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Marsteller, Johann

Marsteller (auch: Marstaller), Johann(es). Jurist. Rats- und Rechenschreiber. Chronist. * um 1490, † 1542 oder später.
Sohn des aus Darmstadt zugewanderten Ffter Bürgers Konrad M., der offenbar auch schon in städtischen Diensten stand.
Das Geburtsdatum von M. ist unbekannt. Seine Elementarbildung und seine Lateinkenntnisse erhielt er vermutlich an einer der drei Stiftsschulen in Ffm. Er studierte an verschiedenen Universitäten die Rechte, nachweislich ab April 1509 in Frankfurt/Oder und ab dem 28.11.1512 in Heidelberg, wofür er zumindest zeitweise ein Stipendium des Ffter Rats erhielt. Das Studium schloss er als Baccalaureus beider Rechte am 5.10.1518 in Heidelberg ab. M. bewarb sich im Januar 1520 um das Amt des Ffter Ratsschreibers und leistete am 14.2.1520 den Amtseid. Dabei wurde ihm auferlegt, Zeugnis („Kundschaft“) für seine Frau Margarethe aus Heidelberg vorzulegen. M. war nunmehr als Ratsschreiber und Secretarius dem Stadtschreiber Melchior Schwarzenberger (?-1529) untergeordnet; im Wechsel schrieben sie die Einträge in den Ffter Bürgermeisterbüchern. Während des Bauernkriegs 1525 war M. mehrfach in diplomatischer Mission zu verschiedenen Fürsten unterwegs. Noch 1525 verfasste er das „Aufruhrbuch“, eine Chronik der Zunftunruhen in Ffm., die hauptsächlich aus amtlichen Dokumenten besteht und die Sicht des Rats widerspiegelt (Original zerstört im Zweiten Weltkrieg; im Druck hg. von Georg Eduard Steitz, 1875, und von Rudolf Jung, 1888).
1530 erhielt M. als Besitzer des Hauses zwischen dem Bleidenhaus und dem Haus des Wagners Paulus von Büdingen (Lit. G 10 bzw. später Bleidenstraße 12) die Erlaubnis des Rats, Kragsteine in das Bleidenhaus anzubringen.
Im April 1533 wurde M. vom Ffter Rat nach Speyer entsandt, um mit den dortigen Juristen ein Schriftstück auszuarbeiten, mit dem die Einführung der Reformation offiziell eingeleitet werden sollte. Damit wollte sich der Rat gegen Prozesse mit dem Erzbischof von Mainz absichern.
1536 wurde M. von Kurfürst Ludwig V. von der Pfalz (1478-1544) beauftragt, eine Streitsache in der Adelsfamilie von Stockheim, und zwar zwischen Georg, Marquart und Emmerich einerseits sowie den Gebrüdern Philipp, Friedrich, Karl und Johann andererseits, zu untersuchen.
1540 erhielt M. einen neuen Dienstbrief als Rats- und Rechenschreiber, womit sein Aufgabengebiet erweitert wurde. Bereits 1541 aber wurde Magister Johann(es) Seiler (auch: Sailer, Seyler; ?-1543), zuvor Schulmeister zu Oppenheim, zu seinem Nachfolger als Ratsschreiber berufen. Wie Lersner ohne Angabe von Gründen mitteilt, floh („aufugit“) M. 1542 aus Ffm. und hinterließ keine weiteren Spuren, weshalb sein Todesdatum nicht bekannt ist.

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Roman Fischer.

Lexika: Lersner, Achilles August von: Chronica. 2 Bde. Ffm. 1706/34.Lersner 2.1, S. 834. | Richel, Arthur: Katalog der Abteilung Fft. [der Ffter Stadtbibliothek]. Bd. 2: Literatur zur Familien- und Personengeschichte. Ffm. 1929.Richel, S. 369.
Literatur:
                        
