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Cahen-Brach, Eugen

Eugen Cahen-Brach

Eugen Cahen-Brach
Fotografie von Franz Werner (aus einem Erinnerungsalbum für Carl Weigert mit Fotografien der Mitarbeitenden an der Dr. Senckenbergischen Anatomie, 1896).

© Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Ffm. (URN: urn:nbn:de:hebis:30:2-426212).
Cahen-Brach, Eugen Ernst. Eigentl. Nachname (amtlich bis 1921): Cahen. Sanitätsrat. Dr. med. Arzt. Pädiater. Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.* 25.3.1863 Saarlouis, Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.† 9.12.1942 KZ Theresienstadt.
Sohn des Kaufmanns Aaron Max Cahen und dessen Ehefrau Aline, geb. Brach. Verheiratet (seit 1896) mit Alice Susanna Cahen (seit 1921: Cahen-Brach), geb. Bing (1874-1942). Drei Söhne: Fritz Adolf (1897-1989), Hans Siegfried (1897-1943) und Ernst Rudolph Cahen (seit 1921: Cahen-Brach, 1903-1993).
Besuch des städtischen Gymnasiums in Ffm. Studium der Medizin in Heidelberg, München und Würzburg. 1887 Promotion mit einer Arbeit „Über einen Fall von Ulcus rodens“ und Approbation in Würzburg. Militärzeit. Tätigkeit als Assistent am Dr. Senckenbergischen Pathologischen Institut in Ffm. Seit 1889 Weiterbildung zum Pädiater an der Universitätskinderklinik München, dann als Hilfsarzt am Anna-Kinderspital in Graz. Am 7.9.1891 Niederlassung als praktischer Arzt und insbesondere Kinderarzt in Ffm. Neben seiner Praxis führte C.-B. um 1900 eine eigene Poliklinik für Kinderkrankheiten (lt. Adr. 1899-1900). Für die Armenklinik, deren Vorstand er spätestens ab 1901 angehörte, übernahm er Aufbau und Leitung der Säuglingsberatungsstelle IV, die für den Bezirk Bornheim zuständig war. Auch während des Ersten Weltkriegs soll er sich besonders für die Armenklinik und die Säuglingsfürsorge engagiert haben. Von 1915 bis 1922 leitete C.-B. das Dr. Christ’sche Kinderhospital und Ambulatorium am Standort Sachsenhausen, in der Forsthausstraße (seit 1919: Hans-Thoma-Straße) 18-20; als die Trägerstiftung angesichts der Hyperinflation 1922 ihr angestammtes Kinderhospital im Ostend schließen musste, übernahm dessen bisheriger Hospitalarzt Friedrich Cuno (1865-1957) die ärztliche Leitung des Sachsenhäuser Kinderkrankenhauses und Ambulatoriums von C.-B.
Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 war C.-B. massiven antisemitischen Diffamierungen ausgesetzt. Seine Arztpraxis war wahrscheinlich ein Ziel des „Judenboykotts“ vom 1.4.1933, und der bisher auch in Fachvereinigungen angesehene Mediziner wurde von allen Ehrenämtern ausgeschlossen. Wiederholt wurden 1934/35 Aufrufe zum Boykott der C.-B.’schen Praxis verbreitet, u. a. von einem „bekannten Ffter Nationalsozialisten“ (FS Clementine Kinderhospital 1995, S. 117). Im Alter von 74 Jahren gab C.-B. 1937 seine Praxis auf. Ende September 1938 wurde ihm wie allen jüdischen Ärzten und Ärztinnen in Deutschland die Approbation entzogen. Am 18.8.1942 wurden Eugen C.-B. und seine Frau Alice von Ffm. nach Theresienstadt deportiert. Zuvor wurden sie gezwungen, einen „Heimeinkaufsvertrag“ abzuschließen, der ihnen unter Veräußerung ihres gesamten verbliebenen Vermögens an das Deutsche Reich angeblich einen Platz in einem schönen, privilegierten Jüdinnen und Juden vorbehaltenen „Alten-Ghetto“ sichern sollte. Die Eheleute starben wenige Monate nach der Ankunft im Konzentrationslager Theresienstadt, Alice C.-B. am 26.11.1942, Eugen C.-B. am 9.12.1942.
Mitglied des Ärztlichen Vereins, dessen Fünferausschuss (zur Schlichtung von Konflikten unter Mitgliedern) er spätestens seit Anfang der 1920er Jahre angehörte. Seit 1893 Mitglied in der Sektion Ffm. des Deutschen Alpenvereins. Seit 1897 Mitglied der SNG. Mitglied im Ffter Verein für Säuglingsfürsorge (um 1910). Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde (bis zum Austritt 1937). Mitbegründer (mit Heinrich von Mettenheim) von deren Südwestdeutscher Sektion, die er in den 1920er und 1930er Jahren als „Ältester“ leitete. Die Ehefrau Alice C.-B. engagierte sich ehrenamtlich in der Sozialfürsorge, u. a. für das von Bertha Pappenheim gegründete Heim des Jüdischen Frauenbunds in Neu-Isenburg.
Medizinische Veröffentlichungen, u. a. über „Die Urogenitalblennorrhoe (Gonorrhoe) der kleinen Mädchen“ (1892), „Ueber das Vorkommen von Spiegelschrift, besonders im Kindesalter“ (1893) und „Zur Milchpumpenfrage“ (1922) sowie einige Fallstudien.
Auf der Gedenktafel (1998) am Clementine Kinderhospital „zur Erinnerung an die jungen Patienten und die Ärzte dieses Krankenhauses, die in der Zeit des Nationalsozialismus Opfer von Euthanasie-Verbrechen oder der Judenverfolgung wurden“, ist auch der Name von Eugen C.-B. genannt.
Der Sohn Fritz C.-B., ebenfalls niedergelassener Kinderarzt in Ffm., emigrierte 1938 nach Holland und von dort 1939 weiter in die USA. Dessen Zwillingsbruder Hans C.-B. konnte in der NS-Zeit zunächst nach Frankreich fliehen, wurde von Drancy im März 1943 nach Majdanek deportiert und dort ermordet. Der dritte Sohn Ernst C.-B. überlebte in der Emigration in den USA.

