Ältester Sohn von
Markus H. Bruder von
Josef und
Leo H.Die Familie übersiedelte 1878 von Gnesen nach Ffm. Besuch des Philanthropins in Ffm. 1894 Abitur am Friedrichsgymnasium in Kassel nach privater Vorbereitung unter Anleitung des
Vaters. Anschließend Studium der Philosophie und Geschichte bei Hermann Cohen und Paul Natorp an der Universität Marburg. Seit 1896 Fortsetzung des Studiums an der Universität Berlin und Ausbildung am orthodoxen Berliner Rabbinerseminar. Lebte seit 1897 wieder in Ffm. 1900 Promotion in Marburg. Anlässlich der Erkrankung des
Vaters 1901 Übernahme rabbinischer Funktionen als Rabbinatskandidat. Ordination als Rabbiner in Ffm.
Jakob H. führte das Werk seines
Vaters fort und wirkte für die Einheit der jüdischen Gemeinde. Seit 1902 orthodoxer Rabbiner der Israelitischen Gemeindesynagoge Unterlindau 23. Seit 1905 zugleich Rabbiner der Synagoge in Bockenheim (Schloßstraße 3-5). Im „Babel-Bibel-Streit“ gehörte H. zu den Kritikern der Auslegung des Alten Testaments, wie sie von dem Assyrologen Friedrich Delitzsch, dem Mitbegründer der Deutschen Orient-Gesellschaft, vertreten wurde. H. verteidigte den besonderen sittlichen Wert des Alten Testaments gegen Delitzschs panbabylonische Ausführungen, die er über die religionswissenschaftliche Argumentation hinaus als antisemitischen Angriff wertete (vgl. H.’ Schriften „Babel und Bibel. Randglossen zu den beiden Vorträgen Friedrich Delitzschs“, 1904, und „
Goethe, Friedrich Delitzsch und das Zehnwort“, 1925). Von 1914 bis 1919 Lehrer für jüdische Religion am Lessing-Gymnasium. Seit 1927 Dozent für jüdische Religionswissenschaft an der Simultanen Pädagogischen Akademie in Ffm. Leiter des jüdisch-orthodoxen Schulwesens in Ffm., u. a. als Rektor der Israelitischen Religionsschule, an der er auch als Dirigent tätig war. Organisierte den jüdischen Religionsunterricht an allen Schulen der Stadt. Bei den christlichen Lehrern in Ffm. stand H. wegen seiner toleranten Religionsauffassung in hohem Ansehen. Leitete die „Zentrale für jüdische Wohlfahrtspflege“. Gründete eine jüdische Erziehungsanstalt in Marburg und ein jüdisches Erholungs- und Altersheim in Ems. 1938 wurde H. durch die Gestapo verhaftet und im KZ Buchenwald interniert, nach Intervention des jüdischen Gemeindevorstands freigelassen. Er emigrierte nach Holland, wo er wenig später an den Folgen der Haft starb.
Stellvertretender Vorsitzender des Allgemeinen deutschen Rabbinerverbands. Mitglied im Großen Rat des Preußischen Landesverbands jüdischer Gemeinden. Vorstandsmitglied der Achduth, einer 1923 in Ffm. gegründeten Vereinigung gesetzestreuer Juden Deutschlands, die gegen den Separatismus jüdischer Organisationen auftrat. Seit 1929 Mitglied (als Nicht-Zionist) in der Jewish Agency for Palestine. Mitglied des Ordens Bne Briss und der Markus-Horovitz-Loge in Ffm.
H. verfasste zahlreiche religionsphilosophische Werke auf Hebräisch. Von seinen deutschsprachigen Buchveröffentlichungen sind zu nennen: „Untersuchungen zu Philons und Platons Lehre von der Weltschöpfung“ (Dissertation, 1900), „Zur rabbinischen Lehre von den falschen Zeugen“ (1914) und „Die Josephserzählung“ (1921). Dem Ffter Rabbiner
Joseph, gen. Juspa, Hahn widmete H. die Studie „Aus der Oxforder Handschrift des Josif Omez“ (erstmals in der Festschrift für
Aron Freimann zum 60. Geburtstage, 1935; Neudruck „zur 300. Wiederkehr des Todestages von R.
Josef Hahn“, 1937). Auch liegen einige Gedenk- u. a. Reden zu jüdischen Persönlichkeiten und Anlässen in gedruckter Form vor. H. publizierte außerdem in verschiedenen jüdischen Zeitungen und Zeitschriften, u. a. im Ffter Israelitischen Familienblatt, im Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Ffm. (dem späteren Ffter Israelitischen Gemeindeblatt), in der „Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums“ und in „Der Morgen“.
Jakob H. gab mehrere Werke aus dem Nachlass seines
Vaters heraus, u. a. „Von Liszka nach Berlin. Reisebilder von Rabbiner Dr.
M. Horovitz“ (1914) und „Matte Levi. Responsen zu Orach Chajim und Jore Dea von Dr.
Marcus Horovitz“ (1932).
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