Fehlermeldung

Deprecated function: The each() function is deprecated. This message will be suppressed on further calls in FieldCollectionItemEntity->fetchHostDetails() (Zeile 378 von /var/www/vhosts/bec2659.online-server.cloud/frankfurter-personenlexikon.de/sites/all/modules/field_collection/field_collection.module).

Kurz, Joseph Felix von

„Bernardon“.

Kurz, Johann Joseph Felix „Baron von“, gen. Bernardon. Theaterleiter und Schauspieler. * 22.2.1715 Wien, Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.† 2.2.1784 Wien.
1741/42 stand K. als Mitglied der Truppe von Franz Gervaldi von Wallerotty erstmals in Ffm. auf der Bühne. Damals war er bereits durch die von ihm in Wien kreierte Figur des „Bernardon“ bekannt geworden, eine dummdreist-pfiffige Hanswurstrolle, die er in Burlesken und Stegreifkomödien („Bernardoniaden“) spielte. Im Oktober 1766 kam K. als Direktor einer eigenen Schauspieltruppe nach Ffm. Er plante mit dem Gastwirt Richter den Bau eines festen Komödienhauses in dessen Garten an der Friedberger Gasse, was der Rat zunächst genehmigte. Dann scheiterte das Projekt aber an dem Einspruch des evangelisch-lutherischen Predigerministeriums und der Nachbarschaft, die sich gegen die „Tugend- und Feuergefahr“ durch ein solches Komödienhaus verwahrten. Der bereits begonnene Bau musste wieder abgebrochen werden.
Doch wurde K. genehmigt, eine feste Theaterhütte mit reicher Bühnenausstattung auf dem Roßmarkt zu errichten. Auf dieser Schaubühne, die zur Ostermesse 1767 mit Corneilles „Der Graf von Essex“ eröffnet wurde, spielte die K.’sche Truppe bis Ende Oktober 1767. Auf dem Programm standen hauptsächlich Bernardoniaden u. a. Burlesken, Sing-, Stegreif- und Lustspiele sowie Ballette. Mitte Oktober 1767 erregte die Aufführung des Faustspiels „In Doctrina Interitus oder Das lastervolle Leben und erschröckliche Ende des weltberühmten und jedermänniglich bekannten Erzzauberers Doctoris Joannis Fausti, professoris theologiae Wittenbergensis“, einer „Großen Maschinen Comödie“, das Aufsehen des Predigerministeriums. Es beschwerte sich beim Rat der Stadt, dass durch den Titel des Stücks eine der ersten und ältesten evangelischen Universitäten beleidigt würde. K. musste auf seinem nächsten Theaterzettel den Titel des „professoris theologiae Wittenbergensis“ für Dr. Faust widerrufen. Dennoch wiederholte er das Faustspiel mehrmals zur Ostermesse 1768, wobei er im Titel des Stücks die Anstoß erregende Formel ausließ. K.’ besonderes Verdienst ist es, am 18.10.1767 erstmals in Ffm. Lessings „Minna von Barnhelm“ aufgeführt zu haben, nachdem dieses Stück kaum einen Monat zuvor, am 28.9.1767, am Hamburger National-Theater uraufgeführt worden war. Die Hauptrolle spielte in Ffm. die später unter dem Namen Sacco berühmt gewordene Schauspielerin Johanna Rischar. Das bedeutendste Mitglied von K.’ Ensemble zu jener Zeit aber war Friedrich Ludwig Schröder, der im Rollenfach des Dieners und des Kavaliers auftrat und der in Ffm. u. a. als Norton in Lessings „Miss Sarah Sampson“ sowie als Truffaldino in Goldonis „Diener zweier Herren“ zu sehen war. Schröder, der bisher hauptsächlich als Tänzer aufgetreten war, bewies hier erstmals sein großes schauspielerisches Talent.
Zur Ostermesse 1768 kam K. wieder nach Ffm. und spielte mit seiner Truppe im (Bender von) Bienenthal’schen Saal im Junghof. K.’ burleskes Theater wurde damals wegen seines „unmoralischen“ Gehalts zum Gegenstand öffentlicher Angriffe. Dennoch kam K. zur Herbstmesse 1768 aus Köln nach Ffm. zurück. Er war inzwischen hoch verschuldet und konnte seinen Verpflichtungen im Rechneiamt der Stadt nicht nachkommen, sodass er auf Anordnung des Rats vom 27.9.1768 seine Schaubühne im Junghof schließen musste. Seine Frau Theresina von K., geb. Morelli, übernahm daraufhin die Direktion und erhielt am 6.10.1768 die Erlaubnis zum Weiterspielen. Sie blieb bis Mitte November 1768 in Ffm. und kam zur Ostermesse 1769 mit der Truppe nochmals nach Ffm.

