Aus ursozialdemokratischer Familie. Sohn des Metallarbeiters und Gewerkschafters Konrad A. (1899-1940) und dessen Ehefrau
Betty, geb. Stunz. Älterer Bruder von Rudi A. Neffe von
Johanna Kirchner.
Der Vater Konrad A., Absolvent des ersten Lehrgangs der Akademie der Arbeit in der Universität Ffm. (1921-22), war seit 1926 Arbeitersekretär beim Ortsausschuss des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbunds in Wiesbaden, wo die Familie seitdem lebte. Als entschiedener Gegner des Nationalsozialismus war Konrad A., der seit 1929 als Abgeordneter der SPD auch der Stadtverordnetenversammlung in Wiesbaden angehörte, bald nach der Machtübernahme Hitlers 1933 massiven Repressionen ausgesetzt. Einen Mordanschlag am 24.3.1933, bei dem SA-Männer in Zivil in die Familienwohnung eindrangen und ihn mit dem Messer attackierten, überlebte er schwer verletzt. Im Sommer 1935 wurde er von der Gestapo verhaftet und im Oktober 1935 in das KZ Esterwegen verbracht. Nach fast dreijähriger KZ-Haft, seit 1936 im KZ Sachsenhausen bei Berlin, konnte seine Frau
Betty einen „Hafturlaub“ für ihn anlässlich der Beerdigung seiner Mutter im Sommer 1938 erreichen. Aus erneuter mehrwöchiger „Schutzhaft“, diesmal im Ffter Polizeigefängnis in der Hammelsgasse, wurde er im November 1938 mit der Auflage entlassen, nicht nach Wiesbaden zurückzukehren. Die Familie übersiedelte nach Ffm., wo sich Konrad A. 1939 als Gefreiter beim Heimat-Kraftfahr-Park der Wehrmacht verpflichtete, der ein Stützpunkt der Widerstandsgruppe um den späteren Bundesfinanzminister Alex Möller (1903-1985) war.
Unter dem NS-Regime blieb Günter A. als Sohn eines politisch Verfolgten eine seinen Fähigkeiten entsprechende Ausbildung versagt. Erst nach dem Tod des Vaters (bei einem Unfall unter ungeklärten Umständen, 13.11.1940) durfte der frühere Volksschüler eine Lehrerbildungsanstalt besuchen. Kurz vor dem Examen 1943 wurde er wegen „Volksverhetzung“ der Anstalt verwiesen, weil er seine Kameraden aufgefordert hatte, sich nicht freiwillig zum Kriegsdienst zu melden. Nach Kriegsdienst und russischer Gefangenschaft, wo er im Lager an Schulungen der Antifa und des „Nationalkomitees Freies Deutschland“ teilgenommen hatte, kehrte A. am 1.1.1949 nach Ffm. zurück. Unter dem „Eindruck, dass die Kommunisten am entschiedensten gegen Hitler gekämpft und auch die meisten Opfer gebracht hatten“ (so A. selbst), trat er bald (1949) in die KPD ein und engagierte sich in der kommunistischen Jugendarbeit, u. a. als hauptamtlicher FDJ-Sekretär in Ffm. und Zweiter Landesvorsitzender der FDJ in Hessen bis zum Verbot der FDJ durch die Bundesregierung (1951). Als Journalist trug A. zur Aufdeckung des rechtsextremen Bunds Deutscher Jugend (BDJ) als paramilitärischer Organisation infolge von dessen Pfingsttreffen in Ffm. 1952 bei. In den kommenden Jahren versuchte sich A. in verschiedenen Berufen, u. a. als Croupier in einem Spielcasino und als Versicherungsvertreter, bis er als Buchhalter und nachmaliger Geschäftsführer in die vom Großvater gegründete Familienschreinerei Ernst Stunz in Ffm. eintrat. Zudem arbeitete er in dem von seiner Kusine Lotte Schmidt, geb. Kirchner, Ende der 1950er Jahre begründeten Reisebüro mit, das – in enger Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften und der Arbeiterwohlfahrt (AWO) – Städtereisen in die Tschechoslowakei und nach Ungarn, Kuren in den böhmischen Bädern sowie Fahrten zu den Gedenkstätten in den ehemaligen Konzentrationslagern organisierte und das er nach einiger Zeit ganz übernahm („Reisedienst Schmidt + Arndt“).
Seit seinem Eintritt in die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (1949) war A. gewerkschaftlich stark engagiert, u. a. in der Kreisdelegiertenkonferenz des DGB und als Vorsitzender des Kreisangestelltenausschusses sowie im Kreisvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) in Ffm. 1959 trat er in die Gewerkschaft Holz (später: Gewerkschaft Holz und Kunststoff, GHK) über, die er dann als Vorsitzender in Ffm. und im Rhein-Main-Gebiet leitete. Lange Jahre arbeitete er als ehrenamtliches Mitglied im Hauptvorstand der GHK und weiterhin als Mitglied im Vorstand des Ffter DGB mit. Als Rentner wirkte A. im Seniorenausschuss der IG Metall, der sich die GHK im Jahr 2000 anschloss, und als dessen Vertreter im Seniorenarbeitskreis des DGB. Er unterstützte die antifaschistischen Stadtführungen des DGB in Ffm. und engagierte sich auch in der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ (VVN).
Seit 1949 Mitglied der Arbeiterwohlfahrt (AWO). Mitbegründer der „Solidarität Hessen“ zur Unterstützung der aus politischen Gründen in der Bundesrepublik Verfolgten und Inhaftierten, insbesondere nach dem Verbot von FDJ (1951) und KPD (1956). Bis zuletzt war der überzeugte Kommunist (seit 1968 als Mitglied der DKP) und aufrechte Antifaschist unermüdlich sozial tätig, vor allem im AWO Ortsverein Sachsenhausen und als stellvertretender Vorsitzender im Stiftungsrat der Johanna-Kirchner-Stiftung. Zudem wirkte er in der Geschichtswerkstatt der AWO mit.
Mitarbeiter verschiedener kommunistischer und sozialistischer Blätter, u. a. Redakteur des von
Eva Steinschneider seit 1958 herausgegebenen „Ffter Boten“.
1992 Johanna-Kirchner-Medaille der Stadt Ffm. 2002 Ehrensenator der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Kreisverband Ffm. 2004 AWO-Ehrenzeichen, das A. zusammen mit seiner Frau Erika, geb. Meinken (1929-2023), für langjährige ehrenamtliche Mitarbeit erhielt.
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