief (von
Georg Krämer, 1966) an der Paulskirche.
Bei einem Besuch in Ffm. im Mai 1964 äußerte K.s Bruder
Edward Moore K. (1932-2009) den Wunsch, die Stadt möge die K.-Gedächtnis-Stiftung zur geplanten Errichtung einer „John F. Kennedy Library“ in Boston unterstützen. Zum ersten Jahrestag des Präsidentenbesuchs in Ffm. 1964 riefen daraufhin Oberbürgermeister und Magistrat die Ffter Bürger zu einer Sammlung unter dem Motto „Fft. dankt K.“ auf, die einen Betrag von 43.580 Mark zugunsten der Stiftung erbrachte. Im Zusammenhang mit dem Projekt der „John F. Kennedy Library“ wurde im November 1964 eine vielbesuchte „K.-Gedächtnis-Ausstellung“ mit privaten Papieren und persönlichen Gegenständen (u. a. dem Schaukelstuhl) des US-Präsidenten im Amerikahaus in Ffm. gezeigt. „John F. Kennedy Presidential Library and Museum“ wurden 1979 in Boston eröffnet.
Bereits im Oktober 1964 hatte es eine „John-F.-K.-Erinnerungsausstellung“ über „K. in Deutschland“ in der Paulskirche gegeben. Aus diesem Anlass wurde u. a. der Farbdokumentationsfilm „K. in Fft.“ des Presse- und Informationsamts der Stadt Ffm. (1963) vorgeführt.
K.allee (bis 1963: Forsthausstraße) in Sachsenhausen.
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Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 391,
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