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Launitz, Eduard (Schmidt) von der

Launitz, Nikolaus Carl Eduard (seit 1817: Schmidt) von der. Bildhauer. * 23.11.1797 Grobin bei Libau/Kurland, † 12.12.1869 Ffm.
L., der seit 1817 in Rom lebte, wollte nach dem Tod seiner Ehefrau (1829) mit seinen drei kleinen Kindern in seine kurländische Heimat zurückkehren und machte auf der Reise Zwischenstation in Ffm. Die freundliche Aufnahme durch die Familie Louis Gontard einerseits, die Cholera-Epidemie in Russland und der Aufstand in Polen andererseits veranlassten ihn, in Ffm. zu bleiben. So lebte er von 1830 bis zu seinem Tod 1869 hier. Atelier im Rothof. Reisen nach Italien (u. a. 1838 als Reisebegleiter des russischen Großfürsten, des späteren Zaren Alexander II.), Frankreich, Belgien, Holland, England und Kurland. Neben seiner bildhauerischen Arbeit hielt L. Vorlesungen und Vorträge über Kunstgeschichte, plastische Anatomie und Archäologie am Städelschen Kunstinstitut, in seinem Atelier sowie in Ffter Gesellschaften und Vereinen. Dazu stellte er Anschauungs- und Lehrmaterial zusammen, u. a. die nach seinem Tod publizierten „Wandtafeln zur Veranschaulichung antiken Lebens und antiker Kunst“ (ab 1870).
L. setzte sich bereits um 1859 für die Erhaltung von Goethes Geburtshaus ein.
Bildhauerische Werke in Ffm.: Denkmäler (Guiollettdenkmal, vollendet 1837, Taunusanlage; Gutenberg-Denkmal, als Festdekoration zur 400-Jahr-Feier der Erfindung der Buchdruckerkunst im Entwurf entstanden 1840, als Denkmal ausgeführt bis 1858, Roßmarkt; Denkmal für Simon Moritz von Bethmann, aufgestellt 1868, Friedberger Anlage; Soemmerringdenkmal, entworfen 1862-66, von Petry ausgeführt 1896-97, in der „Metallspende des deutschen Volkes“ vernichtet 1942, Bockenheimer Anlage), Bauskulpturen (Allegorien „Krankheit“ und „Genesung“ am Portal des Heiliggeisthospitals, 1842; Figuren „Seehandel“, „Landhandel“ und „Australien“ an der Alten Börse, 1843, bei Luftangriffen während des Zweiten Weltkriegs stark beschädigt 1944, zwei der drei Figuren nach Restaurierung vor der Neuen Börse aufgestellt 2006); Reliefarbeiten für den Zuschauerraum des alten Stadttheaters, 1855, beim Abriss des Theatergebäudes zerstört 1902), Grabdenkmäler (Marmorsarkophage für Kurfürst Wilhelm II. von Hessen und dessen Frau Emilie Gräfin von Reichenbach-Lessonitz im Mausoleum auf dem Ffter Hauptfriedhof sowie Grabmäler u. a. für die Ffter Familien Bethmann-Hollweg, du Fay, Saint George, Gontard, Guaita, Metzler und Rothschild, Porträtbüsten (u. a. von Anton Kirchner, 1836, in der Vorhalle der alten Stadtbibliothek am Obermaintor, wohl kriegszerstört 1944), ethnologische Skulpturen und Kleinplastiken (Pokale, Vasen, Dekorationen; im Städel: Prunkvase mit Szenen aus Goethes Dichtungen). L.ens Stil wandelte sich von der klassizistisch-idealistischen Auffassung nach dem Vorbild seines Lehrers Thorvaldsen zu einer nüchterneren Gestaltung mit Tendenz zum Naturalismus, jedoch nicht ohne Neigung zum Historismus.
Porträtbüste (von August von Nordheim) im Städelschen Kunstinstitut. Reliefbüste (um 1904) unter den Vertretern der heimischen Künste an der Westfassade vom Südbau des Neuen Rathauses in der Buchgasse.
Nachlass im ISG.
L.straße in Sachsenhausen.
Bei der Realisierung des Ffter Gutenberg-Denkmals (1840-58) auf dem Roßmarkt wurde einer der 14 vorgesehenen Druckerköpfe unter dem Hauptgesims am Sockel ausgetauscht gegen ein Selbstbildnis des Denkmalsschöpfers, das bis heute an dem Denkmal zu sehen ist.

Artikel aus: Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 445f., verfasst von: Sabine Hock.
Dieser Artikel wurde noch nicht abschließend für das Frankfurter Personenlexikon überarbeitet.
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Lexika: Allgemeine Deutsche Biographie. Hg. durch die Historische Commission bei der Königlichen Akademie der Wissenschaften. 56 Bde. München/Leipzig 1875-1912.Leopold von Pezold in: ADB 18 (1883), S. 54-58. | Dessoff, Albert: Kunst und Künstler in Ffm. im 19. Jahrhundert. 2. Bd.: Biographisches Lexikon der Ffter Künstler im 19. Jahrhundert. Ffm. 1909.Dessoff, S. 133f. | Neue Deutsche Biographie. Hg. v. d. Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bisher 27 Bde. (bis Wettiner). Berlin 1953-2020.Hans-Joachim Ziemke in: NDB 13 (1982), S. 717f. | Richel, Arthur: Katalog der Abteilung Fft. [der Ffter Stadtbibliothek]. Bd. 2: Literatur zur Familien- und Personengeschichte. Ffm. 1929.Richel, S. 334f. | Schrotzenberger, Robert: Francofurtensia. Aufzeichnungen zur Geschichte von Ffm. 2., vermehrte u. verbesserte Aufl. Ffm. 1884.Schrotzenberger, S. 145. | Thieme, Ulrich/Becker, Felix: Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. 37 Bde. Leipzig 1907-50.Thieme/Becker 22 (1928), S. 439.
Literatur:
                        
Ebrard, Friedrich Clemens: Die Stadtbibliothek in Ffm. Im Auftrage der städtischen Behörden aus Anlaß der Vollendung des Erweiterungsbaues hg. (...). Ffm. 1896.Ebrard: Stadtbibliothek 1896, S. 96. | Von Köpfen und Körpern. Ffter Bildhauerei aus dem Städel. Katalog zur Ausstellung im Museum Giersch. Ffm. 2006.Ffter Bildhauerei 2006, S. 93-98. | Horne, Anton: Die wichtigsten öffentlichen Denkmäler von Ffm. Ein Beitrag zu ihrer Kenntnis für jung und alt. Ffm./Leipzig 1904.Horne: Denkmäler 1904, S. 7f., 21f., 24f., 26f., 42. | Schmidt, Isolde: Eduard Schmidt von der Launitz 1797-1869. Ein Beitrag zur Skulptur des 19. Jahrhunderts in Ffm. Ffm. 1992. (Studien zur Ffter Geschichte 29).Schmidt: Eduard Schmidt von der Launitz 1992.
Quellen: ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/628. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S3 (mit Kleinschriften, bes. Zeitungsausschnitten, zur Ortsgeschichte).ISG, S3/14.252 (Soemmerring-Denkmal).

GND: 119054043 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise: Hock, Sabine: Launitz, Eduard (Schmidt) von der. Artikel aus der Frankfurter Biographie (1994/96) in: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/3034

Stand des Artikels: 7.9.1990