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Sabine Hock.

Lexika: Kallmorgen, Wilhelm: Siebenhundert Jahre Heilkunde in Ffm. Ffm. 1936. (Veröffentlichungen der Historischen Kommission der Stadt Ffm. XI).Kallmorgen, S. 235.
Literatur:
                        
Full of talent and grace. Clementine von Rothschild 1845-1865. Zum 125-jährigen Bestehen des Clementine Kinderhospitals. Hg. v. Vorstand der Clementine Kinderhospital – Dr. Christ’schen Stiftung. Konzept und Red.: Barbara Reschke. Ffm. 2000, 2. Aufl. 2011.Clementine von Rothschild 2011, S. 107. | Drexler-Gormann, Birgit: Jüdische Ärzte in Ffm. 1933-1945. Isolation, Vertreibung, Ermordung. Ffm. 2009.Drexler-Gormann: Jüd. Ärzte in Ffm. 2009, S. 34. | Festschrift zum 150-jährigen Jubiläum des Clementine Kinderhospitals – Dr. Christ’sche Stiftung. 1845-1995. Hg.: Clementine Kinderhospital – Dr. Christ’sche Stiftung. Redaktion: Roland Wönne. Text: Otto Hövels, Ute Daub, Jürgen Dippell. [Ffm.] 1995.FS Clementine Kinderhospital 1995, S. 114-119 (Ute Daub); vgl. auch S. 72.
Quellen: Adressbuch der Stadt Ffm., 1832-2003.Adr. 1892, S. 831, 1079; Adr. 1899, S. 284; Adr. 1900, S. 289; Adr. 1901, S. 745. | ISG, Bestand Materialsammlungen, 14. Jh.-1994.Materialsammlung Ute Daub. ISG, Materialsammlungen, S6b/131, Nr. 1. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/16.473.
Internet: Bundesarchiv, Gedenkbuch für die Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945, Onlineversion. https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de891655 - https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de891653 - https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de891654 -
Hinweis: Einträge für Eugen, Alice und Hans Cahen-Brach.
Bundesarchiv, Gedenkbuch für die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Deutschland, 11.5.2021.
| Onlineangebot der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V. (DGKJ), Berlin. ttps://www.dgkj.de/die-gesellschaft/geschichte/juedische-kinderaerztinnen-und-aerzte-1933-1945/suchergebnis-der-datenbank?tx_dgkjpaediatristsnsera_searchpaediastrists[action]=show&tx_dgkjpaediatristsnsera_searchpaediastrists[controller]=PaediatristNSEra&tx_dgkjpaediatristsnsera_searchpaediastrists[paediatristNSEra]=1971&cHash=99cb599793c5897f6fd58f713ee9b003
Hinweis: Eintrag in der Datenbank „Jüdische Kinderärztinnen und -ärzte 1933-1945“.
Dt. Gesellschaft f. Kinder- u. Jugendmedizin, 10.5.2021.
| Ffm. 1933-1945, Internetportal des ISG zur Geschichte der Stadt Ffm. im Nationalsozialismus, hier: Verzeichnis der Gedenktafeln und Gedenkstätten zu Verfolgung und Widerstand in der NS-Zeit, Ffm. https://www.frankfurt1933-1945.de/beitraege/gedenktafeln-und-gedenkplastiken-fuer-orte-des-gedenkens-an-verfolgte/beitrag/gedenktafel-am-clementine-kinderhospital/
Hinweis: Zur Gedenktafel am Clementine Kinderhospital, Theobald-Christ-Straße 16.
Ffm. 1933-1945, Gedenken, 21.7.2022.
| Website holocaust.cz, u. a. mit einer Datenbank der Opfer des Holocausts aus dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik, Institut Terezínské iniciativy (Terezín Initiative Institute), Josefov (Tschechien). https://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/7577-eugen-cahen-brach/holocaust.cz, 10.5.2021.

GND: 1240281072 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise: Hock, Sabine: Cahen-Brach, Eugen. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/5844

Stand des Artikels: 1.11.2021
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 05.2021.