Heidenreich, Benjamin: Ein Ereignis ohne Namen? Zu den Vorstellungen des „Bauernkriegs“ von 1525 in den Schriften der „Aufständischen“ und in der zeitgenössischen Geschichtsschreibung. Berlin/Boston [2018]. (Quellen und Forschungen zur Agrargeschichte 59).Heidenreich: Ein Ereignis ohne Namen? 2018, S. 234, 244f., 276f. | Jahns, Sigrid: Fft., Reformation und Schmalkaldischer Bund. Die Reformations-, Reichs- und Bündnispolitik der Reichsstadt Ffm. 1525-1536. Ffm. 1976. (Studien zur Ffter Geschichte 9).Jahns: Reformation 1976, S. 121-140. | Ffter Chroniken und annalistische Aufzeichnungen der Reformationszeit. Nebst einer Darstellung der Ffter Belagerung von 1552. Bearb. v. Rudolf Jung. Ffm. 1888. (Quellen zur Ffter Geschichte 2).Jung: Ffter Chroniken d. Reformationszeit 1888, S. XVIII-XX, 174-230. | Matthäus, Michael: Hamman von Holzhausen (1467-1536). Ein Ffter Patrizier im Zeitalter der Reformation. Ffm. 2002. (Studien zur Ffter Geschichte 48).Matthäus: Hamman von Holzhausen 2002, S. 111 Anm. 439, 256, 315, 346, 390, 396. | Pierson, Thomas: Vom Vertrag zum Status. Das Dienstvertragsrecht der Ffter Dienstbriefe im Alten Reich. Ffm. 2020. (Studien zur europäischen Rechtsgeschichte 321).Pierson: Dienstvertragsrecht d. Ffter Dienstbriefe 2020. | Die evangelischen Kirchenordnungen des 16. Jahrhunderts. Begr. v. Emil Sehling (1902-13). Fortgesetzt v. Institut für evangelisches Kirchenrecht der EKD in Göttingen (1955-80), dann v. d. Heidelberger Akademie der Wissenschaften (2004-17). Hg. v. Gottfried Seebaß u. Eike Wolgast. 24 Bde. Leipzig u. a. 1902-2017.Sehling (Begr.): Die ev. Kirchenordnungen d. 16. Jahrhunderts 9: Hessen 2 (2011), S. 477. | Steitz, Georg Eduard (Hg.): Das Aufruhrbuch der ehemaligen Reichsstadt Ffm. vom Jahre 1525. Ffm. 1875. (Neujahrsblatt des Vereins für Geschichte und Altertumskunde zu Ffm. 1875).Steitz (Hg.): Das Aufruhrbuch d. ehemaligen Reichsstadt Ffm. 1875, Neudr. 2010.
Quellen: Hessisches Landesarchiv (HLA), Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden (HHStAW).HLA, Hess. Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, Herrschaft Usingen, Best. 135 Nr. U 186 (Kurfürst Ludwig von der Pfalz beauftragt den Stadtschreiber Johann Marsteller zu Fft. mit der Untersuchung des Streits zwischen Georg, Marquart und Emmerich von Stockheim einerseits sowie Philipp, Friedrich, Karl und Johann von Stockheim andererseits, 22.11.1536). | ISG, Bestand Bürgermeisterbücher (Best. H.02.01), 1436-1625, 1627, 1629-1810.ISG, Bürgermeisterbücher 84 (Altsign.: 89; 1519/20), Bl. 118v u. 126v. | ISG, Bestand Bürgermeisterbücher (Best. H.02.01), 1436-1625, 1627, 1629-1810.ISG, Bürgermeisterbücher 105 (Altsign.: 110; 1540/41), Bl. 1v. | ISG, Bestand Dienstbriefe (Best. H.02.26), 1335-1806.ISG, Dienstbriefe 303 (Dienstbrief als Ratsschreiber mit eigenem Siegel, 26.1.1520). | ISG, Bestand Dienstbriefe (Best. H.02.26), 1335-1806.ISG, Dienstbriefe 231 (Dienstbrief als Rats- und Rechenschreiber mit eigenem Siegel, 4.5.1540). | ISG, Bestand Dienstbriefe (Best. H.02.26), 1335-1806.ISG, Dienstbriefe 304 (Dienstbrief von Johannes Seyler in der Nachfolge als Ratsschreiber, 18.1.1541). | ISG, Bestand Hausurkunden (Best. H.19.01), 14.-19. Jh.ISG, Hausurkunden 2.099 (Verschreibung des Ratsschreibers Johann Marsteller zum Legen von Kragsteinen in die Mauer des Bleidenhauses, 18.4.1530). | ISG, Bestand Stadtkanzlei (Best. H.02.22), Akten des Senats und aus der Registratur der Stadtkanzlei, 1350-1824.ISG, Stadtkanzlei 44 (Gesuch um Anstellung als Diener des Stadtschreibers, 1514). | ISG, Bestand Stadtkanzlei (Best. H.02.22), Akten des Senats und aus der Registratur der Stadtkanzlei, 1350-1824.ISG, Stadtkanzlei 50 (Erklärung des Rats über Erhöhung des Jahresgehalts von Johann Marsteller um 30 Gulden, 6.9.1530). | Universität Greifswald.Friedlaender, Ernst (Hg.)/Liebe, Georg (Mitw.)/Theuner, Emil (Mitw.): Aeltere Universitäts-Matrikeln. I. Universität Frankfurt a. O. 1. Bd. (1506-1648). Leipzig 1887. S. 24. Universität Greifswald online in der Digitalen Bibliothek Mecklenburg-Vorpommern, URN: urn:nbn:de:gbv:9-g-1710611 (https://www.digitale-bibliothek-mv.de/viewer/image/PPN670607932/46/, abgerufen am 9.4.2025). | Archiv der Ruprecht-Karls-Universität, Heidelberg.Universitätsarchiv Heidelberg, Matrikel der Universität Heidelberg, Teil 1: Von 1386 bis 1553 (bearb. v. Gustav Toepke, Heidelberg 1884), S. 488, Bl. 172 (https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/matrikel1386/0566/image,info, abgerufen am 6.4.2025). | Archiv der Ruprecht-Karls-Universität, Heidelberg.Universitätsarchiv Heidelberg, Matrikel der Universität Heidelberg, Teil 2: Von 1554 bis 1662 (bearb. v. Gustav Toepke, Heidelberg 1886), Anhang: Catalogus promotorum in iure 1386-1581, S. 522, Bl. 11 (13) (https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/matrikel1554/0526/image,info, abgerufen am 6.4.2025).

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Empfohlene Zitierweise: Fischer, Roman: Marsteller, Johann. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/7311

Stand des Artikels: 9.4.2025
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 04.2025.