Angebliche Aufenthalte G.s in Ffm. fallen in jene Lebensphasen des Meisters, für die die historische Überlieferung besonders dürftig ist oder ganz fehlt. So lässt sich bei den engen Beziehungen des Patriziats der beiden Städte Mainz und Ffm. annehmen, dass der Mainzer Patriziersohn G. die Nachbarstadt schon in jungen Jahren besucht hat. Auch wäre er auf dem Weg nach Erfurt, wo er 1418/19 studiert haben soll, durch Ffm. gekommen. Weiter ist vermutet worden, dass G. in jenen „dunklen“, in seiner Biographie durch kein einziges Dokument belegten Jahren zwischen seinem Wegzug von Straßburg 1444 und der erneuten Niederlassung in Mainz 1448 zeitweise in Ffm. lebte, wohin sich sein Schwager Claus Vitzthum vor den Mainzer Zunftunruhen zurückgezogen hatte und wo dessen Tochter Else inzwischen mit dem Ffter Patrizier Henne Humbracht verheiratet war. Wenig wahrscheinlich ist, dass sich der alte, finanziell ruinierte G. 1462, nach der Niederwerfung von Mainz durch die Truppen Erzbischof Adolfs von Nassau, zu dieser Nichte flüchtete. G. war wegen alter Straßburger Schulden in der Reichsacht und konnte mainzisches Gebiet wohl kaum verlassen, vor allem nicht, um sich in einer Reichsstadt niederzulassen.
1454/55 allerdings, als in der zusammen mit Johann Fust betriebenen Mainzer Druckerei die 42-zeilige „Gutenberg-Bibel“ im Entstehen war, lassen sich Beziehungen G.s zu Ffm. nachweisen. Im Oktober 1454 fand in Ffm. ein Reichstag statt, dessen Thema die Organisation eines Türkenkreuzzugs war. Zur Finanzierung war bereits früher ein Ablass ausgeschrieben worden, wofür G. jetzt die nötigen (die sogenannten „Cyprischen“) Ablassbriefe druckte. Als kaiserlicher Sekretär war
Enea Silvio Piccolomini, der spätere
Papst Pius II., nach Ffm. gekommen. Er sah hier, wie er später berichtete, ohne allerdings G.s Namen zu nennen, „jenen erstaunlichen Mann“, der einzelne Lagen seines Bibeldrucks vorführte. Namentlich erwähnt ist G. erst für die Frühjahrsmesse 1455, als er eine Zahlung aus Straßburg entgegennahm.
Diese spärlichen Nachrichten legen nahe, dass G. den Ffter Reichstag 1454 nutzen konnte, um die Vorzüge der neuen Technik zu demonstrieren. Die Ablassbriefe zeigten, wie schnell hohe Auflagen einfacher Drucke hergestellt werden konnten. Die ersten Teile der Bibel bewiesen den Teilnehmern des Reichstags, also einem anspruchsvollen, teils hochgelehrten Publikum, die ästhetische Gleichwertigkeit und höhere Zuverlässigkeit des in der Fahne korrigierten Drucks gegenüber dem geschriebenen Buch. Solche Werbung, wie sie wohl nicht nur gelegentlich dieser Ffter Versammlung stattfand, bereitete den Boden für die Ausbreitung des Buchdrucks.
Eine wichtige Rolle für den Erfolg der Erfindung G.s spielte schon seit den 1460er Jahren die Ffter Messe. Ffm. bot dem gedruckten Buch Öffentlichkeit und einen internationalen Markt. Das Ffter Druckgewerbe hingegen entwickelte sich wegen der erdrückenden Konkurrenz der
Schöffer’schen Druckerei in Mainz relativ spät. Erst mit
Christian Egenolff hatte Ffm. seit 1530 einen bedeutenden Drucker aufzuweisen.
G.-Inkunabeln der UB Ffm.: Papierexemplar der 42-zeiligen Bibel (aus dem Besitz des St. Leonhardstifts); Johannes Balbus: „Catholicon“ (aus dem Besitz des Karmeliterklosters); Matthaeus de Cracovia: „Dialogus rationis et conscientiae“. (Die Zuschreibung der beiden letztgenannten Werke ist umstritten.)
G.straße im Gallusviertel. G.schule, eine berufliche Schule für Druck-, Farb- und Medientechnik sowie raumgestaltendes Gewerbe, in Bockenheim.
G.-Denkmal (von
Eduard Schmidt von der Launitz, 1840, vollendet 1858) am Roßmarkt.
Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 289f.,
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