Sohn des Kaufmanns Johann David P. (1756-1800) und dessen Frau Catharina Elisabetha, einer Tochter des bekannten Weinhändlers und Kunstsammlers Noë Gogel.
Im Haus der Eltern wuchs zeitweise der gleichaltrige Sohn
Franz des Pferdemalers
Johann Georg Pforr auf. Im Gegensatz zu
Pforr, der wie sein Vater Maler werden sollte, war der junge P. von den Eltern zum Kaufmann bestimmt, auch wenn inzwischen sein Interesse für die bildende Kunst geweckt worden war. Die Freundschaft zwischen
Pforr und P. blieb bestehen. Nach ersten Lehrjahren im Geschäft des früh verstorbenen Vaters wurde P. 1809 zur weiteren Ausbildung nach Paris geschickt. Im Musée Napoléon hatte er Gelegenheit, die aus ganz Europa zusammengetragenen Kunstwerke zu besichtigen, sah zum ersten Mal die alten Niederländer, die Kunst der Antike und vor allem 26 Originale des bewunderten Raffael, die er eifrig kopierte. Der Tod
Franz Pforrs im Jahr 1812 weckte in P. den Wunsch, nun doch Künstler zu werden. Zunächst nahm er aber von 1813 bis 1815 als Freiwilliger an den Befreiungskriegen gegen
Napoleon teil. 1815 kehrte P. nach Paris zurück, diesmal, um bei Jacques Louis David und Antoine Gros Malerei zu studieren. 1817 wieder in Ffm., reagierte P. begeistert auf die inzwischen erfolgte Gründung des Städelschen Kunstinstituts und machte erste Vorschläge zu dessen Konzeption.
Im Herbst 1817 reiste P. zur Vervollständigung seiner Ausbildung nach Rom. Er fand rasch Zugang zum Kreis der Nazarener, mit dem er durch
Pforr schon vertraut gewesen war. Zu seinen Freunden zählten Karl Philipp Fohr,
Peter Cornelius und Friedrich Overbeck. P. musste als Maler bald seine eigene Mittelmäßigkeit eingestehen. Er malte nur sehr wenig. Stattdessen stellte er Untersuchungen zur Kunst an und veröffentlichte als erstes Werk 1820 seine „Ansichten über die bildenden Künste und Darstellung des Ganges derselben in Toscana, zur Bestimmung des Gesichtspunctes, aus welchem die neudeutsche Malerschule zu betrachten ist”. Mit der Unterstützung von Christian Karl Freiherr von Bunsen richtete P. in Rom eine Bibliothek für die deutschen Künstler ein.
Im Sommer 1824 kehrte P. nach Ffm. zurück. Hier reifte der Plan zu einer großen Arbeit über Raffael. In den folgenden zehn Jahren unternahm P. mit finanzieller Unterstützung des Städelschen Kunstinstituts zahlreiche Reisen, die ihn in Europas wichtigste private und öffentliche Sammlungen führten, um das Oeuvre Raffaels aus eigener Anschauung kennenzulernen. 1839 veröffentlichte er die beiden ersten Bände seiner grundlegenden Raffael-Untersuchung „Rafael von Urbino und sein Vater Giovanni Santi”, denen 1859 ein dritter Band folgte. Es handelt sich dabei um die erste moderne kunstwissenschaftliche Künstlermonographie, bei der nicht die Biographie des Künstlers im Vordergrund stand, sondern sein unter stilkritischen Erwägungen betrachtetes Werk.
Mittlerweile als Kenner geschätzt, wurde P. 1840 nach dem Tod von
Wendelstadt zum Inspektor des Städelschen Kunstinstituts berufen. Als solcher hatte er auch Unterricht im Zeichnen zu geben. Er selbst betätigte sich kaum noch als Maler; eine der wenigen Ausnahmen blieb das kurz nach seiner Berufung geschaffene Bildnis Heinrichs II. für den Kaisersaal im Römer. In der Galerie des Städel nahm P. eine Neuordnung der Sammlung nach kunsthistorischen Kriterien vor und erweiterte sie durch zahlreiche planvolle Ankäufe. Zu den bedeutendsten seiner Neuerwerbungen zählen die Lucca-Madonna des Jan van Eyck und die Tafeln des Meisters von Flemalle. Mit seiner „Wanderung durch die Gemälde-Sammlung des Städelschen Kunst-Instituts” (1855) verfasste er eine niveauvolle Einführung in die Sammlung. Neben der Gemäldegalerie widmete sich P. der Ordnung und Erschließung des Kupferstichkabinetts. Durch gezielte Ankäufe von Druckgrafiken und Handzeichnungen, die er vor allem auf seinen jährlichen ausgedehnten Forschungsreisen tätigte, konnte die grafische Abteilung Weltrang erlangen. P.s intensive Beschäftigung mit Druckgrafik führte zur Abfassung seines sechsbändigen Ergänzungswerks zu Adam Bartschs Handbuch „Le Peintre-Graveur”. Verdient machte sich P. außerdem um den planmäßigen Ausbau der Museumsbibliothek.
Heute wird P. zu den Gründerpersönlichkeiten der modernen Kunst- und Museumswissenschaft gezählt.
Weitere Veröffentlichungen: „Kunstreise durch England und Belgien nebst einem Bericht über den Dombau zu Ffm.” (1833), „Verzeichnis der öffentlich ausgestellten Kunst-Gegenstände des Städelschen Kunstinstituts” (1844) und „Die christliche Kunst in Spanien” (1853); daneben zahlreiche Aufsätze in Fachzeitschriften.
P.s Selbstbildnis und weitere seiner Werke im Besitz des Städelschen Kunstinstituts.
Nachlass in der Handschriftenabteilung der UB Ffm. und im Archiv des Städelschen Kunstinstituts.
Die Ausstellung „Von Kunst und Kennerschaft” im Städelschen Kunstinstitut (1994) würdigte P.s Tätigkeit.
P.straße in Sachsenhausen. Seit 1996 Johann-David-P.-Preis des Städelschen Kunstinstituts, gestiftet von Jutta und Alexander Rasor, verliehen alle drei Jahre für herausragende kunstwissenschaftliche Arbeiten am Städel oder am Liebieghaus.
Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 124f.,
.
Dieser Artikel wurde noch nicht abschließend für das Frankfurter Personenlexikon überarbeitet.