Sohn eines Kaufmanns und Hotelbesitzers.
Von 1886 bis 1890 Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Breslau, Berlin und Königsberg. Nach dem Assessorexamen 1894 juristischer Hilfsarbeiter beim Magistrat in Danzig. 1895 besoldeter Stadtrat im Wirtschafts- und Sozialdezernat und bei den Versorgungsbetrieben in Danzig. Von 1899 bis 1906 Zweiter Bürgermeister in Rixdorf (heutiger Berliner Bezirk Neukölln). Anschließend bis 1912 Oberbürgermeister von Barmen. Ab 1907 Mitglied des Preußischen Herrenhauses.
V. besaß wie seine Vorgänger
Adickes und
Miquel vor Beginn seiner Amtszeit als Ffter Oberbürgermeister am 1.10.1912 keine besonderen Beziehungen zu Ffm., galt aber wie diese als ein durch Ausbildung und bisherige Tätigkeit ausgewiesener Verwaltungsfachmann, der bereits kommunalpolitische Erfolge erzielt hatte. Im Vergleich zu seinen nationalliberalen Vorgängern stand V. als Vertreter der bürgerlichen Linken demokratischen Entwicklungen aufgeschlossener gegenüber. Er gehörte der DVP (ab 1918 DDP) an und entsprach damit eher den Mehrheitsverhältnissen im Ffter Stadtparlament. Für das Amt des Ffter Oberbürgermeisters hatte ihn empfohlen, dass ihm die Sanierung der stark überspannten Barmer Finanzen gelungen war. In Ffm. erwartete man von V. – nach einer Periode expansiver Kommunalpolitik unter
Adickes – eine ruhige und sichere Leitung des Gemeinwesens.
V. setzte sich bereits in den ersten Kriegstagen mit Erfolg für eine Aktivierung Ffter Privatleute zugunsten der Kriegsfürsorge ein. Gemeinsam mit Wirtschaftsvertretern errichtete er eine Koordinationsstelle für Heereslieferungen im Bezirk Ffm., die Rüstungsaufträge in großem Umfang nach Ffm. holen konnte. Wegen der schwierigen Versorgungslage blieb V. starken Anfeindungen ausgesetzt.
Im Winter 1918/19 stellte sich der Magistrat unter V.s Führung der revolutionären Bewegung nicht entgegen. Sozialdemokraten und Gewerkschaften konnten verstärkten Einfluss auf kommunale Entscheidungsprozesse gewinnen. Schon im Januar 1918 stimmten V. und der Magistrat Forderungen von FVP und Sozialdemokratie nach einer Reform des Gemeindewahlrechts zu, die auf den Wegfall einschränkender Klauseln zielten (Zensus, preußische Staatsangehörigkeit, Männerwahlrecht, Ernennung des Oberbürgermeisters durch den König). Am 9.11.1918 begab sich V. in den „Ffter Hof”, um sich vom dort eingerichteten Arbeiter- und Soldatenrat im Amt bestätigen zu lassen. In der Praxis blieb der Einfluss der Räte auf die Arbeit der Stadtverwaltung begrenzt. Die in Ffm. lange anhaltenden Turbulenzen der nachrevolutionären Übergangsphase, gekennzeichnet durch Massenausschreitungen und durch das Willkürregiment des Matrosenführers
Stickelmann, lagen nicht in der Verantwortung V.s. Sie hatten ihre Ursache in den ungeklärten Polizeiverhältnissen und in der besonderen Lage Fft.s innerhalb der rechtsrheinischen entmilitarisierten Zone. V. nahm an Gesprächen zur Wiederherstellung der Reichsexekutive in Ffm. teil, bis im September 1919 ein Staatskommissar und ein energischerer Polizeipräsident für die Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung sorgten und Regierungssoldaten die Marinetruppe entwaffneten.
