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Kronstein, Heinrich

Heinrich Kronstein

Heinrich Kronstein
Fotografie von Alexander Bopp (spätestens 1965).

© Institut für Stadtgeschichte, Ffm. (Sign. S7P Nr. 8384).
Kronstein, Heinrich David. Prof. Dr. jur. S. J. D. Jurist. * 12.9.1897 Karlsruhe, † 26.9.1972 Bern, begraben auf dem Ffter Hauptfriedhof.
Aus einer Karlsruher Familie jüdischer Konfession.
Kriegsdienst und schwere Verwundung im Ersten Weltkrieg. Jurastudium in Heidelberg und Bonn. Tätigkeit als Assistent von Josef Partsch in Berlin. 1924 Promotion bei Martin Wolff in Berlin. Nach Referendarzeit und zweitem Staatsexamen praktizierte K. von 1926 bis 1935 als Rechtsanwalt in Mannheim, u. a. bei Karl Geiler, dem späteren ersten Ministerpräsidenten Hessens der Nachkriegszeit. Nachdem eine Habilitation mit dem Buch „Die abhängige juristische Person“ (1931, Neudruck 1973) in Heidelberg verweigert worden war, emigrierte K. 1935 in die USA, studierte erneut Jura an der Columbia University in New York (Bachelor of Laws, 1939), schloss 1940 mit zweiter Promotion an der Georgetown University in Washington, Bar Exam (1941) und der Bestellung als Special Attorney im Department of Justice (1941) ab. Zahlreiche Veröffentlichungen zu Patent-, Wirtschafts- und insbesondere Kartellrecht bereiteten seine spätere Rolle als amerikanisch-deutscher Vermittler von Wissenschaft und Praxis vor. Nachdem er 1946 eine Professur an der Georgetown University erhalten hatte, stellten sich intensive Kontakte zu Ffter Juristen (Walter Hallstein, Helmut Coing, Franz Böhm) her. 1949 und 1951 war K. in Ffm. Gastprofessor, dann von 1951 bis 1955 Honorarprofessor, schließlich von 1956 bis 1967 ordentlicher Professor als Nachfolger von Hallstein; zudem war er 1960 Dekan der Juristischen Fakultät. Hier und am Law Center der Georgetown University, wo er weiterhin im Wechsel mit Ffm. lehrte, organisierte er unermüdlich Amerikaaufenthalte jüngerer deutscher Juristen. In Ffm. gründete er mit Unterstützung von Coing, Hallstein und Schlochauer das Institut für Ausländisches und Internationales Wirtschaftsrecht (AIW, 1953; als selbstständige Stiftung des privaten Rechts seit 1956, aufgelöst 2002) und baute einen großen Schülerkreis auf, der sich dankbar an ihn erinnert (Kurt Biedenkopf, Udo Kornblum, Eckard Rehbinder).
In seinen Arbeiten zum internationalen Kartellrecht, Wettbewerbsrecht, Aktienrecht sowie Europarecht vertrat K. einen wertgebundenen Liberalismus, grundiert durch seine in den USA vollzogene Konversion zum Katholizismus. Sein Kernthema war die Begrenzung wirtschaftlicher Macht. Weitere Werke: „Die nennwertlose Aktie als Rechtsproblem“ (mit Helmut Coing, 1959, 2. Aufl. 1962), „Recht und wirtschaftliche Macht“ (ausgewählte Schriften, eingeleitet von Franz Böhm und Brian A. McGrath SJ, hg. v. Kurt H. Biedenkopf, 1962), „Das Recht der internationalen Kartelle“ (1967) u. a.
„Briefe an einen jungen Deutschen“ (Autobiographie, 1967, 2. Aufl. 1968).
1967 Bundesverdienstkreuz.
Festschrift zum 70. Geburtstag („Das Unternehmen in der Rechtsordnung“, hg. v. Kurt H. Biedenkopf, Helmut Coing und Ernst-Joachim Mestmäcker, 1967).
Nachlass im Besitz der Georgetown University in Washington. Briefwechsel im Mohr Siebeck-Archiv in der Staatsbibliothek zu Berlin.
K.-Stiftung (Stiftung Professor Heinrich K.-Stipendium) mit Sitz in der Schweiz zur Ausrichtung von Studienaufenthalten jüngerer Juristen in den USA, insbesondere an der Georgetown University in Washington.

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Michael Stolleis.

Literatur:
                        
Diestelkamp, Bernhard/Stolleis, Michael (Hg.): Juristen an der Universität Ffm. Baden-Baden 1989.Eckard Rehbinder in: Diestelkamp/Stolleis (Hg.): Juristen 1989, S. 253-267. | Grundmann, Stefan/Riesenhuber, Karl (Hg.): Deutschsprachige Zivilrechtslehrer des 20. Jahrhunderts in Berichten ihrer Schüler. Eine Ideengeschichte in Einzeldarstellungen. 2 Bde. Berlin 2007/10.Biedenkopf, Kurt: Heinrich Kronstein. In: Grundmann/Riesenhuber (Hg.): Zivilrechtslehrer 1 (2007), S. 187-205. | Hammerstein, Notker: Die Johann Wolfgang Goethe-Universität Ffm. Band II: Nachkriegszeit und Bundesrepublik 1945-1972. Göttingen 2012.Hammerstein: JWGU II 2012, bes. S. 50-54. | Lutter, Marcus/Stiefel, Ernst C./Hoeflich, Michael H. (Hg.): Der Einfluss deutscher Emigranten auf die Rechtsentwicklung in den USA und in Deutschland. Tübingen 1993.Gerber, David J.: Heinrich Kronstein and the Development of United States Antitrust Law. In: Lutter/Stiefel/Hoeflich (Hg.): Einfluss dt. Emigranten auf die Rechtsentwicklung in USA u. Deutschland 1993, S. 155-169.
Quellen: Ffter Allgemeine Zeitung. Ffm. 1949-heute.Biedenkopf, Kurt: Heinrich Kronstein, unverzagter Mentor der europäisch-amerikanischen Zusammenarbeit. In: FAZ, 12.9.1972. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/5.083.

GND: 118724657 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
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Empfohlene Zitierweise: Stolleis, Michael: Kronstein, Heinrich. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/7107

Stand des Artikels: 7.3.2017
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 03.2017.