Sohn von
Wilhelm (von) G. und dessen Ehefrau Eugenie, geb. Dreiß (1825-1900). Enkel von
Philipp Friedrich G.
G.s Vater war Testamentsvollstrecker und Biograph
Arthur Schopenhauers; der Vorname des Philosophen stand bei der Namenswahl für den Sohn Pate. Obwohl G. später zu den Gründern der
Schopenhauer-Gesellschaft gehörte, war
Goethe sein eigentlicher Heros. Sein lebenslanges Streben nach universaler Bildung, sein vielfältiges Interesse an philosophischen und naturwissenschaftlichen Fragen waren vor allem dem Vorbild des Dichterfürsten geschuldet. Sein Elternhaus stand im Großen Hirschgraben 5 – nur wenige Schritte von
Goethes Geburtshaus entfernt.
Seine Schulzeit verbrachte G. an der Hassel’schen Lehr- und Erziehungs-Anstalt für Knaben in Ffm. Nach dem Schulexamen ging er zur Vertiefung der Französischkenntnisse nach Vevey am Genfer See. Nach Ffm. zurückgekehrt, absolvierte er von 1874 bis 1876 eine Banklehre im Privatbankhaus August Siebert, das zu dieser Zeit in die Ffter Agentur der Mitteldeutschen Creditbank umgewandelt wurde. Anschließend verbrachte G. knapp ein Jahrzehnt im Ausland (England, Frankreich, Spanien) und erwarb sich dort umfangreiche Kenntnisse des internationalen Bankgeschäfts. Wieder in Ffm., heiratete er 1885 Anna Speyer (1861-1940), Tochter eines Inhabers des Bankhauses Lazard Speyer-Ellissen, in das er hätte eintreten können. Doch es drängte den Nachwuchsbankier nach Berlin, das sich zu dieser Zeit – zuungunsten Fft.s – zum führenden deutschen Finanzplatz entwickelte. 1888 erwarb G. das Berliner Bankhaus Riess & Itzinger, das er unter eigenem Namen weiterführte, 1894 aber liquidierte, als er in den Vorstand der Deutschen Bank in Berlin eintrat. G. verantwortete vor allem die großen internationalen Geschäfte (Bagdadbahn, Eisenbahnfinanzierung in Nordamerika, Erdölgeschäft) und erwarb sich den Ruf als „Diplomat“ der Deutschen Bank. Von 1910 bis 1919 fungierte er als Sprecher der Deutschen Bank. Nach dem Ersten Weltkrieg zog sich G. aus dem Tagesgeschäft zurück und wechselte in den Aufsichtsrat der Deutschen Bank, dem er, seit 1923 als stellvertretender Vorsitzender, bis zu seinem Tod angehörte. G. war das Ffter Element der alten Deutschen Bank. Als einziger Vorstandssprecher stammte er aus der Stadt, in der die größte deutsche Geschäftsbank seit 1957 ihren Sitz hat.
Seit 1910 gehörte G., der zwei Jahre zuvor das erbliche Adelsprädikat erhalten hatte, dem Preußischen Herrenhaus an.
G.s vielfältige Interessen außerhalb der Bank galten – neben philosophischen Betrachtungen – vor allem der Mineralogie, Geologie, Numismatik und Botanik. Als Förderer der Wissenschaften wandte G. erhebliche Summen auf. Große Zuwendungen erhielt das Senckenbergmuseum in seiner Vaterstadt. Insbesondere unterstützte G., der der SNG als korrespondierendes Mitglied angehörte, die Mineraliensammlung des „Senckenberg“, sowohl durch Geldspenden zur Anschaffung wertvoller Stücke als auch durch Schenkung von Mineralien aus seiner Privatsammlung. Zudem stiftete G. die Bibliothek des
Schopenhauer-Archivs.
In seinen 1926 zusammengestellten „Lebenserinnerungen“ (Erstveröffentlichung 1975) zeichnet G. u. a. ein farbiges Bild seiner Jugendzeit in Ffm.
1922 naturwissenschaftliche Ehrendoktorwürde der Ffter Universität.
Ölporträt (Kopie, nach dem Original von Anders Zorn, 1911) und Bronzebüste (von Theodor Georgii, 1923) im Besitz der Deutschen Bank in Ffm. Porträtmedaille, geschaffen anlässlich von G.s Nobilitierung (von Rudolf Marschall, 1909), in einem Exemplar im Archiv der Deutschen Bank in Ffm.
Gedenktafel mit dem Namen von G. am Familiengrab G. auf dem Ffter Hauptfriedhof (Gewann B an der Mauer 399).
G.s bedeutende Mineraliensammlung mit fast 1.200 Stücken befindet sich als Dauerleihgabe der Familie seit 1997 in der Geowissenschaftlichen Sammlung der Universität Bremen.
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