B. führte den Familiennamen meist noch in der älteren Form „Bodecker“, während sein Sohn
Johann, möglicherweise infolge der Adelsbestätigung, ganz auf die Variante „von Bodeck“ überging.
Aus einer alten Adelsfamilie, die, vom Niederrhein kommend, sich im Dienst des Deutschen Ordens 1272 bei Culmsee angesiedelt hatte und bald in Elbing und Thorn zu Ansehen gelangt war. Sohn des Kaufmanns Johann Bodeckher (1454-1521), der in Thorn zum Kämmerer aufstieg, dann als Kaufmann in Danzig und später wieder in Thorn lebte, und dessen zweiter Ehefrau Hedwig (Male), geb. Friedewald (um 1488 bis nach 1538). Nachweislich vier Brüder und eine Schwester. Verheiratet (seit 1553) mit Agathe (auch: Aechje, Aechjen) Bodecker (auch: von B.), geb. van Neck († 1568), die aus einer angesehenen Familie in Amsterdam stammte. Sechs Kinder: Maria [seit 1571 verh. von der Linde (auch: von der Linden), 1554-1572],
Johann (1555-1631), Bonaventura (II.; 1556-1629), Adelgunde [seit 1576 verh. von der Linde (auch: von der Linden), 1558-1579], Simon (um 1560-?) und Agathe (auch: Agatha) Bodecker bzw. von B. (seit 1589 verh. Scholier, 1564-1619). Die beiden älteren Söhne wirkten in der väterlichen Tradition als Handelsherren und Bankiers,
Johann von B. in Ffm. und Bonaventura (II.) von B. mit dem Titel eines Kaiserlichen Rats in Basel. Der jüngste Sohn Simon (von) B. starb früh. Die drei Töchter heirateten in Bankiers- und Kaufmannsfamilien aus Danzig, Antwerpen bzw. Ffm. ein, die mit B. teilweise in Handelsgesellschaften verbunden waren.
B. kam als Kaufmann über Danzig und Lübeck nach Antwerpen, wo er sich spätestens mit seiner Heirat 1553 niederließ. Erste geschäftliche Erfolge hatte er bereits in Lübeck im Kupferhandel erzielt. In Antwerpen, damals Handelszentrum von internationalem Rang und Sitz des wichtigsten Hansekontors, gelangte er mit Warenspekulation und Geldgeschäften zu großem Reichtum. Der Schwerpunkt seiner Geschäftsverbindungen lag im Hansegebiet; er handelte u. a. mit Kaufleuten in Amsterdam, Hamburg, Lissabon, Magdeburg, Holstein und Dänemark. Zudem scheint er (weiterhin) als Bankier für die Stadt Lübeck tätig gewesen zu sein, der er ein größeres Darlehen gewährte, das später vom Hansekontor in Antwerpen übernommen, aber nie zurückgezahlt wurde. Als Lutheraner floh B. wohl zu Beginn der spanischen Belagerung von Antwerpen 1584 aus den Niederlanden. Etwa um dieselbe Zeit hatte er die Bestätigung des Reichsadelsstands mit Wappenbesserung beantragt, die ihm von Kaiser Rudolf II. im September 1584 in Prag auch gewährt wurde. B. lebte spätestens ab 1585 wieder in Lübeck, wo er kurz zuvor ein Haus in der Hohen Straße erworben hatte. Der Sohn
Johann von B. machte auf seiner Flucht aus Antwerpen im Frühjahr 1585 zunächst Station bei B. in Lübeck, bevor er sich als Kaufmann in Ffm. niederließ. Auch B. unterhielt bald geschäftliche Verbindungen in die Handelsstadt am Main und wurde am 12.7.1586 erstmals als Steuerzahler in Ffm. geführt. Im Sommer 1590 übersiedelte er ganz nach Ffm. zu seinem Sohn
Johann von B. und zu seiner jüngsten Tochter Agathe, die hier am 26.5.1589 den ebenfalls aus Antwerpen kommenden Kaufmann Hans (auch: Johannes) Scholier (1547-1613) geheiratet hatte. Das Ffter Bürgerrecht strebte B. jedoch nicht an. Bei seinem Tod 1591 hinterließ B. ein Vermögen von 250.000 Reichstalern sowie einige Liegenschaften und Außenstände.
Epitaph in der alten St. Peterskirche (entfernt bei deren Abriss 1895/96).
Der Sohn
Johann von B. und der Schwiegersohn Hans Scholier, die B. als Vollstrecker seines Testaments und Verwalter seines Nachlasses eingesetzt hatte, übernahmen das Handelsgeschäft in Ffm. unter der neuen Firma „Bonaventura Bodecker’s seel. Erben Hans v. Bodeck & Hans Scholier“. Obwohl sie zur Einziehung der Ausstände je einen Kaufmann in Lübeck (für Lübeck, Holstein und Dänemark), in Hamburg (für Hamburg) und in Emden (für Holland) beauftragten, hatten sie jahrelang mit der Abwicklung der Geschäfte zu tun.
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Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 81,
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