Quarck-Hammerschlag, Margareta Sofia, gen. Meta, geb. Heinrichs, verw. Hammerschlag. Sozialpolitikerin. Frauenrechtlerin. * 21.12.1864 (Ffm.-)Höchst, † 11.8.1954 Ffm.
Älteste Tochter des Gelatinefabrikanten Chrysostomos Wilhelm Heinrichs (1836-1908) und dessen Ehefrau Maria Sophia
Luise, geb. Saurmann (1842-1932). Vier Schwestern. Verheiratet in erster Ehe (seit 1885) mit dem Chemiker Wilhelm Hammerschlag (1853-1889). Aus dieser Verbindung stammte die Tochter
Luise Ernestine, gen. Liesel, Hammerschlag (seit 1909 verh. Ruberl, 1886-1974). Verheiratet in zweiter Ehe (seit 1916) mit dem Sozialpolitiker
Max Quarck (1860-1930).
Aufgewachsen im Dalberger Haus in Höchst, das der Vater 1868 zum Betrieb seiner Gelatinefabrik erwarb. Besuch der Volksschule in Höchst, dann (wahrscheinlich seit 1874) der Muster- bzw. der daraus hervorgegangenen Elisabethenschule in Ffm. 1879/80 einjähriger Auslandsaufenthalt in Belgien. 1885 Heirat mit Wilhelm Hammerschlag und Umzug nach Elberfeld, wo ihr Mann als Chemiker in den „Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co.“ arbeitete. Am 26.4.1886 Geburt der Tochter in Elberfeld. 1887 Rückkehr mit der Familie nach Ffm. und Eintritt von Wilhelm Hammerschlag als Mitinhaber in die in der Fotochemie tätige Firma „
Friedrich Weisbrod & Co.“ zur Herstellung von fotografischen Trockenplatten. Am 29.1.1889 plötzlicher Tod von Wilhelm Hammerschlag; seitdem Leben als Witwe und alleinerziehende Mutter.
1891 Beginn des sozialen Engagements, zunächst im Allgemeinen Deutschen Lehrerinnenverein, dessen Ffter Vertretung der Stellenvermittlung (Q.-)H. übernahm. Mitgründerin (1892) und Vorstandsmitglied des Ffter Hauspflegevereins. Frauenrechtlerin der ersten Stunde, u. a. als Mitglied im Ffter Frauenbildungsverein (seit 1894) und in der neu gegründeten Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins (seit 1895) sowie als Vorsitzende der ebenfalls neu geschaffenen Ffter Ortsgruppe des Vereins „Frauenbildung – Frauenstudium“ (seit 1898). Mitbegründerin des Stadtbundes der Ffter Vereine für Armenpflege und Wohltätigkeit (1899). 1899 Umzug nach Karlsruhe, um der Tochter das Abitur zu ermöglichen; aus Anlass des Abschieds und damit verbundenen Ausscheidens aus ihren Ffter Ämtern 1899 Ernennung zum Ehrenmitglied im Hauspflegeverein. 1905 Italienreise mit der Tochter Luise, gen. Liesel, die inzwischen das Abitur bestanden hatte (1904) und nach der Rückkehr ein Studium der Philologie und Kunstgeschichte in Heidelberg begann (ab WS 1905/06). Weitere Italienreisen.
