Nach langem Wanderleben infolge seiner Flucht aus dem Kloster kam der Naturphilosoph, der aufgrund seiner Überlegungen die Unendlichkeit des Universums erschloss, im Sommer 1590 nach Ffm. B. hatte 1562 ein Studium der Logik und Dialektik in Neapel begonnen und war 1565 in das dortige Dominikanerkloster eingetreten. Nach seiner Priesterweihe 1572 hatte er in Neapel Theologie studiert bis zur Erlangung des Doktorats 1575. Aus seinem Kloster in Neapel musste B. 1576 fliehen. Er hatte – im Zeitalter der Gegenreformation – eine Anklage der Inquisition wegen Ketzerei zu befürchten, weil er die Verehrung von Heiligenbildnissen ablehnte, die Trinitätslehre bezweifelte und die Missstände innerhalb der Kirche kritisierte. Auf seine Flucht aus dem Kloster folgte, bis zu seiner Ankunft in Ffm. im Sommer 1590, ein 14-jähriges Wanderleben mit zahlreichen Stationen in Mittel- und Westeuropa: zunächst über norditalienische Städte nach Chambéry in Frankreich, Genf (1578/79), über Lyon an die Universität Toulouse (bis 1581), die Universität Paris (bis 1583), London (mit dem französischen Gesandten, bis 1585), nach kurzem Aufenthalt in Paris und Marburg an die Universität Wittenberg (1586-88), dann über Prag und Tübingen an die Universität Helmstedt (bis 1590).
Im Sommer 1590 bat B. den Ffter Rat, ein paar Wochen im Haus des seit 1579 in der Stadt ansässigen reformierten Druckers Johann Wechel (um 1549-1593) wohnen zu dürfen. Seine kurze lateinische Bittschrift wurde am 2.7.1590 im Rat verlesen: „Jordanus Brunus Nolanus: Supplice scripto à Senatu petijt, Vt sibi liceat aliquot Septimanar(um) spacio in aedib(us) Wecheli Typographi com(m)orari.“ Der Beschluss des Rates ist im parallel geführten Bürgermeisterbuch festgehalten: „Alß Jordan(us) Brun(us) Nolan(us) Philosophiae Naturalis Studios(us) gepetten, dz man Ime vergünstigen wölle etliche Wochenlang alhie in Johann Wechels Buchtruckers Hauß sein Vffenthalt zu haben: Soll mann Ime sein pitt abschlag(en) vnd sag(en), dz er sein pfennig anderstwo verzere.“ Die Gründe für diesen abschlägigen Bescheid sind nicht überliefert. Wechel brachte B. im Karmeliterkloster unter, über das der Rat keine obrigkeitlichen Befugnisse hatte. Warum das Kloster den seit 1576 als Ketzer gesuchten B. beherbergte, kann nur vermutet werden. Da die Klöster seit der Reformation kaum noch Stiftungen erhielten, dürfte das Karmeliterkloster auf Einnahmen aus der Beherbergung von Fremden angewiesen gewesen sein. Möglicherweise wurde der Prior Johannes Münzenberger 1593 wegen der Beherbergung B.s abgesetzt.
B. wollte in Ffm. bei Johann Wechel, der seine Druckerei in Gesellschaft mit Peter Fischer betrieb, drei Schriften drucken lassen, die heute als sein kosmologisches Hauptwerk gelten („Ffter Trilogie“). Große Teile davon dürfte B. bereits in Helmstedt geschrieben haben. In Ffm. überwachte er als Korrektor die Drucklegung. Daneben soll er auch Vorträge über Philosophie gehalten haben. Ursprünglich sollten alle drei Schriften in einem Band veröffentlicht werden, doch konnte zur Ostermesse 1591 nur „De triplici minimo et mensura …“ erscheinen, weil B. Anfang 1591 ganz plötzlich nach Zürich abgereist war, um dort auf Einladung eines Patriziers Privatvorlesungen zu halten. Er kehrte erst im Frühjahr 1591 nach Ffm. zurück, so dass die beiden anderen kosmologischen Schriften „De Monade Numero et Figura…“ und „De Innumerabilibus, Immenso, & Infigurabili …“ sowie eine Abhandlung zur Gedächtniskunst („De imaginum, signorum et idearum compositione“) erst zur Herbstmesse 1591 fertiggestellt wurden. Damit sind B.s vier letzte der zu seinen Lebzeiten erschienenen Schriften in Ffm. gedruckt worden.
Der Kontakt zwischen B. und Johann Wechel ist über Wechels Vetter, den seit 1572 in Ffm. ansässigen reformierten Drucker
Andreas Wechel (um 1527-1581) zustande gekommen.
Andreas Wechel beherbergte in Ffm. Gelehrte und Schriftsteller, darunter den englischen Politiker, Soldaten und Dichter Sir Philip Sidney (1554-1586), der im März 1573 und im März/April 1575 bei
Wechel wohnte. B. hatte während seines Aufenthalts in England (1583-85) mit Sidney Freundschaft geschlossen. Warum B. aber nicht bei den
Andreas Wechelischen Erben, sondern bei Johann Wechel und Peter Fischer drucken ließ, lässt sich nicht feststellen. Im Sommer 1591 ging B. nach Venedig, wo er seit März 1592 den venezianischen Adligen Giovanni Mocenigo in der Gedächtniskunst unterrichtete. Mocenigo, der sich von B. das Erlernen magischer Praktiken erhofft hatte, lieferte ihn Ende Mai 1592 der Inquisition aus. Am 17.2.1600 wurde B. in Rom auf dem Campo dei Fiori als Ketzer verbrannt.
B.s Fft.-Aufenthalte hinterließen keine Spuren in der Stadt. Auch bei
Goethe, der sich zeit seines Lebens immer wieder mit B. beschäftigte, ist nicht sicher, ob er wusste, dass B. sich zweimal für längere Zeit in Ffm. aufgehalten hatte. Nachdem B. im 19. Jahrhundert wiederentdeckt worden war, wurde nach jahrelangem Konflikt zwischen der katholischen Kirche und der laizistischen Bewegung des Risorgimento am 9.6.1889 in Rom ein Denkmal B.s auf dem Hinrichtungsort enthüllt, worüber die Ffter Presse ausführlich berichtete. Auch der Ffter Oberbürgermeister
Johannes Miquel war vom Denkmalkomitee zur Enthüllungsfeier eingeladen worden, doch wurde die Einladung nach Kenntnisnahme ohne Angabe von Gründen zu den Akten gelegt. Die Begeisterung für B., die in Deutschland zu dessen 300. Todestag am 17.2.1900 entstand, lässt sich an der Berichterstattung der Ffter Zeitung ablesen. Im Freien Deutschen Hochstift hielt Dr. Max Schneidewin aus Hameln den Vortrag „Zum dreihundertsten Gedenktage des Martyriums Giordano Brunos“. Während des Zweiten Weltkriegs wurde im Ffter Schauspielhaus das Giordano-B.-Drama „Heroische Leidenschaften“ des nationalsozialistischen Schriftstellers
Erwin Guido Kolbenheyer aufgeführt (1942). In diesem Zusammenhang wurde im Oktober 1942 im Kreuzgang des Ffter Karmeliterklosters eine Gedenktafel für B. angebracht, die nach Kriegsende spurlos verschwunden ist.
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