V. vertrat den Magistrat in mehreren Initiativen, die eine Besserung der Nachkriegsnotlage zum Ziel hatten. Er beteiligte sich an der Einrichtung von Fachvermittlungsdiensten der Arbeitsämter im November 1918 und setzte sich im Dezember 1918 in Berlin dafür ein, die republikanische Konstituante nach Ffm. zu holen. Im Mai 1920 präsidierte V. einem internationalen Wirtschaftskongress, mit dem die Frühjahrsmesse als Einfuhrmesse neubelebt werden sollte. Hier konnte Ffm. aus der Randlage, in die es durch die französische Besetzung des Rheinlands geraten war, Nutzen ziehen. V. gehörte auch zu den sechs Mitgliedern der Verwaltung, die sich am 17.5.1920 als Geiseln zur Verfügung stellten, um einen reibungslosen Abzug der französischen Truppen zu gewährleisten. Diese hatten Ffm. am 7.4.1920 als Antwort auf den Einmarsch von Reichswehrkontigenten ins entmilitarisierte Ruhrgebiet besetzt. V. sperrte sich nicht gegen die Aufnahme von Anleihen, um durch Bau- und Verkehrsprojekte Unterstützungsmaßnahmen in Notstandsarbeiten abgelten zu können. Diesem Zweck dienten Maßnahmen wie der Aushub weiterer Becken im Osthafen, die Niddaregulierung und der Baubeginn des Waldstadions. V. setzte sich ab März 1920 besonders dafür ein, die Ffter Universität in ihrem Charakter als bürgerliche Stiftungsuniversität zu erhalten. Resultat war ein neuer Universitätsvertrag im März 1924. Die Kosten der Hochschule, soweit sie nicht durch Stiftungen abgedeckt waren, trugen danach die Stadt Ffm. und das Land Preußen zu gleichen Teilen. V. vertrat die Stadt in zahlreichen Stiftungen. Ferner war er Mitglied in mehreren Aufsichtsräten, u. a. der Städtischen Bühnen AG, der Ffter Gas-Gesellschaft, der Kraftverkehrsgesellschaft Hessen, der Messe- und Ausstellungsgesellschaft, der Nassauischen Siedlungsgesellschaft und der Rhein-Main-Donau-AG.
Als der Magistrat im Frühjahr 1924 erstmals seit 1919 einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen konnte – auch begünstigt durch veränderte steuerliche und finanzpolitische Rahmenbedingungen nach der Inflation –, verbreitete sich die Auffassung, dass die Zeit für die Bewältigung neuer Zukunftsaufgaben gekommen sei. In diesem Zusammenhang kamen Vorbehalte gegen eine Wiederwahl V.s auf. Es wurde anerkannt, dass V. die kommunale Verwaltung, das Sachvermögen und die städtischen Betriebe völlig intakt durch die Kriegs- und Nachkriegsjahre gesteuert hatte und in „apokalyptischen Tagen Sachwalter einer besseren Zukunft” gewesen war. Andererseits blieb nicht verborgen, dass V. am Ende einer kräfteverzehrenden Amtsperiode überzeugende Vorstellungen von den zukünftigen Entfaltungsmöglickeiten der Stadt und die Entschlossenheit zu ihrer Umgestaltung fehlten. Auch Verwaltungsreformen im Hinblick auf neue kommunale Aufgaben waren unter V. nicht erfolgt. Die seit 1914 diskutierte Einrichtung eines städtischen Wirtschaftsamts hatte er bis 1919 hinausgezögert, und die seit 1920 von vielen Seiten geforderte Zusammenlegung von Fachabteilungen zu einem Siedlungsamt wurde durch ihn nicht umgesetzt. Kommunalpolitische Initiativen hatte V. zunehmend seinen Stadträten überlassen. Dabei trat besonders der Wirtschaftsdezernent
Ludwig Landmann hervor. Unter den Stadtverordneten wuchs die Überzeugung, dass V. „kein Bürgermeister für eine Stadt von der Bedeutung Fft.s” sei. In einer Kampfabstimmung (36 : 25) unterlag V. am 2.10.1924 seinem – nach dem Scheitern auswärtiger Kandidaturen – ins Spiel gebrachten Parteifreund
Ludwig Landmann, dessen Wille zu einer progressiven Kommunalpolitik stärker ausgeprägt war. Für
Landmann hatten sich im Vorfeld zahlreiche Abgeordnete von DDP, SPD und Zentrum ausgesprochen, während sich für V. nur die städtische Beamtenschaft stark machte.
V.s zwölfjährige Amtszeit in Ffm. stand unter ungünstigen Vorzeichen, da während der Kriegs- und Nachkriegsjahre in besonderem Maß außerkommunale Einflüsse wirkten, so dass an eine Weiterentwicklung der Stadt kaum zu denken war. Hierin ist eine Ursache dafür zu sehen, dass V., anders als seine prominenteren Vorgänger und Nachfolger, keiner „Ära” den Namen gab und bisher keine eingehende biographische Würdigung gefunden hat.
Am 6.12.1924 ehrte die Stadt Ffm. V., der am 22.11.1924 zum Oberbürgermeister von Marburg gewählt worden war, mit der Verleihung der Silbernen Ehrenplakette. Die Ffter Universität hatte ihn bereits 1923 zum Ehrenbürger ernannt und ihm am 24.3.1924 die juristische Ehrendoktorwürde verliehen. V. war außerdem Träger des Roten Adlerordens und des Kronenordens.
Porträt (von
Ferdinand Brütt, 1915) in der Galerie der Oberbürgermeister vor dem Ludwig-Landmann-Saal (Magistratssitzungssaal) im Römer.
Georg-V.-Straße im Westend am Rand des ehemaligen Universitätsviertels in Bockenheim.
Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 517-519,
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