Im Sommer 1907 Rückkehr nach Ffm., wo (Q.-)H. zunächst im Haushalt von ihrer jüngsten Schwester Leonore, gen. Leno, verh. Homberger (1880-1938), und deren Mann, dem Kardiologen Dr. Ernst Homberger (1868-1940), in der Mainzer Landstraße 102, seit dem Tod des Vaters 1908 zusammen mit der Mutter im elterlichen Haus am Röderbergweg 96-100 wohnte. Wiederaufnahme und Intensivierung der sozialpolitischen Tätigkeit, zunächst im Hauspflegeverein, zu dem (Q.-)H. während ihrer Abwesenheit über ihre ebenfalls dort mitarbeitende Schwester in Verbindung geblieben war. In diesem Verein engagierte sie sich nun u. a. im Komitee für das 1905 eröffnete Witwerheim in der Gellertstraße/Ecke Rotlintstraße im Nordend; auch als das (bis 1920 bestehende) Heim für alleinerziehende Väter und deren Kinder 1909 an die Aktienbaugesellschaft für kleine Wohnungen überging, führte (Q.-)H. den Vorsitz in dessen Betriebskomitee weiter. Von 1907 bis 1911 Vorsitzende des Verbands Fortschrittlicher Frauenvereine. Dadurch seit 1907 Vorstandsmitglied im Bund Deutscher Frauenvereine. Mitglied im Verband Ffter Frauenvereine. Mitbegründerin (1907) und Vorstandsmitglied der Ortsgruppe Ffm. des Bunds für Mutterschutz. Vertreterin der Internationalen Abolitionistischen Bewegung (zur Entkriminalisierung der Prostitution), u. a. seit Ende 1907/Anfang 1908 als Vorsitzende des Ffter Zweigvereins und als Mitglied im deutschen Zweigverein der Internationalen Abolitionistischen Föderation (bis 1928). Mitgründerin (1909) und Vorsitzende im Vorstand des Verbands zur Förderung der Armen- und Waisenpflege. Von 1909 bis 1912 Vorsitzende des Ffter Vereins für Frauenstimmrecht; zugleich von 1910 bis 1912 Vorsitzende des Provinzialvereins Hessen-Nassau für Frauenstimmrecht und damit Mitglied im erweiterten Vorstand des Preußischen Landesvereins für Frauenstimmrecht. Mitherausgeberin der Monatsschrift „Frauen-Zukunft“ (mit Hanns Dorn und Gabriele von Lieber, 1910-11). Seit September 1910 Mitglied im Waisen- und Armenamt der Stadt Ffm. Mitarbeit in dessen Plenum und der Kommission für offene Armenpflege sowie (seit 1913) in der Kommission für Kinderpflege. Einsatz für die Ausbildung von Frauen für soziale Berufe, u. a. als Initiatorin des Frauenseminars für soziale Berufsarbeit in Ffm. (1913).
1911 Eintritt in die SPD. Beginn der engen Zusammenarbeit mit
Max Q. für die gesellschaftliche und politische Gleichberechtigung der Frau; 1916 Heirat. Im Ersten Weltkrieg tätig in der Ffter Kriegsfürsorge, u. a. als Mitglied der Centralleitung und Geschäftsführerin der Bezirksstelle VIII (Ostend) der Abteilung Familienhilfe unter der „Centrale für private Fürsorge“, als Mitglied im Nationalen Frauendienst (NFD) und dessen Kommissionen für Berufsberatung und für weibliche Arbeitslosenfürsorge, als Mitglied des Deutschen Ausschusses für Kleinkinderfürsorge. 1916 Wahl zum beratenden Mitglied im Schulvorstand der Fortbildungs- und Fachschulen der Stadt Ffm. Seit 3.6.1917 Mitglied im Ffter SPD-Vorstand. 1917/18 Mitgründerin des Verbands für Altersfürsorge. Engagement für die Bekämpfung von Geschlechtskrankheiten, u. a. als Vorsitzende der vom Verband Ffter Frauenvereine gebildeten „Kommission zum Studium der Sittlichkeitsfrage“ (seit 1918), Beirat im Dezernat der Sittenpolizei beim Ffter Polizeipräsidium (seit etwa 1918/19) und Gründerin der „Beratungsstelle für kranke Frauen und Mädchen“ (1918). Mitbegründerin des Mädchenschutzhauses im Röderbergweg 93 (1919) und des Metaheims in der Hallgartenstraße als dessen Erweiterung (1920) sowie Mitglied im Ausschuss bzw. in der daraus hervorgegangenen Heimkommission dieser bis 1929 bestehenden Einrichtung der Gefährdetenfürsorge. 1919 Wahl zum Mitglied im Plenum des Wohlfahrtsamts der Stadt Ffm. Von 1919 bis 1921 Mitglied im Hauptausschuss des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge.