Artikel aus: Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 434, verfasst von: Sabine Hock.
Dieser Artikel wurde noch nicht abschließend für das Frankfurter Personenlexikon überarbeitet.
Array
(
    [de] => Array
        (
            [0] => Array
                (
                    [value] => literfasst
                )

        )

)

Lexika: Allgemeine Deutsche Biographie. Hg. durch die Historische Commission bei der Königlichen Akademie der Wissenschaften. 56 Bde. München/Leipzig 1875-1912.Joseph Kürschner in: ADB 17 (1883), S. 426-428. | Kosch, Wilhelm: Deutsches Theaterlexikon. Biographisches und bibliographisches Handbuch. Fortgef. v. Ingrid Bigler-Marschall. 7 Bde. Klagenfurt, ab 4 (1998) Bern/München, ab 5 (2004) Zürich, ab 7 (2012) Berlin 1953-2012. Bisher 6 Nachtragsbände (bis Sr). Berlin 2013-18.Kosch: Theater 2 (1960), S. 1139f. | Neue Deutsche Biographie. Hg. v. d. Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bisher 27 Bde. (bis Wettiner). Berlin 1953-2020.Gertraude Wilhelm in: NDB 13 (1982), S. 335f. | Riemann Musiklexikon. 12. Aufl. Hg. v. Willibald Gurlitt, Hans Heinrich Eggebrecht u. Carl Dahlhaus. 3 Bde. u. 2 Ergänzungsbde. Mainz 1959-75.Riemann: Musik, Personenteil A-K (1959), S. 984.
Literatur:
                        
Archiv für Fft.s Geschichte und Kunst. Bisher 78 Bde. Ffm. 1839-2019.Mentzel, E.: Geschichte der Schauspielkunst in Ffm. von ihren Anfängen bis zur Eröffnung des Städtischen Komödienhauses. Ein Beitrag zur deutschen Kultur- und Theatergeschichte. AFGK NF 9 (1882), S. 285-310, 511-516. | Mohr, Albert Richard: Ffter Theater von der Wandertruppe zum Komödienhaus. Ein Beitrag zur Theatergeschichte des 18. Jahrhunderts. Ffm. 1967.Mohr: Ffter Theater 1967, S. 51-59. | Pies, Eike: Prinzipale. Zur Genealogie des deutschsprachigen Berufstheaters vom 17. bis 19. Jahrhundert. Ratingen/Kastellaun/Düsseldorf 1973.Pies: Prinzipale 1973, S. 213-215.
Internet: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, Hg.: Wikimedia Foundation Inc., San Francisco/Kalifornien (USA). https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Felix_von_KurzWikipedia, 2.3.2024.

GND: 118725602 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
© 2024 Frankfurter Bürgerstiftung und bei dem Autor/den Autoren
Empfohlene Zitierweise: Hock, Sabine: Kurz, Joseph Felix von. Artikel aus der Frankfurter Biographie (1994/96) in: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/3009

Stand des Artikels: 14.8.1990