W. kam als zehntes Kind einer jüdischen Familie in Steinsfurt/Baden zur Welt. Die Großeltern und Eltern betätigten sich dort als Händler. Die privaten Verhältnisse mit zwölf Geschwistern waren äußerst beengt; das Elternhaus diente gleichzeitig als Lager für Futtermittel.
Bis zu seinem 15. Lebensjahr besuchte W. die Realschule in Sinsheim. Ab 1883 absolvierte er eine dreijährige Ausbildung zum Getreidekaufmann bei der Firma „Isidor Weismann & Co.“ in Mannheim, wo er zuletzt als reichsweit jüngster Prokurist arbeitete und Handelskontakte in die Schweiz, auf dem Balkan und mit Antwerpen ausbaute. Nach kurzer Tätigkeit bei dem Getreideunternehmen „Mosco Z. Danon“ in den Niederlanden 1888/89 eröffnete W. in Buenos Aires (Argentinien) eine Filiale dieser Firma, an der er zu einem Fünftel beteiligt war. Innerhalb weniger Jahre machte er daraus die profitabelste Dependance des international operierenden Konzerns.
1896 heiratete W. in Mannheim Rosalie, gen. Rosa, Weismann (1871-1912), eine der Töchter seines ersten Arbeitgebers. Zwei Jahre später gründete er mit seinen Brüdern Samuel (1867-1922) und Ferdinand W. (1861-1919) die Getreidehandelsfirma „Weil Hermanos & Cia.“ in Buenos Aires. Dort wurden 1898 Sohn
Lucio Felix José W. und 1901 Tochter Anita Alicia W. (1901-1951) geboren. „Diese Ähren hier, das ist unsere Armee! Damit kämpfen wir!“, so soll W. einmal zu seinem Sohn gesagt haben, in den er große Hoffnungen als potenziellen Nachfolger setzte. Bereits um 1900 wirkten ca. 3.000 Mitarbeiter für die zahlreichen Niederlassungen in Argentinien und die Filialen in Europa. Überdies gehörte eine eigene Handelsflotte mit 60 Schiffen zum Unternehmen.
Da W. an Syphilis und seine Ehefrau an Krebs erkrankt waren, kehrten sie 1908 zusammen mit der Tochter in das Deutsche Reich zurück; hier erhoffte sich das Paar kompetente medizinische Behandlung. Die Familie lebte in Ffm. und bezog zunächst Räume im Hotel Imperial am Opernplatz. Sohn
Felix W., katholisch getauft, wohnte bereits ab 1907 in Ffm. bei der Großmutter mütterlicherseits und besuchte das Goethe-Gymnasium. Hermann W. ließ sich in der unmittelbar nach der Internationalen Luftschiffahrt-Ausstellung (Ila) so benannten Zeppelinallee 77 eine repräsentative Villa (von Alfred Engelhard, 1913; erhalten) errichten. Von dort leitete er spätestens ab 1912 seine europäischen Firmenfilialen in Rotterdam, Genua, London und Kopenhagen sowie in Mannheim. Außerdem betätigte er sich im Immobilien- und Fleischhandel. Doch als seine Ehefrau 1912 an den Folgen der Krebserkrankung starb, zog sich W. sukzessive aus dem Getreidegeschäft zurück und widmete sich eher der Politik. Im Ersten Weltkrieg unterstützte er finanziell die Reichsregierung, wirkte als Berater für das Institut für Weltwirtschaft in Kiel und den Admiralsstab sowie als Berichterstatter über die weltpolitische und -wirtschaftliche Situation u. a. für Kaiser Wilhelm II. W.s kriegsstrategische Pläne einer U-Boot-Blockade Englands erwiesen sich dabei als falsch. Seine Ffter Villa stellte er als privates Lazarett zur Verfügung. Die Zuversicht des seinerzeit politisch noch mit der Alldeutschen Partei sympathisierenden W. in einen militärischen Sieg des Deutschen Reichs erfüllte sich nicht.
Spätestens ab 1918 engagierte sich W. in humanitären und wissenschaftlichen Projekten. Er spendete erhebliche Teile seines Vermögens für Ffter Universitätsinstitute, Waisenhäuser und jüdische Organisationen; Zuwendungen erhielten desgleichen Studierende, Kriegsversehrte und Künstler. Gerne hätte er das Spendenvolumen noch erhöht, indes der Terror von rechts – besonders die politischen Morde – und dessen Verharmlosung durch die Justiz stießen W. ab. Am 1.2.1923 beklagte er in einem Schreiben an den Ffter Oberbürgermeister
Georg Voigt: „Ich übe schon lange hier meine philanthropische Tätigkeit aus und hätte viel mehr noch getan, wenn mich nicht das Treiben der Antisemiten, Rathenau- und Erzberger-Mörder und speziell die Haltung der Gerichte in den letzteren Fällen angeekelt hätten.“
Sein Wunsch, eine „Hermann-W.-Stiftung“ zu gründen, blieb unerfüllt. Zweck dieser Einrichtung sollte die Förderung von „Forschung und Lehre auf dem Gebiete der Sozialwissenschaften, insbesondere des Arbeitsrechts und der Arbeitsverfassung“, sein; das schon bewilligte Stiftungskapital von 200.000 Mark zog W. zurück.
Ab 1922 verhandelten Hermann W. und sein Sohn
Felix W. mit dem Preußischen Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung über die Gründung eines Instituts für Sozialforschung in Ffm.; als dessen Träger wurde die Gesellschaft für Sozialforschung e. V. eingesetzt. Den mit der Institutsleitung verbundenen Lehrstuhl an der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität finanzierte W. als erster Vorsitzender der Gesellschaft, und darauf berufen wurde der Austromarxist Carl Grünberg. Außerdem sicherte W. mittels Schenkungsvertrag den jährlichen Unterhalt des Instituts. Für dieses Engagement erhielt er von der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät die Ehrendoktorwürde. Die Eröffnung des Instituts für Sozialforschung in der Viktoriaallee 17 wurde am 22.6.1924 gefeiert; wegen fortgeschrittener Krankheit konnte W. jedoch an der Einweihung nicht teilnehmen. Er starb am 3.10.1927.
Die letzte Ruhestätte sollte ein Mausoleum in Waibstadt werden, das W. noch selbst beauftragt hatte und das von dem Architekten Alfred Engelhard nach Vorbild des Tempels von Jerusalem erbaut wurde. Es liegt neben dem jüdischen Friedhof, wo die Eltern und weitere Verwandte des Stifters bestattet sind. In dem am 5.9.1927 eingeweihten Mausoleum wurden W.s Urne sowie die Urnen seiner Ehefrau und der Pflegerin beigesetzt. Während des Novemberpogroms 1938 schändete „brauner“ Mob die Grablege; das Schicksal der drei Urnen ist bis heute ungeklärt.
Teilnachlass im Institut für Sozialforschung in Ffm.
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