Tochter des Kaufmanns Leo L. (1856-1941) und seiner Ehefrau Auguste, geb. Liefmann (1860-1940).
Besuch der Elisabethenschule und des angeschlossenen Lehrerinnenseminars, beendet 1904 mit dem Examen, das zum Unterrichten an Volks-, Mittel- und höheren Mädchenschulen qualifizierte. Tätigkeit als Lehrerin. Daneben von 1906 bis 1910 Teilnahme an neusprachlichen Veranstaltungen der Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften. Ostern 1912 Abitur als Externe an der Musterschule. Studium der Rechtswissenschaften, begonnen in Heidelberg (1912-14), fortgesetzt an der frisch gegründeten Ffter Universität (1914-18) und abgeschlossen – als erste Frau an der juristischen Fakultät – mit der Dissertation „Die Unterhaltspflicht des außerehelichen Vaters nach kontinentalen Rechten“ (1918). Vor der Zulassung zur Promotion war eine bürokratische Hürde zu überwinden: Da ihr Vater englischer Staatsbürger war, galt auch L., obgleich in Ffm. geboren, als Engländerin und damit als „feindliche Ausländerin“.
Nach der Promotion arbeitete L. als juristische Hilfskraft für jeweils ein halbes Jahr in der Ffter Rechtsschutzstelle für Frauen und in der Offenbacher Kanzlei der Rechtsanwälte Dr. Guggenheim und Dr. Brentano. Danach erstellte sie im Sozialen Museum eine kleine Schrift über Konsum-Vereine und unterrichtete alsdann die von der Stadt unterstützten jugendlichen Erwerbslosen. Anfang 1920 trat L. als wissenschaftliche Assistentin beim Wohlfahrtsamt in den Dienst der Stadt Ffm. Dort oblagen ihr das Fürsorgearchiv und die Redaktion der Ffter Wohlfahrtsblätter (die sie auch fortführte, als die Zeitschrift in der Inflationszeit nicht von der Stadt getragen werden konnte). Sie selbst verfasste für das bis 1933 erschienene Blatt zahlreiche Artikel zu verschiedenen Aspekten des Fürsorgewesens. Besonders widmete sie sich der Ausbildung der ehrenamtlichen Armen- und Waisenpfleger in Ffm.; so nahm sie die Geschäftsführung des hierfür eigens gegründeten Verbandes wahr. Als enge Mitarbeiterin der Sozialpolitiker
Meta Quarck-Hammerschlag,
Hans Maier und später
Max Michel, den zuständigen Stadträten im Wohlfahrtsamt, gehörte sie zum „brain trust“ für eine neuzeitliche Fürsorgepolitik im Fft. der Weimarer Republik.
Als Jüdin und Sozialdemokratin 1933 entlassen, kämpfte L. jahrelang – vergeblich – um eine angemessene Pension. Ihre hochbetagten Eltern, die 1930 zu den ersten Bewohnern des neu gegründeten Henry und Emma Budge-Heims gehörten, wurden von ihr finanziell nach Kräften unterstützt. Die Mutter schied 1940, der Vater 1941 „freiwillig“ aus dem Leben. L. versuchte erfolglos Zugriff auf ihr „beschränkt verfügbares Sicherungskonto“ zu erhalten, um ihren Diabetes und ihr schweres Asthma behandeln lassen zu können. Nachdem sie monatelang an einer schweren Sturzverletzung laboriert hatte und ihre Erkrankungen nicht adäquat behandelt wurden, starb L. am 3.1.1942 – vermutlich, wie ihre Eltern, von eigener Hand. Sie ist bei ihren Eltern auf dem Neuen Jüdischen Friedhof bestattet.
Am 17.5.2015 wurde ein Stolperstein für L. vor ihrem ehemaligen Wohnhaus in der Melemstraße 8 im Nordend verlegt. An die Eltern Auguste und Leo L. wird namentlich an der 2011 eingeweihten Gedenkstätte der Henry und Emma Budge-Stiftung auf deren heutigem Gelände in Seckbach erinnert.
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