Am 28.10.1919 zum „ersten weiblichen Stadtrat“ Fft.s gewählt. Amtszeit als unbesoldete Stadträtin im Magistrat von 1919 bis 1924 und von 1926 bis 1933. Zuständig für Wohlfahrts- und Jugendpflege, soziale Ausbildung. Gewählte Vertreterin in zahlreichen städtischen Deputationen und Ausschüssen, u. a. den Ausschüssen für Gefährdetenfürsorge, für Altersfürsorge und für Erwerbsbeschränkten- und Wandererfürsorge beim Wohlfahrtsamt sowie der seit 1928 eingesetzten Deputation für die „Arbeitszentrale für Erwerbsbeschränkte“, und im Aufsichtsrat der Palmengarten AG; ehrenamtliche Tätigkeit als Schöffin. Mitgründerin (1920) und Vorsitzende (1920-33) des Bezirksausschusses Hessen-Nassau der Arbeiterwohlfahrt mit Sitz in Ffm. sowie Mitarbeiterin beim spätestens 1921 gegründeten Ffter Ortsausschuss der Arbeiterwohlfahrt, u. a. durch Schulung ehrenamtlicher Helferinnen für die Arbeiterwohlfahrt in Kursen des Verbands zur Förderung der Armen- und Waisenpflege. Engagement für den 1922 gegründeten Ffter Verein Winternot zugunsten Notleidender angesichts der Inflationszeit. Von 1924 bis 1933 erneut Mitglied im Wohlfahrtsamt der Stadt, aus dem sie bei der Wahl zur Stadträtin 1919 zunächst ausgeschieden war. Mitglied der Wohlfahrts- und der Jugendwohlfahrtsdeputation beim 1928 geschaffenen städtischen Fürsorgeamt.
Am 13.3.1933 Suspendierung vom Amt der ehrenamtlichen Stadträtin; zugleich wurde ihr die „Ausübung von Amtsgeschäften“ mit sofortiger Wirkung untersagt. Am 16.6.1933 Beurlaubung als Mitglied in beiden Wohlfahrtsdeputationen auf Verfügung des NS-Oberbürgermeisters
Krebs. Anfang 1934 Auflösung des Verbands zur Förderung der Armen- und Waisenpflege auf Initiative von Q.-H., um einer nationalsozialistischen „Gleichschaltung“ zuvorzukommen, und damit völliges Ende ihrer sozialpolitischen Tätigkeit. Im August 1943 Flucht aus Ffm. zu Verwandten nach Limburg/Lahn. 1948 Rückkehr nach Ffm. Wohngemeinschaft mit der politischen Weggefährtin
Marie Bittorf in deren Wohnung in Bornheim.
1947 Wahl zur Ehrenvorsitzenden des Frauenverbands Hessen. Ab 1.4.1952 wurde Q.-H. eine städtische Ehrenrente zugesprochen. Am 22.11.1952 Bundesverdienstkreuz am Bande.
Porträtgemälde (von Umberto Boccioni, 1910) in Privatbesitz. Ölporträt (von
Ottilie W. Roederstein, 1926) im HMF.
Chrysostomos Wilhelm Heinrichs, der Vater von Meta Q.-H., erwarb um 1900/03 eine Villa im Röderbergweg 96-100, in der auch Meta (Q.-)H. und später ihr zweiter Ehemann
Max Q. lebten. Das Pförtner- bzw. Kutscherhaus im Garten der Villa diente dem Ehepaar Q. als Arbeitsraum und Bibliothek. Während die Villa im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und nach 1965 niedergelegt wurde, beherbergt das erhaltene Kutscherhaus als „Meta-und-Max-Q.-Haus“ (seit 2009) heute das historische Archiv und die Geschichtswerkstatt der Arbeiterwohlfahrt (AWO).
Gedenktafel (2017) am Dalberger Haus in der Bolongarostraße 186 in Höchst, wo Q.-H. aufwuchs. Grabstätte (als Patenschaftsgrab der AWO Ffm.) auf dem Ffter Hauptfriedhof (Gewann E 743).
Nachlasssplitter im ISG.
Meta-Quarck-Haus, eine stationäre Einrichtung des Ffter Vereins für soziale Heimstätten e. V. zur sozialen Integration psychisch behinderter Menschen, in Rödelheim.
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Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 159f.,
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